Achtung, Spoiler inside.
Buuh, es ist wieder soweit. Wieder einmal wird uns ein düsterer SF-Horror als das Top-Ding überhaupt untergeschoben, als hätten wir sowas noch nie gesehen. Dabei kann jedoch gleich abgewunken werden. Abgesehen von der Tatsache, daß "Event Horizon" tatsächlich sorgfältig gemacht ist und definitiv ansehbar, ist er dennoch ein flottes Aufkochen bekannter Versatzstücke aus früheren Filmen.
Schauen wir doch mal, wer da alles aufeinander trifft: Haunted House meets Lifeforce meets Alien meets Hellraiser. Alles durch den Filter gegossen und wir haben "Event Horizon". Na gut, das ist an sich noch nicht verwerflich. Einigermaßen geschickt gemacht ist es ja auch, wenn das SF-Element auch nur als Aufhänger dient, als Nährboden - der Rest ist Horror pur.
Also noch mal sichten: Crew plus Wissenschaftler wird auf Rettungsmission für plötzlich wiederaufgetauchtes Prototypschiff losgeschickt. An Bord sind alle reichlich tot, dafür gehen andere seltsame Dinge vor. Das ist alles recht spannend gemacht, vor allem die Atmosphäre des Riesenraumer geht durchaus unter die Haut. Trotzdem ahnt man alles Nötige, sobald Sam Neill als Wissenschaftler erst einmal aufklärt, was an der "Event Horizon" denn alles so besonders ist. Der Gag mit der Gefahr des überlichtschnellen Raumflugs, der für die Insassen zur "Hölle" wird, also ihre Psyche irreparabel schädigt, ist sogar uralt (minimum von Stephen Kings Shortie "Travel" geklaut). Von da an wird es recht einfach gemacht - keiner ahnt, wo das Schiff gewesen ist und was es daher mitgebracht hat - weswegen es jetzt eine Art eigenes böswilliges Bewußtsein hat.
Es folgen also reichlich spukige Ereignisse, die uns trotzdem nicht erklären, weswegen alle Leute auf definitive Halluzinationen (oh, mein Kind ist doch nicht auf der Erde, es ist hier auf einer Neptun-Umlaufbahn) wie die Deppen reagieren, anstatt sich zurückzuziehen oder Sam Neill plötzlich aus dem Stand ausklinkt. Zwar ist es noch einigermaßen Überraschung, daß der Mitreisende am Zielort nicht Identifikationsperson, sondern Überschnapper Nr.1 wird, doch wie, wann und warum das geschieht, wird ausgelassen. Alles weitere ist schön nach Schema F und reichlich vorhersehbar, wenn die wackeren Weltraumretter schön auf die Schnelle aufgerieben werden und den Showdown hat man uns vorher auch schon mit roter Warnmarke angezeigt. Allerdings sind manche Parallelen (vor allem zu Alien und Hellraiser) zu intensiv angelegt und verderben die Freude.
Splatterfreunde werden jedoch sicherlich recht zufrieden sein, wenn hier Leute flott ausgenommen werden, apokalyptische Visionen von sich zerreißenden Leuten durchs Bild schwirren etc und auch die Action kommt nicht zu kurz, wenn wir sie auch schon irgendwoher kennen. Wahrhaft atmosphärisch dabei die aufgenommenen Botschaften der alten Besatzung, die gar grausig daherkommen. Leider wird uns anschließend mal wieder ein platter Schlußgag mit auf den Weg gegeben.
So bleibt unter dem Strich nur gut gemachte Standardware mit reichlich Klauerei, die bei jüngeren Semestern, die seit ihrem achten Lebensjahr an akuter Effektüberladung leiden, gut ankommen dürfte. Alle anderen finden hier einen passablen, mitunter auch spannenden Raumschiffgrusler vor, bei dem nur stört, daß man dauernd den Nebenmann anhaut: "Paß auf, jetzt macht er bestimmt gleich..." . Und kurz darauf gibt's "High Five" (6,5/10)