Feivel, der Mauswanderer (1986)

An „Feivel, der Mauswanderer“ aka „An American Tale“ habe ich wirklich warme Erinnerungen aus meiner Kindheit. Dabei hat der Animationsfilm von Don Bluth eigentlich erstaunlich viel Kälte und eine sehr düstere, triste, erwachsene Stimmung. Dennoch verbinde ich wenige Werke mehr mit Kindheit, Familie und dem amerikanischen Traum als diese russische Jungmaus, die auf dem Weg in die Staaten von ihrer Familie getrennt wird und sich auf eigene Faust durchschlagen muss. Wenige selbst aufgenommene Videokassetten waren wohl schneller durchgenudelt, keine andere Maus machte zu dieser Zeit mehr Eindruck auf mich. Deswegen schwingt hier selbstverständlich mehr Nostalgie und Subjektivität als in anderen Kritiken mit. Aber ich bin mit Sicherheit nicht der Einzige, der mit Feivels Abenteuer früh Bekanntschaft gemacht hat und für den dieses Immigrationsabenteuer wohl immer einen besonderen Platz im Herzen inne haben wird. 

Don Bluth-Filme sind ja eh höllisch unterschätzt, von „Anastasia“ bis „The Land Before Time“. Doch Feivels Reise fliegt für mich besonders ärgerlich tief unter seinem eigentlich verdienten Status. Von den monströsen Katzen über reife Themen wie Liebe, Freiheit und Familie bis hin zu klasse Songs und einem zuckersüßen Protagonisten - Feivel hat mächtig Eindruck hinterlassen und gefällt mir immer noch super. Nach all den Jahren, nach all den Filmen, nach all der Entwicklung - „Feivel, der Mauswanderer“ bleibt, ist zeitlos und geht mir nah. Von Furcht bis Traurigkeit hin zu Freude und Wiedervereinigung - eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle. Vielleicht keine klassische Schönheit, aber die inneren Werte sind ganz groß. Für manche Kleinen sicher eine größere Prüfung und zeitweise echt fordernd und gruselig - doch es lohnt sich. Mir hat es ja auch nicht geschadet. Don Bluths Werke sind eine Wiederentdeckung wert. Und „An American Tale“ steht ganz oben auf dieser Liste, bei der selbst Walt Disney leicht neidisch würde. 

Fazit: dunkler, reifer, spannender als nahezu alles, was Disney zu dieser Zeit hervorgebracht hatte. „An American Tale“ ist ein wahrer, zu oft übersehener Animationsklassiker. Voller Ernsthaftigkeit und Größe. Eine Ode an das Land der Freien und Einwanderer, eine herzliche Coming-of-Age-Story. Über Mäuse, aber nicht von der Maus. Richtig stark!