Review

Inhalt:

Japan, im Jahre 1844. Die Herrschaft der Tokugawa, die seit 1603 den Shogun stellen, den Militär-Diktator mit uneingeschränkter Macht, steht vor ihrem Ende. Nur noch 23 Jahre wird dieses Regime bestehen, dann wird die Herrschaft der Samurai, mit dem Shogun an der Spitze, enden.

Der Halbbruder des amtierenden Shogun, jüngerer Sohn dessen Vorgängers, ist ein brutaler, verhaltensgestörter Tyrann, eitel und grausam. Matsudaira Naritsugu (Kantaro Suga) schreckt auch vor Mord nicht zurück, so müssen auch der Sohn von Lord Makino (Ryunosuke Tsukigata) und dessen Frau sterben. Weitere Tote durch Mord und Seppuko der Angehörigen sind zu beklagen. Eine Situation die nicht weiter hingenommen werden kann.

So ist denn Verrat geplant: Lord Doi (Tetsuro Tanba) beauftragt seinen fähigsten Mann, Shimada Shinza (Chiezo Kataoka), den verhassten Despoten auszuschalten. Hierzu wird ein Komplott angezettelt, 12 Samurai und Ronin, sollen todesmutig Naritsugu aus dem Weg räumen, Männer wie der tapfere Ronin Hirayama Kujuro (Ko Nishimura). Später stößt noch ein 13. Attentäter hinzu. Ein äußerst gefährliches Unterfangen, das keinesfalls auffliegen darf, ist dies doch Hochverrat, eben auch am Herrscherhaus des Tokugawa-Shoguns!

Gegenspieler der Attentäter ist der Anführer der Leibstandarte Naritsugus, Onigashira Hanbei (Ryohei Uchida). Nach einigem Fintieren und Auflauern soll es in einem verlassenen Dorf, das zur Festung umgebaut wurde, zum alles entscheidenden Show-Down kommen. Es gilt, die zahlenmäßig weit überlegenen Samurai Naritsugus in einen Häuserkampf zu verwickeln, und Naritsugu aus dem Tross seiner Kämpfer herauszuisolieren.

Es entbricht eine lange, dramatische und blutige Schlacht...!

Kritik:

Im Jahre 1963 entstand unter der Regie von Eiichi Kudo für die Studios "Toei" in Japan dieser Klassiker des Jidai Geki (japanischer Historienfilm), der in den letzten 30 Minuten auch zum blutigen, actiongeladenen Chanbara (japanischer Schwertkampffilm) wird. Noch berühmter als dieser Klassiker, ist hingegen das Remake von Takeshi Miike aus dem Jahre 2010, welches natürlich modern-ausgefeilter und noch intensiver gestaltet werden konnte (siehe mein Review auf dieser Webseite).

Die Story wurde von Miike annähernd "1:1" übernommen, Längen wurden indes im Remake ausgemerzt, aber das Original von 1963 ist ebenfalls ein bestechender, süperb-vorzüglicher Jidai Geki/Chanbara. Und als solcher unterhält "13 Assassins" den eingefleischten Anhänger beider Genres mehr als ansprechend.

Die Geschichte wird gedehnt erzählt, die typisch japanische Erzählweise eben, Dialoge und würdige Bildkompositionen. Wieder diese fast schon betörend-subtile Bildführung, authentisch-altjapanische Kulissen in weiter Landschaft, in Schwarzweiß (heutzutage als edles Material geschätzt) kommt das atmosphärisch durchaus gelungen rüber, und wenn es im japanischen Chanbara regnet, hat das immer eine besondere Wirkung. Die Frisuren und Kostüme im Detail ebenso authentisch, doch ist "13 Assassins" auch mit einem Endzeit-Szenario einer ausgehenden Epoche versehen. Nach fast 250 Jahren feudaler Herrschaft, mit ausufernder Korruption und Gewalt, mit einem Verfall verbunden, den auch dieser Streifen aufzeigt.

So braucht es denn 90 Minuten des Aufbaus, Einführung der Figuren, Dialoge und Intrigen, bis das Komplott gegen einen verhaltensgestört-sadistischen Villain steht und dieses in die finale Schlacht mündet, ein langgezogener, actiongeladener Show-Down "13 vs 100+", der seinesgleichen sucht. Längen können bei etwas über 2 Stunden Laufzeit nicht ausbleiben, mehr Raffung hätte diesem oppulenten Film vielleicht etwas besser getan. Doch letztlich verfolgt man die Story der 13 Attentäter gebannt, kann auch dieser Chanbara also den Betrachter fesseln, trotz langwieriger Erzählung. So ist denn "13 Assassins" von 1963 ein großer Film, und längst ein Klassiker seiner Genres.

Auch die Darstellungen konnten gefallen. Allen voran Chiezo Kataoka, der den Anführer der 13 Assassinen verkörpert. Etwas verkrampft wirkend, ob der tödlichen Gefahren, immer der Angst ausgesetzt das inszenierte Komplott könnte auffliegen, agiert Kataoka dennoch mit der Würde eines Samurai. Und das ist denn überzeugend und gekonnt.

Sein Gegenspieler ist Ryuhei Uchida, der den Tyrannen schützt. Seine Figur weiß um die Niedertracht des Schutzbefohlenen, dessen Grausamkeit und Sadismus. Doch ist er als Samurai auch der treue Gefolgsmann seines Herrn, ob der nun bösartig-skrupellos ist oder nicht. Stets mit stoisch ernstem Gesichtsausdruck, so ahnt man denn als Betrachter, dass Uchidas Figur nicht so recht wohl dabei ist, dem Despoten Schutz zu bieten. Das spielt Uchida also ebenfalls überzeugend.

Kantaro Suga agiert als verhaltensgestört-irrsinniger Villain, Angehöriger des Tokugawa-Clans und Halbbruder des Shogun, was seine Machenschaften zunächst deckt. Suga spielt das stoisch, fast abgeklärt. Also kein tobender Schlächter, eher subtil-grausam tötet und verstümmelt er seine hilflosen Opfer, insgeheim und am Ende offen... ist seine Figur feige jammernd ob des nahenden Endes. Auch das spielt Suga solide-optimal.

Dieses Samurai-Drama ist natürlich maskulin dominiert, Frauen kommen zwar im Streifen vor, doch die weiblichen Rollen sind wenig gehaltvoll. Die Darstellerin Sumiko Fuji (in den Credits per englischen Untertiteln Junko Fuji genannt) verliert sich fast schon erwartungsgemäß.

Die Assassinen agieren als Ronin-Samurai-Ensemble, einer ragt indes etwas heraus: Ko Nishimura, charismatisch im Auftreten, und hinsichtlich der Action mit famoser Performance...!

Das bringt mich abschließend zur Kenjutsu-Fightaction, die in der letzten halben Stunde mit einer Endschlacht sondergleichen "13 Assassins" auch zum fast spektakulären Chanbara-Streifen macht. Wie im Remake ist dieser Massenfight natürlich der Höhepunkt, und für die damalige Zeit der Entstehung rockt die Kenjutsu-Fightaction. 30 Minuten Action, für damals schon besonders, ja erstaunlich.

Natürlich kann man beide Endfight-Schlachten nicht vergleichen. Ein derartiges Feuerwerk wie es Takeshi Miike 2010 zündete, kann man hier natürlich nicht erwarten. In den 30 Minuten hier im originären Film kommt es denn auch zu ´Getümmel´ und Umherlaufen der Protagonisten, aber einzelne Action-Szenen können sich -zumal für "Anno dazumal"- sehen lassen: Wenn mit Pfeil und Bogen, aber auch mit dem Speer "gründlich" getötet wird, und in den letzten Minuten auch die Katana-Kenjutsu-Fightaction mit dramatisch-blutigen Duellen anzieht. Für 1963, nur 2 Jahre nach dem bahnbrechenden "Yojimbo - Der Leibwächter" von Kurosawa entstanden, war das packende, knallharte Action, gar mit überraschendem Drive.

"13 Assassins", ein Klassiker des japanischen Samurai-Kinos.

8/10.

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