Review

Na wenn da mal nicht jede einzelne Szene des Films dem Zuschauer seine Herkunft förmlich ins Gesicht schreit: TV Einheitsware. Für das Fernsehen produziert, erstaunlicherweise nicht von den Privaten sondern vom SWR, bietet der Film wenig neues und dürfte wohl wirklich nur für einen anspruchslosen TV Abend genügen, und selbst da sollte man schon viel Sinn für "Heile-Welt TV" haben.

Zunächst einmal gibt es aber gut etwas zu Lachen, denn das man "unseren Lehrer Dr. Specht" mal als Bundeskanzler sehen würde, hätte sicher keiner gedacht. Wenn er dann noch dazu den Pornostar verdächtigen Spitznamen "Big Ben" hat, hat der Film schonmal gut gepunktet. Etwa genauso erstaunt dürfte man dann im Anschluß sein, wenn einem die, wie immer wunderschöne, Andrea Sawatzki mit einem seltendämlichen Akzent versucht klar zumachen, dass sie eine kasachische (!) Putzfrau spielt. Na ja, kommen wir also zur Story.
Big Ben hat Streß. Und zwar nicht nur ein wenig sondern so richtig viel. Zum einen steckt er im Wahlkampf, zum anderen hat ihn seine Frau verlassen um sich mit einem süditalienischen Stecher im Urlaub auszutoben. Also macht sich der Herr Kanzler auf seiner Harley auf den Weg ins nächtliche Berlin und semmelt erstmal gegen eine offene Autotür, die oh Wunder, der Putzfrau Mila gehört. Die hat natürlich erstmal keine Ahnung wenn sie da von der Maschine geholt hat und nimmt den Kanzler erstmal mit in ihre Wohnung wo sie ihm auch gleich ihre beiden Kinder vorstellt. Am nächsten Morgen, der Kanzler ist auf dem Sofa eingepennt, ist die Überraschung bei der Putzfrau groß und beim Zuscahuer macht sich allmählich Langeweile breit.
Natürlich verliebt sich der Kanzler in Mila, die zufällig auch noch im Kanzleramt putzt (allerdings nur in den oberen Etagen, in den unteren wird man so oft angegrabscht.). Sie verliebt sich auch, die Kinder finden den Kanzler auch ganz super und so wäre alles bestens, wenn da nicht die bösen Intriegen aus der eigenen Partei wären. Denn wie sieht das denn aus, wenn der Kanzler ein ganz eigenes "Einfuhrabkommen" mit Kasachstan schließt. So muss der geneigte Zuschauer, sofern er nicht inzwischen abgeschaltet hat oder seelig vor sich hin schnarcht, also zusehen wie sich die Liebenden verlieren und am Ende doch alles wieder in Ordnung ist. Da hält Big Ben kurz einen kitschigen Vortrag auf dem Parteitag und schon ist alles gut. Am Ende fällt dann noch eine Politesse in Ohnmacht und alle haben sich lieb.

Ja, Frank Capra, hätte seine wahre Freude an diesem Film gehabt. Der hat schließlich ähnlich gelagerte Filme gedreht, auch wenn seine wesentlich bewegender, spannender, mitreißender und vor allem sympathischer daher kamen. Denn eines will hier absolut nicht passen, und das ist die Chemie zwischen Atzorn und Sawatzki. Er spielt den Kanzler ähnlich blass und langweilig wie es Gerhard Schröder schon seit Jahren vormacht und sie spielt die Putzfrau viel zu aufgedreht und übertrieben. Zudem hätte man sich doch wesentlich mehr parallelen und Spitzen in Richtung echter Kanzler gewünscht, denn die Grundkonstellation hätte da sicher einige gute Ansatzpunkte geboten. So verpufft der gesamtge Bezug zur Wirklichkeit aber ungenutzt und übrig bleibt ein vorhersehbarer TV Film, der zwar durchaus nicht das schlimmste ist was man im TV zu sehen bekommt, aber doch irgendwie viel mehr hätte sein können. Für eine kleine Ablenkung vom Alltag reicht es sicher, aber mehr ist dann doch einfach nicht drin. Mit viel gutem Willen und für die, wie bereits geschrieben, wieder mal wunderschöne Frau Sawatzki gibt es dann doch noch 4 Punkte.

Details
Ähnliche Filme