Ein Film wie Die Bestien ist schon ein wenig kurios. Er stammt aus der Zeit, als Ivan Reitman noch kantigere Filme wie zum Beispiel auch Parasiten-Mörder produziert hat. Und so erklärt es sich dann vielleicht, wie dieser Streifen, der ebenfalls von dem Mann, den man heute eher mit Erfolgsfilmen wie Ghostbusters assoziiert, betreut wurde, in einen deutschen Vertrieb durch ausgerechnet Beate Uhse passt, einen Verleih, den man aus der Natur heraus mit Sexfilmen in Verbindung bringen würde.
Die Bestien ist kein Erotikfilm. Es ist auch nur bedingt ein Reißer, der durch seine graphische Gewaltdarstellung auf sich aufmerksam macht. Und dennoch umwabern den Film Schwaden der Menschenverachtung, die in einem desillusionierten Cop stilisiert werden, welcher regungslos mit der Waffe in der Hand auf einen brennenden Verbrecher blickt. Er macht keine Hilfsversuche. Er drückt nicht einmal ab, um das Leiden zu mindern. Aus seinen Augen spricht pure Mißgunst.
Als Aufhänger bedient man sich eines Katastrophenszenarios, entnimmt bei behäbigem Einstieg quasi über einen Stromausfall das Segment der Plünderung, Brandschatzung und des Mordens. Stück für Stück eingeführte Täter und Opfer finden in Die Bestien zusammen, als entflohene Kriminelle ein Wohnhaus betreten und die Sicherheit intern zersetzen. Hierbei nutzen sie das Vertrauen an Uniformen aus und den sorglosen Umgang der Bewohner mit Flurpassanten, da ein Wachdienst gegenüber der Eskalation auf der Straße eine scheinbare Sicherheit entgegen setzt. Weit gefehlt.
Mit zunehmend angeheizter Stimmung weichen die unberechenbaren Gauner von ihrem Vorhaben ab, die Bürger im Stillen um ihr Erspartes zu bringen. Sie scheinen in einen Blutrausch versetzt, fallen zurück in ihre Zwänge, so daß die betroffenen Bürger vor Vergewaltigung und anderen sadistischen Spielen mit ihrem Leben nicht mehr sicher sind. Anstatt dabei auf Effekthascherei zu setzen, genügen in Die Bestien oft Mittel wie das Spiel mit einer Beatmungsmaschine, um dem moralbewußten Zuschauer die Kehle zu schnüren.
Es gibt durchaus hilfsbereite Mitmenschen in diesem Film, jedoch werden sie alle gewissermaßen Spielball triebhafter Handlungen. Selbst auf der Straße führt die Suche nach Hilfe in Die Bestien zu wenig Erfolg. Den erwähnten Polizisten saugt diese Situation in diese Vigilante-Haltung, läßt ihn gewissermaßen gegenüber diesem Terror zu einem urban gezeichnetem Vorgänger McClanes in Stirb Langsam werden.
Darüber hinaus gibt es leider zu wenig Spuren einer Haltung. Die Darstellung der “Bestien” – allen voran die überzeugende Verkörperung schieren Wahnsinns durch Robert Carradine – geht konform mit dem gesamten Moloch einer in Ausnahmesituation befindlichen Stadt, in der die Sozialethik mit Füßen getreten wird. Es handelt sich um eine verallgemeinernde Beobachtung, die wenngleich heute in den Grundfesten noch aktuell, speziell im Kino der 70er im Prinzip schon ein eigenes Sub-Genre bildete.
Für Die Bestien setzt man nun eine Vielzahl von Episodenschnippseln aus gewohnten Szenarien zusammen. Beantwortet wird die Bedrohung durch einen Ritter des Rechts auf einem Kreuzzug, der lediglich gestützt wird von den letzten Gläubigen an das Gute im Menschen. Der tätlich voranschreitende Retter jedoch kommt nicht umhin sich auf dem Niveau seiner Gegner zu bewegen, wenngleich er Unschuldigen gegenüber Menschlichkeit beweist.
Letztlich bietet Die Bestien jedoch lediglich ein offen gelassenes Dilemma der durchgreifenden Exekutive. Der Held des Tages überschreitet seine Grenzen als Ordnungshüter, was ihn moralisch des Amtes enthebt. Auch er scheint seine Ratio abgelegt zu haben. Auch er ist eine “Bestie” geworden.
Mit diesem Eindruck wird der Zuschauer aus dem Film entlassen. Er hat Menschen in Not gesehen, Chaos, Verwüstung, Anarchie, Leid und Verfall. Es handelt sich um Bilder, die von der großen Leinwand bekannt sind, die selbst in Europa bereits in multiplen Epigonen mündeten. Die Bestien ist nichts Neues, nichts Nachdenkliches oder Erleuchtendes. Dennoch ist der Film zu aufwühlend, um auf unterhaltende Weise Freude zu bereiten.