"When I turned nine" ist ein ganz wunderbarer nostalgischer und leicht melancholischer Film übers Entdecken der ersten ernsthaften Werte und Gefühle im Leben. Obwohl Kinder die Hauptakteure sind, soll der Film wohl hauptsächlich die jungen Erwachsenen ansprechen ; sie sollen bewegt durch diesen Film verklärt in ihre eigene Vergangenheit schauen und sich munter mit einer Figur identifizieren. Das fällt auch nicht wesentlich schwer und obwohl das Buch zum Film 2002 ein Bestseller war, blieb der Film hinter den Erwartungen zurück.
Irgendwann Ende der 70er bzw. Anfang der 80er Jahre an einer koreanischen Grundschule in einem Dorf. Die Verhältnisse sind einfach und das Geld ist knapp, dennoch ist das Leben herzlich und die Menschen genügsam. Es beginnt das dritte Schuljahr und der neunjährige Baek Yeo-min ( gespielt von Kim Seok ) macht sich auf den Schulweg. Er verabschiedet sich von seinem Vater ( gespielt von Ji Dae-han ) und seiner nach einem Arbeitsunfall sehbehinderten Mutter ( gespielt von Jeong Seon-kyeong ). Auf dem Schulweg trifft er seine beiden besten Freunde und Klassenkameraden ; den Jungen Shin Ki-jong ( gespielt von Kim Myeong-jae ) und das Mädchen Oh Keum-bok ( gespielt von Na Ah-hyeon ). Baek Yeo-min ist sowas wie ein Bandenführer oder "Captain" seiner Klasse, er ist ein guter Kämpfer und damit steht er in der Hierarchie ganz weit oben.
In diesem Schuljahr kommt eine neue Schülerin in seine Klasse. Die hübsche aber recht eingebildete Jang Woo-rim ( gespielt von Lee Se-yeong ) kommt aus Seoul und erzählt sofort von ihrem Daddy aus Amerika. Sie kommt aus reichen Verhältnissen, trägt zu den weissen Schuhen auch weisse Socken und sieht ein wenig wie eine Prinzessin unter lauter einfachen Kindern aus. Sie bekommt den Platz neben Baek Yeo-min und sofort beginnt eine Eigendynamik in der Klasse.
Einige Kids finden ihre Prahlerei toll und schlagen sich auf ihre Seite, andere stellen ihre Geschichten in Frage und bilden die Gegenseite. Besonders Oh Keum-bok reagiert empfindlich eifersüchtig auf die in ihren Augen nur angebende Jang Woo-rim. Baek Yeo-min allerdings mag sie, wird von ihr aber bitter abgekanzelt, verteidigt und rettet sie im weiteren Verlauf immer wieder. Es entwickelt sich eine unschuldige aber ungemein mitreissende Romanze zwischen zwei Kids, köstliche Situationen in denen die Kids eigentlich schon fast Erwachsene spielen, die aber dennoch glaubhaft bleiben, weil es niemals auch nur einen Millimeter zu weit geht.
Ich will somit garnicht zuviel verraten, diesen Film sollte man eh selber gesehen haben. Die langsame Selbstfindung der Kids, ihre Standortbestimmung in der Gruppe und die Entdeckung von Werten wie Liebe und Achtung bzw. auch besonders Ehrlichkeit, machen diesen Film zu einem Erlebnis. Die jungen Schauspieler/innen sind mit Ausnahme von Lee Se-yeong keine Profis und stehen wohl zum ersten Mal vor der Kamera. Diese Tatsache ist mir während des Films nicht aufgefallen.
Die Bilder sind oftmals ruhig und vermitteln die Melancholie eines Zurücksehens in die eigene Vergangenheit, dazu passend die leichten Klavierklänge mit Geigen untermalt und schon entsteht die perfekte Atmosphäre.
Die Story ist über jeden Zweifel erhaben, die verschiedenen Handlungsstränge intelligent und aufeinander abgestimmt. Ohne je einen Zeigefinger zu erheben wird hier spannendes Kino gemacht, leicht anzuschauen aber dennoch mit hoher Aussagekraft. Wenn die Story einen Schwachpunkt hat, dann den dass die Melodramatik der Schlüsselszene am Ende leider aufgesetzt wirkt. Diese Szene soll eigentlich mitreissen und bewegen, ich fühlte mich dabei so ein wenig wie der Lehrer ; der fragt Jang Woo-rim recht abgeklärt ob sie nun fertig sei, dann könne sie sich die Tränen abwischen und gehen. Da wäre weniger bedeutend mehr gewesen.
Ansonsten ist "When I turned nine" ein sehr empfehlenswerter und wunderschöner Film für einen melancholischen Abend zu zweit ; einfach den Film geschehen lassen und sich an seine erste unschuldige Schwärmerei erinnern.