Review

Aus der Edition: was wir damals als Kind mal so halb im TV mitbekommen haben und für den heißen Gruselshit gehalten haben, bis es sich als Erwachsener als totaler Käse entpuppte.

Ich hatte neulich nach gut einem Vierteljahrhundert mal wieder den 91er-Klopper „Das Haus der lebenden Toten“ aka „The Haunted“ angesehen und war verblüffend durch eine Spuk- und Besessenheitshandlung gestolpert, die 1A von Amityville bis zum Exorzisten durchgepaust war, aber ziemlich gut beim zahmen Publikum ankam.

Der Film war zwar doof, fand irgendwie kein Ende und erklärte zum Schluss resignativ, dass das Schattenspiel und die irrlichternden Rumpler irgendwann mal aufgehört hätten, aber dennoch lief er heiß bei Hausfrauenpublikum. Ganz toll.

„A House Possessed“, sogar noch zehn Jährchen älter, deutet ja ähnliche Themen an, natürlich denkt man bei solchen Titeln wieder an Höllentore, herumwandelnde Eckdämonen und den großen Exorzismus im Taschenformat.

Aber weit gefehlt, denn was man bekommt, gibt das Sujet dann zunehmend der Lächerlichkeit preis. Wir haben hier also den etwas amtsmüden Popsänger, der, wenn er sich nicht durch seine schrecklichen Chansonballaden leiert (ja, auch so etwas Gruseliges kann einen Horrorfilm auffüllen), dann braucht er eine Kreativpause.

Anno 1981 holte sich der „Crooner“ natürlich am Klinikbett gleich die hübsche Krankenschwester ab, die ihn daheim weiter pflegen soll. Damals ging das noch und Kündigungsfristen gibts ja eh nicht drüben. Daheim, das erweist sich als mysteriös leer stehender Hauspalast, mit unzerbrechlichen Scheiben, weitläufigen Fluren, Solarbetrieb und einem via Kamera operierenden Überwachungssystem.

Wer bis dahin mitgehalten hat, weiß schon, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt, denn das Haus führt sogar schon vor dem Vorspann quasi ein Eigenleben, überwacht unbemerkt die Bewohner und mehr und liefert so eine TV-Blaupause für eine Art künstliche und auch emotional tragbare Intelligenz, die hier eigentlich nur das Kindelein wieder haben will, welches ehedem mal sieben Jahre dort aufwuchs und offenbar Muttergefühle auslöste, ehe es wieder auszog.

In einem Plottwist von luziferischer Raffinesse erfahren wir dann irgendwann in der depperten Handlung, dass Krankenschwester Sheila leider leider gar nicht mehr so genau weiß, was sie die ersten sieben Jahre auf diesem Planeten gemacht hat, was auch ohne mentale Bocksprünge erklären würde, warum mehrere Leute Sheila Margaret nennen und das Haus mit Geisterstimmen auch nach einer Margaret verlangt. Tiefsinniger wird es dann auch nicht.

Was passiert sonst noch, außer dass man sich zwei bis drei Balladen anhören, die einem die Fußnägel aufrollen? Naja, dass sich die Leads irgendwann näher kommen, dürfte ja wohl klar sein, aber bevor es zum Koitus uninterupptus kommt, sind schon zwei Drittel vergangen und sie hatte schon einmal nein gesagt. Zwischendurch taucht noch eine Model-Uschi mit Besitzansprüchen an unseren Sangeshelden auf, die nicht mitbekommt, dass sie schon in der „friendzone“ ist, bis ihr bei der Morgendusche etliche Hektoliter Blut über den Kopf gesprenkelt werden. Ob das nun wirklich oder eine Einbildung war, lässt der Film übrigens nachlässig offen, wundern tun sich die Protagonisten nicht wirklich darüber, die Dame reiste dann halt schnell ab, was soll man da noch groß diskutieren (mglw die roten Flecken, aber pfff...)

An Nebenfiguren gibt es sonst nicht viele: Slim Pickens gibt einen Colonel-Parker-Agenten, der nach der Begegnung mit einem explodierenden Spiegel sein Leben aushaucht; Altstar Joan Bennett taucht als leicht bemackte „Rag Lady“ ein paarmal auf, um basic exposition zu spielen und nach Erfüllung ihrer Infopflicht sofort in einen angeblich kochenden Swimming Pool zu fallen (der sich in zwei Minuten aufgeheizt hat!!!) und K.Callan spielt eine freundliche Ortsbibliothekarin, die eine letale Begegnung mit dem Garagentor hat, wobei sie drehbuchgemäß minutenlang nur rumkreischt, anstatt einfach mal auf den Rücksitz zu steigen, wo sie dem Tode hätte in Ruhe entgehen können.

Wirklich gruselig ist eigentlich nur die – nicht sonderlich gut entwickelte – Vorstellung eines KI-Hauses, welches sich in ein kleines Mädchen verguckt hat und nun eifersüchtig alles meuchelt, was es wieder weggehen lassen könnte. Und jetzt mal alle Hände hoch, die nicht erwartet haben, dass es am Ende in der Butze brennt? Keiner? Hab ich mir gedacht.

Wer mag, kann das hier als Hausfrauenhorror bezeichnen, immer schön lange Dialog- und Herzschmerzpausen machen, wenn was Aufregendes war, denn morgen ist ja Wäsche und Steuererklärung und da muss man ausgeruht sein. Dennoch hat das einigen Kindern in den USA ordentlich Muffe gemacht, ich hab allerdings bei all dem Weichzeichner doch eher lange Zähne bekommen und halte „Burnt Offerings“ und „Amityville 79“ für bessere Möglichkeiten, sich mit besessenen Häusern die Zeit zu vertreiben. (3/10)










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