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Jemand aus der Serienbranche dreht seinen ersten echten Film, ist dabei auch noch gleichzeitig Regisseur und Hauptdarsteller. Kann das gut gehen? Offensichtlich schon, zumindest was den vorliegenden „Garden State“ angeht.

Andrew Largeman, von allen „Large“ genannt, war mal Schauspieler in einer Serie und lebt in LA, wo er sich in letzter Zeit nur noch mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Wie man später erfährt läuft er vor seiner Vergangenheit weg, doch als er von der Nachricht des Todes seiner Mutter aufgerüttelt wird, kehrt er in seine Heimatstadt zurück und muss sich seinen alten Problemen stellen.

Mit seiner ersten Regiearbeit liefert Zack Braff gleich mal erstklassige Unterhaltung ab. Abwechselnd flimmern zum Brüllen komische und furchtbar traurige Szenen über die Leinwand, Braffs Verkörperung des Large erinnert an Bill Murray, wie hier schon jemand anders festgestellt hat. Allerdings ist Large noch mehr „aus dem Leben gegriffen“. Auf der Suche nach dem Glück, auch wenn sich das kitschig anhört, was es zumindest im Film nie ist. Bei Glück wären wir dann bei Natalie Portman, die mich hier erstmals als Schauspielerin überzeugen kann. Bisher kannte ich sie nur aus Star Wars, wo ja bekanntlich nicht gerade die Schauspieler im Mittelpunkt stehen. Ihre Figur, Sam, ist einem sofort sympathisch, und hat eine Tiefe, die schon fast unglaublich ist.

Die Story scheint recht einfach gestrickt, im nachhinein aber ist sie durchaus tiefsinnig. Alle Charaktere haben einen Platz in der Geschichte, sie alle haben ihr Leben im Griff, im Gegensatz zu Large. Der lernt erst nach und nach, was es heißt, Gefühle zu haben, über seine Zwangsneurosen hinweg zu kommen, ein Mensch zu sein. Sein Vater, ein Psychologe, hält ihn seit Jahren unter Medikamenten, aufgrund der falschen Angst, sein Sohn könnte sich was antun. Ian Holm als Vater ist übrigens spitze besetzt, zwar hat er nur wenige Momente im Film, spielt aber herausragend.

Ein Lob geht auch an den Soundtrack, meist sehr melancholisch, was aber immer zur Szene passt. Zusammen mit der Interaktion zwischen Braff und Portman ergibt sich ein stets stimmiges Bild, auch wenn man manchmal nicht weiß, ob man Lachen oder weinen soll. Alle anderen Charaktere dienen mehr oder weniger dazu, Large den Weg zu weisen und ihm zu zeigen, auf was es im Leben eigentlich ankommt.

Braff tut gut daran, mit Effekten zu sparen. Die Schauspieler stehen im Vordergrund und sind auch gut genug, das zu tun. Manchmal läuft eine Szene unter Zeitraffer ab (-> Drogeneinfluss), und Farbfilter scheinen auch ein Lieblingsspielzeug des Regisseurs zu sein. Deren Einsatz ist mir nicht eingeleuchtet, aber gut, es stört nicht wirklich.

Unterm Strich ein toller Film, für mich persönlich eine Tragikomödie erster Güte.

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