Ich bin nun wahrlich kein Piratenexperte. Diese Zeiten sind seit der frühen Kindheit vorbei und auch noch recht angenehmes Popcorn Kino mit Fluch der Karibik konnte mich weder zum Aufstöbern alter Klassiker noch zum ansehen der Fortsetzungen bewegen. Mangels Alternativen im TV und wegen des Mitwirkens von George Hilton, der mir durch Western wie Django - Sein Gesangbuch war der Colt oder den Giallo Der Schwanz des Skorpions recht positiv in Erinnerung geblieben war, habe ich mich letztlich für Allein gegen die Freibeuter entschieden. Bis eben wußte ich allerdings noch nicht, daß Regisseur Vertunnio de Angelis gerade noch den obskuren Il Ribelle di Castelmonte inszeniert hat. Sofern er nicht auch bisher unerkannt unter Pseudonymen gearbeitet hat, beziehungsweise selber ein solches ist, im eher auf Massenproduktion ausgelegten Italien ein schlechtes Zeichen.
Man merkt meiner Wortwahl vielleicht schon an, daß der Film gar nicht mal so gut ist. Im Grunde entführen auch nur ein paar Piraten eine Prinzessin und dieser Ansatz ist so banal und auch in den 60ern schon ausgelutscht, daß man sich nicht weiter drüber auslassen muß. Schiffe gibt es zwar zu sehen, so richtig spektakulär werden diese allerdings nicht ins Bild gerückt. Ich hege den Verdacht, daß hier hauptsächlich Stock Footage von Piratenschiffen in Verbindung mit Darstellern in Kulissen verwendet wurde. Die Piraten selber sehen sehr nach Pipi Langstrumpf aus. Die Kleidung ist bunt zusammengewürfelt und sauber. Besonders hervorstechend die wunderbar trashigen Totenköpfe an den Hüten.
Aufsehen erregt dann der maskierte Retter, der in seinem Strumpfhosenoutfit für einen deftigen Lacher sorgt. Wahlweise ist dieser als Live Action Turtle ohne Panzer oder eine Mischung aus 60er Batman und Ninja zu verballhornen. Leider war dies auch schon das einzige richtige Highlight. Selbst eingefügte Standardblöcke wie das klassische Saufgelage mit tanzender Piratenbraut, welches irgendwie auch an die gewohnte mexikanische Fiesta im Western erinnert, wirken lieblos heruntergespult. Die durchaus attraktive Tänzerin wird dadurch sogar sinnlos verheizt.
Am Anfang hatte ich noch das Gefühl, man könne Allein gegen die Freibeuter zumindest als belanglose Unterhaltung laufen lassen, was mit aufgrund meines rebellierenden Weisheitszahns sogar ganz lieb gewesen wäre. Im späteren Verlauf entwickelt sich der Film allerdings eher zur langweiligen Tortur, so daß es mir bald schwerer fiel, bis zum Ende durch-, als meine Zahnschmerzen auszuhalten. Insofern möchte ich vom Genuß dieser Zeitverschwendung abraten. Sicherlich sind Kindheitseindrücke oft trügerisch, aber ich glaube, wenn alle Piratenstreifen damals so schlecht gewesen wären, hätte ich das selbst im verklärten Blick der Jugend gemerkt. Ich bin mir also sehr sicher, daß im Genre wesentlich bessere Alternativen existieren.