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Die Filme des Brett Piper sind ein spezialgelagerter Sonderfall, liefert er doch stets Genrefilme aus einer gewissen Fanperspektive ab. Dabei hat sich nach seinem 1982 mit auf dem heimischen Küchentisch erstellten Stop-Motion-Effekten ausgestatteten und zum Überraschungs-Kult-Erfolg avancierten Mysterious Planet in den folgenden 18 Jahren mit 3 weiteren Titeln eher wenig getan, bis er nach der Jahrtausendwende schließlich einen ganzen Schwall abermals sehr günstig produzierter Filme ausstieß.
Arachnia zählt dabei neben dem gelungenen Bite Me! zu den hervorhebenswerten Filmen, muß er sich doch nicht hinter dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Arac Attack als ein im Fahrwasser dümpelnder Rip-Off verstecken. Im Gegenteil zollt Piper dem 50er-Jahre Tierhorror auf seine ihm eigene Weise Tribut, benötigt dafür kein CGI gestütztes Megaspektakel.

Brett Pipers Film beginnt mit einer Forschungsreise per Flugzeug, welches in der amerikanischen Einöde nach einem Meteoritenhagel notlanden muß. In einer entlegenen Hütte müssen der Pilot, der Professor und ein paar Studentinnen feststellen, daß der Einschlag riesige Spinnenmonster erweckt hat.
Piper macht keinen Hehl daraus, daß er mit Arachnia einen schematischen Ablauf anstrebt. Seine Stärke liegt in der Perspektive auf das Genre. Geschickt überzeichnet er Stereotypen und mischt dabei das klassische Horrorthema mit der Moderne. Seine Figuren nehmen auf den Schrecken erstmal einen Schluck aus der Pulle. Eine Studentin muß unbedingt eine freistehende Badewanne ausprobieren, um Mitreisenden wie Zuschauern ihren wohlgeformten Körper zu präsentieren. Ein lesbisches Abenteuer zwischen zwei experimentierfreudigen Hochschülerinnen gehört genauso zu Pipers Ausgestaltung, wie die heimliche Heldin, die als selbstbewußte afro-amerikanische Frau einen Ausgleich schafft.

Für Arachnia greift Brett Piper auf die bewährte Stop-Motion-Technik zurück, was dem Freund alter Monsterschinken sehr entgegen kommt. Es wirkt fast spielerisch, wie sich bewußt unrealistische Effektszenen funktionell mit den Realbildern mischen. Wie in seinen gelungenen Werken üblich, läßt sich der Spaß an der Sache erkennen. Piper will überhaupt keinen ernsten Film drehen, sondern möchte seine Freude an der alten Machart vermitteln und teilen.
Dementsprechend weicht die Seichtigkeit in Arachnia auch eher einer Leichtigkeit. Es entsteht eine nicht unbedingt auf schrille Pointen angewiesene Komödie, die durch die betonte, aber von Dynamit und Kettensäge begleitete Banalität im Umgang mit der Bedrohung sogar weiter getragen wird. Sicher ist dies kein Trash im eigentlichen Sinne, gibt sich Piper doch bewußt diesem äußerst durchdachten Niveau der Stupidität hin. So kommentiert er mit seiner Darstellung am Ende übliche Klischees in zweierlei Hinsicht, um noch einmal abschließend zu unterstreichen, daß es sich bei Arachnia zeitgleich um einen Fanfilm und eine Parodie handelt.

Genrefans sind es schließlich auch, die sich mit Brett Pipers Œuvre und speziell auch diesem Werk beschäftigen sollten. Es ist in etwa die herzliche Knuddelbärvariante retrospektivischer Metarezeption, wie sie dieser Tage beispielsweise Robert Rodriguez praktiziert. Ein bisschen leidet Arachnia dabei unter vertrieblichen Gesichtspunkten, denn in Schwarz/Weiß, was sich vielleicht noch beschwerlicher vermarkten ließe, wirken die Effekte gleich doppelt so gut. Aber man braucht ja nur die Farbe am Fernsehgerät herauszunehmen. Ein Kracher für Zuschauer mit ganz besonderen Ansprüchen.

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