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In der Zukunft befinden sich Asien und Europa in einem seit fünfzig Jahren andauernden Krieg, dessen Auswirkungen auf Umwelt und Bevölkerung verheerend sind. Der Wissenschaftler Kotaru Azuma forscht nun im Auftrag der überalterten japanischen Führungs-Riege an den von ihm selbst gerade neu entdeckten "Neo-Zellen" herum, mit denen man genetische Krankheiten heilen und Menschen künstlich verjüngen könnte. Als Versuchs-Objekte dienen ihm dabei die Körperteile der in der "Zone 7" getöteten Zivilisten, allerdings verlaufen sämtliche Experimente ohne Erfolg. Das ändert sich, als eines Tages buchstäblich der Blitz im Laboratorium einschlägt, worauf hin sich die einzelnen Gliedmaßen zu kompletten Körpern regenerieren, die auch prompt aus dem Bottich voller Nährlösung steigen. Die meisten dieser übermenschlich starken "Neo-Menschen" werden von den herbeigerufenen Wachmannschaften an Ort und Stelle exekutiert, doch einigen wenigen gelingt die Flucht in ein abgelegenes Schloss, von wo aus sie einen Vernichtungszug gegen die Menschheit planen. Dr. Azuma reanimiert darauf hin seinen im Krieg gefallenen Sohn Tetsuya und steckt ihn in einen speziellen Körperpanzer, damit sich dieser als "Casshern" der feindlichen Bedrohung entgegenstellt... Im direkten Vergleich mit dem amerikanischen "Sky Captain and the World of Tomorrow" und dem französischen "Immortal", deren Sets und Kulissen ebenfalls nachträglich im Computer entstanden sind, ist der japanische "Casshern" sicherlich der eindrucksvollste Film... und das nicht nur, wenn man sich vor Augen hält, dass Regisseur und Drehbuchautor Kazuaki Kiriya mit einem recht läppischen Budget von gerade mal fünf Millionen Dollar werkeln musste. Diese klägliche Summe hat allerdings dennoch ausgereicht, um einen extravaganten Bildrausch auf die Leinwand zu zaubern, von dem sich so manch "ernsthafterer" Science-Fiction-Streifen noch 'ne Scheibe abschneiden könnte. Basierend auf einer Zeichentrick-Serie aus den 70ern, die inhaltlich hier offenbar vollumfänglich adaptiert wurde, ist aus "Casshern" ergo eine Art Live-Action-Anime geworden, der bisweilen mit einer ermüdenden Dialogkastigkeit daherkommt und dessen auf den ersten Blick recht ausschweifende Laufzeit von 142 Minuten noch nicht wirklich ausgereicht hat, um sämtliche kurz angerissenen Ideen und die schiere Motiv-Vielfalt vernünftig unterzubringen. Innerhalb einer verschwurbelten Erzählweise voller Flashbacks, Ortswechselund bombastischen (!) Action-Sequenzen geben sich da Kriegsfilm-Anleihen und reanimierte Soldaten à la "Universal Soldiers" ebenso die Klinke in die Hand wie eine auf Biegen und Brechen eingefriemelte, esoterisch angehauchte Message, eine tragische Liebesgeschichte und das futuristische Gedöns einer auf Retro gestyleten Science-Fiction-Welt. Das packt kein Story-Konstrukt. Als verkappte Warnung vor totalitären Regimes mag man den Film aufgrund seiner beliebigen Interpretierbarkeit und der Verweigerung einer strikten Trennung zwischen Gut und Böse übrigens nicht annehmen und auch die finale Friedens-Botschaft empfindet man da nur als aufgesetzt... von der Warte aus betrachtet lässt "Casshern" so einiges zu wünschen übrig. Regelrecht überwältigend ist hingegen die Optik geraten, die den Betrachter mit ihrer visuellen Extravaganz schier erschlägt und beinahe mühelos die gestalterischen Grenzen zwischen Animations- und Realfilm verwischt. Um auf "Casshern" klar zu kommen, empfiehlt es sich also, den trashigen Inhalt zu ignorieren und sich stattdessen voll und ganz auf die präsentierten Bilder zu konzentrieren... denn nur so ist man auch in der Lage, das Ganze als einen neuen Meilenstein in Sachen VF/X-lastigem Effekte-Kino zu begreifen. Vom reinweg künstlerischen Standpunkt aus betrachtet ist "Casshern" nämlich nicht weniger visionär als Ridley Scotts "Blade Runner".

8/10

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