Review

Der Name Paul Anderson in Verbindung mit einem Film, ist für mich so etwas wie eine grellrot aufblinkende Warnleuchte, die mir versinnbildlichen soll: „Vorsicht, Schwachsinn inside“.Die Erfahrung hab ich bisher noch mit jedem Film von Anderson gemacht, egal ob nun „Soldier“, „Resident Evil“ oder „Mortal Kombat“. Ich will Anderson gar nicht absprechen, das er durchaus einen Blick für eine gute Optik hat, aber seine Film sind doch nicht mehr als sinn- und seelenlose Machwerke, die man genauso schnell wieder vergessen at, wieman sie gesehen hat. Ich hatte „Event Horizon“ 1997 im Kino gesehen und seit her nicht mehr das Bedürfnis gehabt ihn mir noch mal anzuschauen. Als ich nun billig die DVD bekommen habe, war die Neugierde dann doch größer, als die erwähnte Warnleuchte.

Zunächst mal das positive. „Event Horizon“ ist sicherlich der beste Anderson Film den ich gesehen habe. Optisch sehr düster, und mit einigen sehr gelungenen Kamerafahrten zeigt Anderson das er auf diesem Gebiet durchaus seine Qualitäten hat. Leider reicht das eben nicht aus, um aus einem Film auch einen guten Film zu machen. Die Story zeigt einmal mehr, dass Anderson das Wort Eigenständigkeit wohl nicht in seinem Wortschatz führt. Der gesamte Film präsentiert sich als wahllos zusammen geklaute Mischung aus „The Shining“, „Hellraiser“, „Alien“ und so ziemlich jedem Spuckhaus Film der Filmgeschichte. Dabei gelingt es Anderson aber nicht die einzelnen Fragmente zu einem einheitlichen Gesamtbild zusammen zu fügen. Er hetzt von Szene zu Szene, immer ist irgendwo Action oder erwartete einen der nächste Scare-moment, es bleibt keinerlei Pause um sich der Geschichte oder den Charakteren zu widmen. Bereist nach wenigen Minuten ist die Vorgeschichte abgehandelt und es beginnt das was den Zuschauer 90 weitere Minuten lang fesseln soll, aber zumeist doch ehr anödet.

Die Story ist dabei so einfach wie altbekannt. Ein Wissenschaftler hat ein neues Raumschiff gebaut, das war 7 Jahre lang verschwunden taucht wieder auf und eine Crew soll hinfliegen und feststellen was passiert ist. Dumm nur das das Schiff in einer anderen Welt war und von dort Tod und Wahnsinn mitgebracht hat. So hat die Crew dann schon bald Wahnvorstellungen, und obwohl sie alle wissen das die Sachen nicht real sind, reagieren sie doch gnadenlos dumm und lassen sich von den Visionen in den Tod führen, immer schön einer nach dem anderen damit man auch gut nach dem 10 kleine Negerlein Prinzip vorgehen kann. Dann wird aus absolut nicht nachvollziehbaren Gründen auch noch der Wissenschaftler Wahnsinnig, der übrigens schon vor der Reise zu seinem Schiff Visionen hatte, warum weiß keiner. Aber das ist auch nebensächlich, denn der Film verliert sich am Ende zu immer mehr in Actionszenen und vergisst dabei das elementare für einen Horrorfilm. Er vernachlässigt komplett die Atmosphäre. Dabei gelingt es insbesondere bei den ersten Schritten im Raumschiff wirklich sehr gut die düstere und tödliche Atmosphäre einzufangen, aber um so mehr sich die dunklen Mächte in den Vordergrund drängen nimmt die Atmosphäre ab und die Action und der Blutanteil nehmen zu. Das mag den Kunstblut Fan freuen, jeder der aber einen spannenden Film erwartet hat wird diese Abkehr vom Suspense eher anöden. Dazu dürften auch die eindimensionalen und Klischee behafteten einen gehörigen Teil beitragen. Da sind sie nämlich alle wieder versammelt, die Standard Typen die wohl zum Pflichtprogramm für jeden Sci-Fi Film gehören. Der Captain, der ein Trauma zu verarbeiten hat, der schwarze Mechaniker, der einen Spruch nach dem anderen reist, die Wissenschaftlerin die ihrer Familie nachhängt die auf der Erde ist, den Piloten, der lieber mit seinem Schiff explodiert anstatt sinnvoll und rational zu denken und so weiter. Natürlich fehlt auch nicht der Mad Scientist, der hier dann noch die Horrorfilmklischee Kiste bedient.

Ähnlich blass wie die Rollen bleiben dann auch die Darsteller. Laurence Fishburne und Sam Neill stechen noch am ehesten heraus, wobei insbesondere Letzterer am ende dann doch noch zur Höchstform aufläuft bzw. auflaufen darf. Der Rest bleibt blass und austauschbar, kann nicht genug fesseln um echtes Mitleid oder Mitfiedern beim Zuschauer auszulösen. Dazu kommt noch das bereits angesprochene dumme Verhalten der Figuren, das den Darstellern dann auch wenig Gelegenheit gibt sich auszuzeichnen. Neben der bereits angesprochenen Szene in der die Bordärztin der Halluzination ihres Sohnes folgt und einen Schacht hinunter stürzt, obwohl ihr Sohn auf der Erde ist, gehört dazu auch die absolut unpassende Szene mit dem Techniker der vom Schiff weggesprengt wird und dann dank selbstgebautem Düsenantrieb im genau richtigen Moment wieder auf der Bildfläche auftaucht. Das wirkt einfach nur schlecht und konstruiert.

Optisch bietet der Film zwar einiges, aber auch hier nichts Neues. Das Schiff der Rettungscrew erinnert an Alien, die „Event Horizon“ ebenso. Die Masken und Effekte in den Visionen erinnern dann eher wieder an „Hellraiser“ sind aber handwerklich zumindest sehr gut gelungen. Auch verzichtet Anderson auf all zu explizite Darstellung der Gewalt, zeigt sie zumeist nur in sekundenschnellen Schnitten. Ansonsten ist alles sehr dunkel, sehr düster gehalten aber wie gesagt, das hat man in anderen Filmen auch schon besser gesehen. Überzeugend sind hingegen die Computereffekte, insbesondere wenn man bedenkt das der Film inzwischen doch schon einige Jahre alt ist.

„Event Horizon“ ist eine düstere Mischung verschiedenster Filme, schafft es dabei aber eben nie ein eigenständiges Gesicht zu entwickeln. Man kann nur vermuten das hier einiges an Handlung und damit auch Background zu den Figuren der Schere zum Opfer gefallen ist, einen Gefallen hat Anderson seinem Film damit sicherlich nicht getan. Ob der seit Jahren angekündigte Directors Cut jemals kommt und wenn ja, ob er wirklich aus diesem Film einen so viel besseren machen kann, wage ich zu bezweifeln. Dazu ist schon hier zu vieles nicht gelungen. Optisch ist der Film zwar durchaus sehenswert, aber wenn man sich dann mal Gedanken zur Story macht stellt man doch recht schnell fest, das es eben doch nur ein weiterer Anderson Film ist, und sich nahtlos in die Reihe der anderen anspruchslosen Actionfilme des Regisseurs einordnet. 4 von 10 Punkten und ich empfehle lieber sich die ganzen Filmen aus denen „Event Horizon“ klaut anzusehen, da hat man eindeutig mehr davon.

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