Die Welt am Ende, Mel am Anfang einer glanzvollen Zukunft und das Film-Entwicklungsland Australien hatte seinen ersten und einzigen Leinwandexportschlager, „Crocodile Dundee“ mal nicht mitgerechnet. George Millers Debütfilm brauchte kein großes Budget, um weltweit für Aufsehen zu sorgen, was natürlich in erster Linie an der wahnsinnig straffen, geradlinigen und auch brutalen Inszenierung liegt, was hierzulande bis zum heutigen Tag für eine Indizierung reichte. Geht es auch grafisch weniger zur Sache, so ist der Grundton absolut reaktionär und zeigt Selbstjustiz als probates Mittel, um mit seinen Feinden abzurechnen. Das kannte man damals zwar bereits von Eastwood, Bronson und Konsorten, das Neuartige an Millers Film bestand jedoch darin, seine Story in eine Zukunft zu versetzen, die sich einem trostloser nicht präsentieren könnte: Plündernde und mordende Motorradbanden ziehen umher, gegen welche die Polizisten machtlos sind, schöne Gegenden am Strand sind längst von den Vandalen eingenommen und es herrscht Tristesse, wohin man blickt. Kein Wunder, dass der Cop Max nach dem Verlust seiner Familie keinerlei Sinn mehr in seinem Leben findet und eine erbarmungslose Hatz auf die Mörder startet – er wird zu „Mad Max“.
Miller klaut dabei aus allen möglichen Genres, nimmt beispielsweise die Racheelemente alter Western, die Sozialkritik mancher ebenfalls in der Zukunft spielender Science-Fiction-Klassiker der 60er- und 70er Jahre und lässt das Ganze in Form eines Roadmovies der Marke „Duell“ ablaufen. Alles zusammengewürfelt ergab damals tatsächlich einen revolutionären Mix und sämtliche, darauf folgende Endzeit-Actionfilme mussten wiederum bei Millers Erstling klauen. Die schockierende Wirkung auf den Zuschauer ergibt sich heute vor allem aus den nihilistischen, comichaften Bad Guys auf den Motorrädern, die nur noch am Leben sind, um das anderer zu zerstören. Da es keinen erkennbaren Sinn für deren Boshaftigkeit gibt, außer vielleicht die mangelnde Aussicht auf eine hoffnungsvolle Zukunft, gehen die Raubzüge manchmal sehr an die Nieren, vom Überfall auf Max’ Frau und Kind ganz zu schweigen.
Legendär sind natürlich die immer wieder eingestreuten Verfolgungsjagden, die, gemessen am Budget, wirklich hervorragend in Szene gesetzt wurden, sowie die Schlussviertelstunde, als die ganze Wut aus Max heraus bricht und er bei seinen Widersachen keine Gnade walten lässt. Diese Phase prägte seinen Charakter schließlich auch im ersten Nachfolger.
Ansonsten hat der Film im Laufe der Jahre sicher einiges an Staub angesetzt, deshalb sollte man sich von seinem Ruf, der ihm immer noch vorauseilt, nicht allzu sehr blenden lassen. Die Jugendschützer würden heute sicherlich weniger Anstößiges an Derartigem finden und das Thema Selbstjustiz in Filmen ist mittlerweile so ausgelutscht, dass man heute nicht mehr allzu viel Aufregendes darin finden kann. Doch gemessen an seinen beschränkten Mitteln ist „Mad Max“ in seiner Kompromisslosigkeit und Geradlinigkeit immer noch beachtlich und natürlich maßgeblich verantwortlich für den späteren Starkult seines Hauptdarstellers.