Daniel und vor allem seine Freundin Susan schaffen es nur schwerlich, sich von ihrer Arbeit loszureissen, um ihren Urlaub anzutreten. Sie machen sich auf den Weg zu einem Tauchurlaub, zusammen mit einer Gruppe anderer Touristen. Auf offener See tauchen die 20 Amateure in Gruppen hinab, unser hochnäsiges Pärchen macht mal wieder sein eigenes Ding. Als sie später wieder auftauchen, stellen sie entsetzt fest, dass sich ihr Boot entfernt hat, und auch nicht umkehrt. Trotzdem hoffen sie zunächst auf einen vorübergehenden Zustand, doch an Bord ist sich die Crew durch einen Schreibfehler sicher, alle dabei zu haben und fährt heimwärts. Die Vorgeschichte ist interessant erdacht und vermittelt nicht nur durch die naturgetreue Wiedergabe des Urlaubsflairs mit allen Tücken, was jedem passieren könnte. Glaubhaftigkeit stand beim Drehbuch offensichtlich ganz weit oben, schließlich basiert es auch auf wahren Begebenheiten. Auch bei der Umsetzung hat das kleine Team um Chris Kentis (Buch, Regie, Kamera, Schnitt, ) ohne jeden Anflug von Effekthascherei gearbeitet. Geringes Budget als Tugend könnte man meinen, doch das Ergebnis sieht anders aus. Sehr schleppend baut sich die Bedrohung aus der Tiefe auf, denn zunächst paddeln die beiden endlos lange umher, ihre Hoffnung zwar nicht verlierend, aber sich nach wenigen Stunden bereits angiftend. Tatsächliche Dramatik, sowohl auf Thriller- als auch auf Dramenebene gibt es erst in der zweiten Hälfte und auch dort nur für wenige Minuten. Behäbig wie ein besseres Urlaubsvideo bekommen wir mit, wie eine Qualle schmerzt und auch die Haie, welche vorbeischauen, sind natürlich potentielle Gefahrenquellen. Die Vorstellung im Meer zu treiben ist zweifellos unangenehm, hier jedoch nur wenig ausgekostet, bzw, nur angerissen. Ein Vergleich zu "Der Weisse Hai" oder dem neueren "Red Water" etwa wird der Sache also kaum gerecht, Chris Kentis versucht mit minimalistischen Mitteln die Spannung zu erzeugen, die umgebungsbedingt an den beiden Charakteren klebt. Keine Renaissance des Haihorrors, vielmehr geht es darum, die beiden Figuren jenseits ihrer technisierten Businesswelt auf sich selbst gestellt zu zeigen, der unberechenbaren Natur plötzlich und hilflos ausgeliefert. Die Erkenntnis über solch missliche Lagen ist allerdings auch nicht sehr neu und das Exempel haut kaum jemanden vom Hocker. Die Frage ist halt bloß, wer zuerst dran glauben muss, denn die Identifikation mit den beiden arroganten, unentspannten Urlaubern ist nur bedingt gegeben. Deren Streitereien wirken auch mehr wie eine Pflichtübung, ja anfänglich wie nette Unterhaltung. Trotzdem ist "Open Water" ein beachtliches Debut, das technisch schon recht ausgereift wirkt und auf weitere Filme hoffen lässt, einzig das etwas öde Drehbuch dürfte nicht jedermanns Geschmack sein, um sich über die gesamte Laufzeit unterhalten zu fühlen. Wahrscheinlich ist die Realität in solch einer Extremsituation auch nicht über die Gesamtstrecke ständig abwechslungsreich, womit "Open Water" sein Ziel der Authentizität erreicht hätte. Andererseits fragt man sich nach so einem (zwar schönen) Ende, wieviel von solch einer "wahren Begebenheit" denn an Land gekommen sein kann.
Fazit: Kleiner Chiller-Thriller. Das ständige Geplätscher wirkt immerhin beruhigend. 4/10 Punkten