Review
von Leimbacher-Mario
Schneegenöter
Arthur Penn... woher kennt man den nochmal? Irgendetwas Großes, Klassisches, Wegweisendes hat der doch gemacht, oder? So mag es einigen Leuten gehen, die Filme von diesem Regisseur sehen und seinen Namen im Vorspann erhaschen. „Bonnie & Clyde“. Diesen bahnbrechenden Gangsterrausch hat der gute Herr inszeniert. Ebenso wie „Night Moves“ und „Little Big Man“, in ihren Genres des Film Noir und Western qualitativ fast ebenso glorreich, eher Geheimtipps insgesamt jedoch. Und dann gibt es da noch „Dead of Winter“ aus noch einer Schublade tiefer in seinem Arsenal - ein winterlicher Thriller über eine städtische Schauspielerin, die in ein altes, abgelegenes Herrenhaus gerufen wird, um eine ausgefallene, ihr verdammt ähnlich sehende Aktress zu ersetzen und ihr Bewerbungsvideo dort zu drehen - nichtsahnend, dass sie dort in eine tödliche Falle getappt sein könnte...
„Dead of Winter“ wirkt öfters wie eine Mischung aus Giallo und „Misery“, aus Klassik und Comic, aus drüber und drunter, aus Mord und Totschlag - macht insgesamt aber definitiv Spaß. Steenburgen als doppelte und dreifache Maid in Gefahr spielt und stöhnt und schluchzt und schreit vollkommen übertrieben, alles wirkt manchmal wie ein monströses Theaterstück und ein Kammerspiel im Delirium - jedoch mit einem höllischen Augenzwinkern und sich dessen (hoffentlich/wahrscheinlich) sehr wohl bewusst. Die Geschichte ist verrückt und lässt schmunzeln, die Beteiligten sind verrückt und lassen schmunzeln, der Winter wirkt verrückt kalt und lässt fast durch die Leinwand bibbern. „Dead of Winter“ ist ein absurdes Vexierspiel, das einen - so abwegig es auch sein mag - einmal am Haken, nicht mehr loslässt. Zwischen Hitchcock, Slasher und Satire. Goldfische und Doppelgänger, Rollstühle und Dachböden, hohle Spiegel und ergiebige Butler, abgeschnittene Finger und selbstspielende Pianos. Ein Cocktail für (mindestens) eine attraktive Leiche.
Fazit: Im Eiskristall der Eitelkeiten. Auch äußerstes Overacting, eine hanebüchene Story und ein sehr zaghafter Aufbau täuschen kaum über den Fakt, dass „Dead of Winter“ ein eiskalter Hingucker und solider Thriller ist. Nicht mehr Penn in Hochform - aber noch sehr gut guckbar. Heute im Zeitalter des Handys und der aufgeklärten, selbstbewussten Frauen wohl kaum mehr vorstellbar...