Review

Raubein nach Schwedenart


Dolph Lundgrens Tage scheinen gezählt, genauso verhält es sich beim Rest der 80er Jahre Actiongang, um die es, wie es der Lebenszyklus will, ruhiger geworden ist. Manch Kultikone aus vergangenen Tagen dreht noch halbherzig im B - C Milieu, um noch die Sporen zu bekommen, oder besser gesagt, das Portemonnaie bis zum Renteneintritt noch etwas zu füllen und sich auf alte Tage noch auf seinen berühmten Namen zu besinnen. Stallone scheint die Kurve da noch zu kriegen, Kollegen wie van Damme, Seagal oder Lundgren kratzen da noch wenig Luft aus den Backen. In den 90ern feierte der Schweden Hüne ordentlich Karrieregold, doch flaute dieser Erfolg in den 2000ern schnell ab und es folgten immer mehr bemerkenswertlosere Rollen in zunehmend mieseren Filmkonserven. Mit "Joshua Tree" aka "Barett" drehte das Sprachwunder 1993 einen seiner bedeutenderen Videohits, der den Sprung  leider nie auf die grosse Leinwand schaffte, zu Unrecht, wie ich meine.

Barett Santee, ehemaliger Rennfahrer wird fälschlicherweise des Mordes an einem Highwaypolizisten und seinem Freund Eddie zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem die beiden versucht haben, geklaute Luxusautos via LKW Transporter zu schmuggeln. Nach einem gescheiterten Mordversuch an Barett durch einen Wachmann, gelingt diesem die Flucht und er schlägt sich angeschossen durch die Wüste, im Nacken die Polizei und vor allem dem korrupten Cop Severence, der Barett nur zu gerne loswerden möchte, da dieser über Wissen von Severence kriminellen Machenschaften besitzt. Nachdem Barett die Polizistin Rita in ihrem Wagen kidnappt, eskaliert die Situation und die Verfolgungsjagd quer durch die amerikanische Wüste fordert ihre Todesopfer.

"Joshua Tree" mag auf den ersten Blick wie eine grössere Kinoproduktion erscheinen, handelt es sich doch nur um eine Videoauswertung. Somit zählt das gut gealterte B-Actionvehikel zu einer kleinen "Direct to Homevideo" Perle, die anständig,wenn auch mit leichten Handlungskurven erzählt wurde.

Der Star des Films, Dolph Lundgren, als biederer Gangster in der Gewaltspirale wird nur noch von der tollen Landschaft in Kalifornien an die Wand gespielt, nämlich dem Joshua Tree Nationalpark, der als Filmkulisse herhalten musste. Neben diesem heimlichen Co-Star glänzen auch die satten Luxuskarossen, die PS-stark ihre Leistung abfahren dürfen. Der im Edellook gehaltene B-Film bietet neben der tollen Kameraführung und sauber koordinierten Schnitten, ein spannendes Drehbuch und bleihaltige Shootouts. Nicht zuletzt die berühmt-berüchtigte Massenschiesserei im Lagerhaus, die nicht selten Reminiszenz und gleichzeitig Verbeugung von John Woo's klassischen, ästhetisch inszenierten Heroic Bloodshed Todesballetts aus dessen Kultwerken "A better Tomorrow" oder "The Killer", die ausgiebig und in Zeitraffer blutspritzend zelebriert wird.

Dazu gibts Verfolgungsjagden satt, Autokarambolagen und als I-Tüpfelchen obendrauf eine hocherotische Liebesszene zwischen Dolph und Kristian Alfonso inklusive Aloe Vera Gel Einseifung. Mit von der Partie als korrupter Cop, George Segal, Hollywoodveteran alter Schule und "Zombie-Dawn of the Dead" Star Ken Foree als sterbender Freund Eddie in einer Minirolle. Der Wüstenreisser braucht zwar eine Zeit, bis sich der Plot hochfährt und in Rage gerät, doch die Storyentwicklung lohnt sich allemal und wird durch actionreiche Kost belohnt werden, womit Baller-Knallerfans auf ihre Kosten kommen werden. Zusätzlich gibt es ein Alternativende in der Unrated, die sich lohnt, da zwei unterschiedliche Finals geboten werden.

Straighter Actionfilm, mit etwas kurviger Handlung, aber nicht komplex, mit anständigem Handmade- Gekrache, blutigen Shootouts a la Woo und einem heimlichen Co-Star: Der titelgebenden Joshua Tree Nationalparkwüste als Filmkulisse. Ordentlicher Reisser, der bestens unterhält, auch dabei nicht zurückschreckt, überstilisiert zu wirken.


Ist die FSK:18 Freigabe gerechtfertigt? Klar, ist sie; es geht heftig blutig zur Sache, ohne Rücksicht auf irgendwelche Gefühle!

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