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Basierend auf einem tatsächlichen Fall drehte Regisseur Chris Kentis diesen kammerspielartigen, extrem spannenden Hochsee-Schocker: Susan und Daniel wollen sich von ihrem Arbeitsstress erholen und ihrer angespannten Ehe etwas Ruhe gönnen. Also fliegen sie in den Urlaub, flanieren an tropischen Gewässern und begeben sich schließlich auf einen Gruppentauchgang auf dem offenen Meer. Als sie nach einer halben Stunde wieder an die Oberfläche kommen, der Schock: Ihr Boot ist ohne sie abgefahren. Zuerst warten sie darauf, dass man sie sucht und findet. Doch als sie feststellen, dass die Strömung sie immer weiter von ihrem ursprünglichen Ort abtreibt, und niemand kommt, um ihnen zu helfen, erfasst sie die Panik.

Dieser beängstigende und nachhaltig verstörende Albtraum-Thriller beweist, wie man mit einfachsten Mitteln und unter Verzicht auf herkömmliche Effekte schweißtreibende Hochspannung erzeugen kann. Die Story ist so schlicht, dass sie absolut glaubhaft wirkt - und tatsächlich wird ja immer wieder von derartigen Fällen berichtet. Dabei bewirkt die unaufgeregte Inszenierung eine unglaubliche Verstärkung - die minimalistische Darstellungsweise erinnert streckenweise beinahe an Filme der Dogma-95-Bewegung. Diese Einfachheit ist es, die die Handlung so realistisch und damit unerträglich beängstigend macht.

Und auch die Figuren sind rundum glaubhaft: Sie sind Alltagsmenschen, die ihr gesamtes Wissen über den Ozean aus Dokumentarsendungen haben. Sie können keine raffinierten Tricks anwenden, sind sich nicht schlüssig, wie die beste Lösung aussehen könnte, sind keine Überlebenskünstler. Diese Hilflosigkeit macht sie zu Figuren, mit denen sich der durchschnittliche Zuschauer bestens identifizieren kann - was die Intensität der Szenerie noch deutlich erhöht. Dazu trägt auch der ruhige Anfangsteil bei: In intimen Szenen - Daniel und Susan putzen sich die Zähne, liegen nackt im Bett, streiten sich - werden hier aus bloßen Figuren echte Menschen gemacht, mit denen man dann im späteren Teil umso intensiver mitfiebert.

Die einzigen kleinen Schwachstellen sind formaler Natur: Zum einen stört es mit der Zeit ein wenig, dass die Kamera meistens einen Blick von schräg oben auf die beiden im Meer Treibenden wirft. Wäre sie auf Augenhöhe der beiden, hätte der Zuschauer die Unüberschaubarkeit, die Orientierungslosigkeit der Situation wohl noch intensiver erleben können. Und auch die Spannungsmusik wird an manchen Stellen zu penetrant. Dafür entschädigt "Open Water" aber mit einer irre spannenden und mitreißenden Story, gruseligen Bildern - besonders die Gewitterszene gegen Ende ist so atemberaubend wie albtraumhaft - und überaus realistischem Setting. Auch Tierfreunde dürften sich freuen: Auch wenn Haie hier als Bedrohung dargestellt werden, sind sie keine reißenden Bestien, sondern nur Teil der Natur - einer Natur, der gegenüber der Mensch hilflos und schwach ist, wie dieser Film eindrucksvoll und verstörend unter Beweis stellt.

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