Der Dritte bringt den Tod - Original: The Teacher (1974)Spoiler- und Längenalarm! Auf 8 Seiten erzähle ich die Geschichte!
Angetörnt wurde ich auf Youtube, von dem Titel des Clips: "Best of the World Psychosexual Thriller horror".
Vielversprechend! Und dann die Plakate: "After school, her lessons began with sex... and ended in violence" oder "She corrupted the youthful morality of an entire school!" und "Her best lessons wer taught after class!" Lecker! Das deutet schon an, dass es sich hier um einen Sexploitation-Thriller handeln muss. Und billig ist er, puh! 65.000 US$ (laut IMDB).Gleichzeitig begannen schon die Fragen (Fragen: stets das Merkmal eines interessanten Kunstwerks): Was geht hier ab? Und was ist eigentlich "youthful morality"? (NB: Die "entire school" ist nicht gerade im Fokus des Films, der nie an einer Schule spielt und in dem nur zwei Jugendliche vorkommen, von denen überhaupt nur noch einer korrumpiert werden kann... Das weiß ich aber erst jetzt. Egal:)
Jedenfalls fesselten mich schon die ersten Bilder: Ein irrer Typ grinst maliziös-besessen in die Kamera und sprintet plötzlich überraschend los, unheimliche Flötentöne schaffen banalen Grusel, der Typ startet vor einer pittoresk verfallenden Fabrik einen seltsamen weißen Leichenwagen (!), seine Augen starren ganz groß, während auf der Tonspur plötzlich ein Mädel (Jackie Ward) im romantischen Titellied von "language of love" säuselt und eine schöne, zugeknöpfte Hitchcock-Blondine in einen knallblauen Sportwagen steigt. So konnte ich mich nicht mehr losreißen. (Und auch das Englisch sprechen die prima Schauspieler deutlich/verständlich. Als dann nach 10 Minuten die Dialoge begannen. Endlich mal ein Film, der über Bilder und Musik fesselt!)"The Teacher" (TT) schwankt zwischen ehrlich gespielter Liebesgeschichte und vorstädtischer Milieustudie, überschattet vom Wahnsinn eines besessenen Stalkers, wobei kräftig auf die Kacke gehauen wird - subtil ist anders. Doch trotz Billig-Exploitation herrscht immer wieder ein auffallender Stilwille, namentlich in Kostümen, Farbwahl, Ausstattung, Overacting, kasperltheaterartigen Effekten und zielstrebigem Musikeinsatz. Kontrastiert wird das durch liebevoll gedehnte Liebesszenen, die fast wider Willen berühren, gleichzeitig aber gern den Holzhammer und "female boobs" auspacken.
Dramatisch gelungene Montagen wechseln mit längeren Plansequenzen. Die geben zwar den Schauspielern Raum, künden aber auch von geringen Ressourcen.(Zum Vergleich: "The Teacher", 1974 (97 Min. - relativ lang!): $ 65.000,- -
Vergleiche mit Herschell Gordon Lewis:Für ein erstes Kurzinfo klaue ich aus IMDB:
Shy, awkward, virginal 18-year-old Sean Roberts (an engaging performance by Jay North of TV's "Dennis the Menace" fame) becomes involved with sexy, enticing, aggressive 28-year-old teacher Diane Marshall (gorgeous blonde babe Angel Tompkins). The couple are relentlessly terrorized by deranged Vietnam veteran psycho stalker Ralph (a typically creepy and intense portrayal by perennial bad guy thespian Anthony James), who blames Sean for the accidental death of his brother Lou. Writer/director/producer Hikmet Avedis offers an enjoyably tawdry brew of sizzling soft-core sex, grimy violence and scrumptious gratuitous nudity in this mostly lightweight and playful drive-in diversion. John Cassavetes' mother Katherine and Gena Rowlands' mother Lady make an amusing appearance as a pair of snippy old gossiping biddies at a posh restaurant. Alfred Taylor's competent cinematography, the hilariously mawkish cocktail lounge ballad theme song, Tompkins' pleasingly frequent mouth-watering nude scenes, Shorty Rogers' funky, syncopated score, and the startlingly downbeat conclusion add substantially to the overall trashy fun.Und hier ein langes Info von mir:
Mangels anderer Reviews auf OFDB (Juli 2015) werde ich ausführlich schildern, was da so abgeht, hoffend, dadurch auch ein "Bild" des Films zu schaffen, nicht nur eine Inhaltsangabe:The Teacher versus The Spanner!
"The Teacher" ("Die Lehrerin") (TT) ist eine ehrlich bezaubernde bildschöne Lehrerin (Diane), eine einmalig helle, feenhafte Gestalt mit glattem blonden Haar, wunderbar klaren blauen Augen, die oft schelmisch zwinkern, und schönen Brüsten, die sie gerne nackig macht. Wir sehen sie nie unterrichten, nur Yacht fahren, sich halbnackt sonnen, im Pool planschen, einen flotten knallblauen Sportwagen fahren und "in Kommunikation" mit ihren Nachbarinnen... und Nachbarn (!).Apropos Nachbarschaft: Das Ganze ist mal wieder so ein düsteres US-Vororts-Portrait. Klar, dass da Wahnsinn, Unterdrückung, Sex, Gewalt und Einsamkeit herrschen. Einfach gesagt: Suburban Angst! Sie ist beherzt (will schon mal einen Spanner zur Rede stellen), munter, fröhlich, lebenshungrig, serviert Ehemann ab, reißt jüngeren Liebhaber auf... da sind wir mitten im misogynen Klischee: Weil die Frau selbstbestimmt ihre Sexualität auslebt, kommt es zu Stress und Unfrieden - oder nein, doch nicht?! Hat sie nicht das Recht, sich nackt zu sonnen!?! Schließlich ist ein verklemmter, impotenter Mann am folgenden Drama schuld!
Ganz anders nämlich: "The Spanner". Er ist ein ... naja, nix als ein Spanner, Voyeurismus ist sein Metier! Er ist einer, der im obersten Stock eines verfallenen Lagerhauses/Fabrik haust, zusammen mit einem roten Sarg, der ihm als waagrechter Schrank dient (drin: ein Fernglas, ein Riesenmesser [Bajonett], ein Gewehr und allerhand Krimskrams) und mit diversen bunten Fahnen, die keine Nationalflaggen sind, aber durchaus die Farben blau/weiß/rot (der USA) enthalten.Überhaupt: die Farbdramaturgie des Films! Spanner Ralph trägt z.B. in der Eröffnungsszene ein knallgelbes Jäckchen (Blouson?), dazu die Fahnen, Autos, Klamotten... Seine Bude ist ein braungrauer Durchgangsraum zwischen zwei Türen, die beide ins Freie führen (auf Dachgalerie/Umgang) und kaputten Fensterscheiben. (In der vierten Richtung steht stets die Kamera.) Nicht gerade gemütlich. Kein Wunder, bei diesem schlechten Chi, dass er einen an der Waffel hat: er hält für seine Berufung, Diane zu beobachten. Eben stiert er noch in die Kamera, komplett mit finsterem Bartschatten, Grimassen, pockennarbenzerfurchtem Dreiecksgesicht und fiesem Grienen, dann springt er hastig auf, eilt federnden Schrittes zu seinem altmodischen Leichenwagen (mit so Todes-Sachen hat er's, scheint mir) und braust zur Schule. (Der arme Schauspieler, Anthony James, war wohl zeitlebens abonniert auf solche Rollen...) Unter geschwärzten Liedern guckt er, wie Lehrerin Diane mit zwei Schülern am Straßenrand schwätzt. Normale Männer kämen wegen der Schülerinnen, doch Ralph steht auf die Lehrkraft: Das muss einfach ein Perverser sein! Obwohl, vielleicht doch verständlich: Dianes Darstellerin Angel Tompkins war mal Model in Chicago... Beim Film 30 Jahre alt, war sie "one of the most beautiful and hard working actresses in the seventies and eighties" (behauptet IMDB. 1970 wurde sie sogar für den Golden Globe nominiert - für "Ich liebe meine Frau"). Die Frau hat was! (IMDB-Zitate: "She carries the film", "gorgeous babe", "Angel rocks!" "Angel is the bomb!! She is the best", "knock-out of a teacher", "a real revelation to me"...)
Ich rate mal, vor der Schule drehten sie ohne Drehgenehmigung, da das Grüppchen gerade das Schulgelände (falls es überhaupt eine Schule ist) verlässt, als Ralph vorfährt. Immer wenn er TT sieht, trägt der Film dick auf: seine Augen leuchten auf, er lächelt in kindlicher Begeisterung, glücklich, breit grinsend. Da sieht er richtig süß aus.Sie fährt rasch heim (blauer Sportwagen im Supertele - klasse!), kommt wieder raus, im Bikini, strenger Haarknoten jetzt weit offen. Oh ja, der Film weiß, was wichtig ist! Auf geht's zum Sonnenbad auf flotter Yacht, natürlich mit abgelegtem Oberteil. Der Spanner grinst glücklich, während er durchs Fernglas guckt. Extrem die Gegensätze: zur Frau gehören Offenheit, luftige Kleidung, Haus und Kleider in hellen Farben, ihr zugeordnet sind Sonne und Wasser, souverän schwingt sie ihr Haar. Dagegen der Spanner: dick angezogen, graubraun verfallend seine Fabrik, die aus Stangen, Wellblech, Metall und kaputtem Glas besteht, dazwischen aggressive rote Flecken (Sarg, Fahne), ein ausgerissenes Papierbild seiner Liebsten. Auch im weiteren Film: Sie hat sich im Griff, beherrscht ihre Umgebung und die Szenen, die Welt ist ihr zu Willen - er ist hilflos getrieben, springt wie 'ne Flipperkugel zwischen Agression und Flucht, zwischen kindlicher Freude, verzweifelter, unerfüllter Begierde und tödlichem Hass.
Apropos: Das erste Worte des Films kommt von ihm: "Damn!", weil unten vor seinem Ausguck ein Motorrad vorfährt. Nach 10 Minuten, 22 Sekunden! Bis dahin verließ sich der Film ganz auf expressive Bilder und Musik! Und irgendwie war's spannend. Großartig!! Auf dem Bike die 2 jungen Burschen, die vorher mit der Lehrerin redeten. Einer der beiden, Lou, ist des Spanners Bruder; der andere der spätere Held der Story, Sean: die Folge: Eifersucht im Spanner-Ausguck! Die beiden Buben eilen hoch in Richtung Spanner, der das Riesenmesser aus seiner roten Kiste zückt und verschwindet. Unheil droht! Oben greift auch der Bruder in die Kiste (er kennt sich aus), holt das Fernglas und die Burschen beglotzen ebenfalls die sonnenbadende Schöne (wie der Bruder, so der Bruder): "Oh, man, what a body!" "Let me look!" Rangelei um's Fernglas, wie ein Schachtelteufel taucht Ralph aus dem Nichts auf - das ist seine Spezialität, und immer ist er höchst erschreckend, besonders hier, wenn er "Bastards!" schreit - und schon fällt Lou vor Schreck vom Dach. Tot! Spannerbruder Ralph flippt aus: "Now I kill you!!!" zu Sean. Zur Verfolgung ertönt fröhliche Partymusik (grotesk!), während der überlebende Boy um sein Leben rennt, durch pittoreske Hafenkulissen, und entkommt. Schwer atmend guckt der Spanner auf seinen tot hingestreckten Bruder, rammt hochdramatisch sein Riesenbajonett (Phallussymbolik?!) in den roten Sarg, auf dem er dann weinend zusammenbricht.Seans Zuhause: Auch seine Mutter trägt ein heißes grellgestreiftes Minikleid, in leuchtend gelb und himmelblau. Seans Pyjama ist zwar auch gestreift, aber weniger heiß. Er schläft vor einer gestreiften Tapete. (Ob Streifen die Vorstadt als Gefängnis symbolisieren sollen?) Auch der Vater hat eher spießige Farben, wenigstens mal ohne Streifen. Derweil schachtelteufelt der Spanner schon wieder vor Seans Schlafzimmerfenster, stößt Drohungen aus, fuchtelt mit Machete, grimassiert. Beide, Sean und Ralph, starren abwechselnd in die Kamera, entsetzt und entsetzend, bis Ralphs Bajonett schwarz ins Bild kommt "I'll cut your tongue out! With this...." brr! Er verschwindet wie ein Geist in der Nacht! Sean verkriecht sich in seine gestreifte (!) Bettwäsche.
Doch Störung! Die Polizei ist schon auf Spur! Verhör vom örtlichen Musterpolizisten mit Augenbrauen, um deren Buschigkeit ihn jede haarlose Jungfrau beneidet. Da kommt nur Charlton Heston ran. Im Hintergrund guckt der Spanner furchterbar um die Hausecke, seine grausige Drohung zu bekräftigen. Nur Räuber Hotzenplotz ist schrecklicher!Nächster Tag, alles wieder in Ordnung: Sean ist wieder bester Dinge, als wär' nichts passiert, bastelt an seinem "Van" (so 'ne Art VW-Bus, allerdings von "Dodge"). Das schützt er immer vor, wenn er vor sexuell aktiven Frauen oder neugierigen Eltern fliehen will: "I gotta work on my van." Scheinbar eine massiv kompensatorische Übersprungshandlung. Apropos, verklemmt: Auch sonst ist er ein all-american boy, Barbie's Ken, Standardmodus asexuell, also Traum jeder Schwiegermutter. Darsteller Jay North war oberprominent als "Dennis the Menace", der nervtötende Cartoon-Lausbub im US-Fernsehen; auch hier wird sein Sean schließlich zur Landplage für die friedliche Vorstadt: Nach langer, mühsamer Überwindung seiner Verklemmtheit werden Ehebruch, Eifersucht, wehklagende Verwandtschaft seinen Weg pflastern.
CUT! The Teacher bewirtschaftet allein ihr respektables Haus. Ganz selbständige Frau, bespritzt sie ihre sonnige Betoneinfahrt, und gleich noch ihr nacktes Bein, das sie unter dem blauen Bademantel hervorstreckt - äh, mit Wasser aus dem Gartenschlauch. Sean kommt, soll mit rein ins Haus = ganz schön zudringlich, die Gute! Also hat Sean gleich Panik und aufgerissene Augen, muss unbedingt am "Van" bauen. Sie: "I'm not gonna rape you!" Er (ist sich wohl nicht sicher) lehnt ab, sie bedrängt ihn gleich much more massiver. Er fährt/flieht davon, mit flottem Rennrad, sie grinst ihm vielsagend nach.Kaum erleichtert daheim, bedrängt ihn die nächste flotte blonde Nachbarin, Bonnie, die auch gleich baggert, in seinen Intimzone eindringt und sein Gesicht liebkost. Sie hat quasi gar nichts an, nur ein Hemdchen über'm Slip. Sean lächelt die Straße hinab, denn dort kommt seine Rettung: wieder eine heiße Braut - die Lehrerin! Auf einen Schwatz mit seiner Mutter. Mutti gesteht, so unter Frauen, dass sie selbst ihren Sohn auch "attractive" findet. Ist ja allerhand, diese Mutter/dieser Film! Kaffeetrinken; Diane vertreibt eine weitere giftende Nachbarin, Margret. Echt tough, this teacher! Endlich entspannt Sean: Er und Diane tollen lustig um den Pool. Wirklich krass, wie der Film immer wieder zwischen Sexploitation und verspielter Kindlichkeit changiert.
Diane weiß sehr wohl, dass der Stalker ihr folgt. Sie schimpft, dass all die "local studs" hinter ihr hergeiern, bloß weil ihr leichtlebiger Mann mit dem Motorrad in der Weltgeschichte rumdüst. Überhaupt klagt sie wiederholt über die spießige Nachbarschaft. Sieht man sie als Sympathieträgerin, so geht's dem Film tatsächlich um Kritik am amerikanischen Spießertum. (Jedoch deutet sich auf den Plakaten an - "She corrupted the youthful morality..." - dass manch einer sie eher negativ sieht, vielleicht sogar als Verkörperung des Bösen, als sittenlose Verführerin - "...of an entire school!" - oder wenigstens als Gestalt, die Männer bedroht, so in Richtung Lilith/Bathseba/Judith.)Weil Sean Bastelzeug für den "Van" braucht, radeln sie zu Dianes Haus, Sean wieder im Streifenhemd. Schachtelteufel Ralph belästigt Sean. TT bittet Sean rein, gibt ihm was "to cool you off", d.h. Bier. Sean: "Mein Vater würde ausrasten, wenn er mich trinken sähe..." (TT will also nicht nur zu Sex verführen, auch zu Alkohol! Leute, die Frau schockt!) Der Film jongliert ständig zwischen Diane als diabolischer Verführerin, die das Böse heraufbeschwört, und Verständnis für ihre Einsamkeit als selbständige, gebildete, lebensfrohe Frau - in diesem Spießer-Milieu! Sogar Seans Mutter rechtfertigt ihre Beziehung später, im Gespräch mit Seans Vater: "Lass die beiden doch! Sie sind beide einsam...". Sean erfährt nun z.B., sie lasse sich gerade scheiden - ihr Mann sei mal wieder außer Haus, fahre mit 40 noch mit dem Motorrad rum... der sei ihr zu verantwortungslos (sein Hobby erklärt die Biker-Bilder überall in ihrem Haus + Schlafzimmer). "Warum hast Du Angst vor mir - Ich bin deine Lehrerin seit 3 Jahren - vertraust Du mir nicht? - Können wir nicht Freunde sein?" Das will Sean sich nicht nachsagen lassen: "But I like you!" TT: "Prove it!" Sean: "How?" TT: "Kiss me! ('Na los'-Geste)". Sean gibt hastiges Kuesschen auf Wange. TT: "What was that?! ('Auf den Mund'-Geste) Here!". Sean flieht in die Garage zum Bastelzeug, sie grinst triumphierend. Der Film hantiert mit dem Holzhammer, aber irgendwie scheint es zu passen.
Unbefleckt kommt Sean nicht mehr heim. Trotz weiterer Gegenwehr ("No, don't!") wird er schließlich entjungfert. Sie verführt ihn, Stalker Ralph guckt durchs Fenster zu. Irgendwie kommen sie sogar zum Orgasmus, obwohl er untenrum noch angezogen ist. Zeigt der Film uns etwa das berüchtigte "dry humping"?! Ganz schön gewagt! Anyway, Angel Tompkins macht schon sehr merkwürdige Geräusche, nachdem endlich die laute Filmmusik endete. Und der Film schafft es, dass sie sich tatsächlich wie echt Verliebte küssen, es kommt kaum zum Ende, sie kriegen nicht genug voneinander, soll ich von "Die Chemie unter den Schauspielern stimmt" sprechen? Wir dürfen dem liebevollen Nachspiel so lang zugucken, bis sogar sie fragt: "Would you like to do it again?" Sean: "Once is enough." Ohne Begründung.Nächster Tag: Bootstour der zwei Verliebten, inklusive Rücken gegen die Sonne eincremen. Jetzt wehrt sich Sean nicht mehr. Der Spanner sitzt auf seinem Fabriksturm, sieht alles, schlüpft gleich in den Neoprenanzug (!?!). Das Pärchen geht zum Knutschen in die Kabine. Er will essen, sie will Sex - und setzt sich durch. Wieder liegt sie oben. Und geht wieder rasch ab. Again, lots of blanke Brüste. Im Hintergrund krabbelt der Spanner im vollen Froschmannskostüm (!!) aufs Boot. Gruselig! In ihrem Aftersex-Saft ist eine Fliege (kein Witz!), sie holt statt dessen ein frisches Bier. Als sie aus der Kabine raus wollen, ist da der Froschmann mit aggressiv erhobener Harpune - doch als er ihnen ins Auge blickt, erschrickt er und springt einfach von Bord. Die Macht der Liebe!
Nächster Tag: Sean bastelt daheim am "Van"; Schreck! Der Spanner guckt dabei zu. Und durch die Busfenster rein. Anruf der Mutter, die gerade wieder mal bei Diane abhängt, auf einen Schwatz, und dort essen soll. Sean will nicht dazu kommen, scheut wohl die (peinliche) Begegnung mit dem Frauenpaar, das ihn (um ihn konkurrierend) so sehr dominiert. Diane lädt ihn, noch am Telefon, vor der Mutter, für den Abend zum Essen ein. Bis dahin versorgt Mutti ihn mit Ratschlägen zum Lunch-Selber-Machen, was im Kühlschrank sei usw. Sean ist peinlich berührt, legt auf. Frauengespräch: Mutti sorgt sich um ihn; Diane verspricht, mit ihm zu reden, "Let's see if I can open him up" (haha!). Die Mutti findet das super! Haha!! Die Mutter ist echt gut!Abends: Diane führt Sean, schick im Erwachsenen-Anzug, zum Essen aus. Sie bestellt Wein (er, unter 21, darf noch nicht), sie ergreift seine Hand (wer ist hier der Boss!?). Die alten Schrullen am Nachbartisch sind schockiert: meinen, Sean könne Dianes Sohn sein (maßlos übertrieben: Altersunterschied der Schauspieler: sechs Jahre!). Weiter sind sie entsetzt, wie er es schaffte, mit dem "Mord" am Kumpel davon zu kommen. So ist da die Nachbarschaft! Er süffelt Wein. Unterm Tisch machen sie mit ihren Füßen rum (zum Entsetzen der alten Schachteln), sie schimpfen auf den spießigen Vorort (hier wird der Film als bitteres Suburb-Portrait am deutlichsten. Der Regelbruch des Liebespaars, ihr Glück, ihre Lebensfreude, ihr öffentliches fröhliches Beschwipst-werden, all das provoziert Anfeindungen), sie schmieden Zukunftspläne (wenn er am College ist, wird sie ihn besuchen) und prosten den Alten mit Wein zu; dann knutschen sie. Die Alten tauschen Brillen, um besser sehen zu können. Die zweite Flasche Wein wird geordert.
Inzwischen: Seans Eltern. Der Daddy stresst rum. Mutti ergreift die Partei der Jugend: "I'm not naive, I'm trusting." Dad: "An 18-year-old kid going out with a 20-year-old woman... ridiculous!" Mutter: "Sean needs a friend, a female friend." Dad nervt weiter rum. Mutter erklärt ihm das Leben und dass Sean eh bald weg gehen wird: "He's growing up. Let him learn to be a man." Dad: "Oh boy, I wish my folks had me learn to be a man! ... I don't know." Es warf mich um, diese überraschend wahren Worte im Skript: Dad gibt zu, aber ohne es zu merken oder zu beabsichtigen, wie unreif er = der Durchschnittsmann 1974 gewesen sein muss - er wünscht sich, er hätte gelernt, ein Mann zu sein - und gesteht sein Unwissen.Zurück im Lokal: Die Zwei haben wirklich Spaß zusammen, wie vorher schon am Pool. Vor allem Diane albert richtig rum, beschwipst, macht bolschige Stimme, lacht fröhlich-laut, kichert und giggelt. Im Auto knutschen sie; trotz Trunkenheit startet sie Auto. Stalker Ralph stellt sich in den Weg. Sean klettert raus, will den Helden spielen. Ralph (laut) "You killed Lou!", zückt sein Riesenbajonett. Das Paar flieht, braust davon, Ralph schreit in der Gegend rum: "You bitch, I hate you!", mehrmals, krümmt sich am Müllcontainer zusammen. Wenigstens dieses Mal ist die Stimmung durch den Stalker gestört; generell stecken Sean und Diane aber das ganze Chaos (Tod, Stalker, Polizei, Harpune, Bajonett) erstaunlich unbekümmert weg. Aber Exploitation zeichnet sich durch schwer nachvollziehbare Gefühle aus (davon aber um so mehr), ebenso wie durch sog. "große Liebe" oder "große Gefühlausbrüche", wenn Leute (wie Ralph) brüllend vor roten Särgen oder blauen Müllcontainern zusammenbrechen.
Gespräch Eltern - Liebespaar. Sean gesteht die Umstände vom Unfalltod des Freundes. Eltern wollen Sheriff holen; Diane ist die Vernünftigste, trotz Schwips. Einmal mehr hat sie meinen Respekt: Sie schlägt vor, zunächst Seans Onkel = Anwalt zu befragen.Nächster Morgen: Die Eltern fahren los zum Anwalt, doch ohne Sean. (Warum? Mutti würde ihn sogar mitnehmen, aber der mal wieder bescheuerte Vater hat's eilig, hetzt und grummelt: "No! We're running late, you'll have to change clothes". Ja, er selbst steckt peinlich overdressed in einem seriösen Anzug mit Schlips, seine Frau dagegen in einem knallroten Kleid (fast schon sexuell aggressiv!). Die Mutter ist damit wesentlich weiter entwickelt als der Vater, der damit auch noch zum Tod des Sohnes beiträgt (irgendwas mit Ödipus-Konflikt? Der andersrum endet?)
Kaum sind die Eltern weg, kommt Diane vorbei, ein verheißungsvoller Anblick, Lebensfreude pur. Locker-flockig-flott per Rad, im luftigen Sommerkleid mit Blümchen. Sean im rosa T-Shirt mit Freiheitsstatue. Streifen trägt hier keine/r mehr: Freiheit statt Knast! Sean bastelt wieder am Van. Entspannt, fast wie ein altes Ehepaar, schmieden sie Zukunftspläne, wohin sie damit campen fahren wollen. Aber erst mal natürlich zu ihr.Ulkiger Dialog, sie spielen das verlegene Reden-um-heißen-Brei: "Was machen wir jetzt?" Natürlich gehen sie rein, sie legt gleich mal ab (hat orange-farbenen Bikini drunter an) und schon plantschen sie im Pool. Albern rum, alles ganz locker, natürlich. Tatsächlich ein Verliebtenidyll! Wieder die Titelmusik "Every boy needs a teacher... to show him the way... to help him grow up... a little each day... the meeting of eyes... the sudden surprise... brilliant in school, he can still be a fool, when it comes to the language of love..." Als nächstes wollen sie "Verstecken" spielen; aber, wie wir schon ewig erwarten: Derweil klettert SpannerMan in den Van! Das Verhängnis!
Plötzlich bildfüllend ihr riesiger leuchtend blauer Regenschirm, unter dem sie sich vor Sean "versteckt". Endlich endet die Musik, rumalbern, zärtliche (!) Berührungen. Sie haben noch ein letztes Mal Sex, doch keuscher jetzt, verhüllt hinter Schirm, das Ende des Films nähert sich, man merkt massiv Melancholie (und sieht auch das Youtube-Zählwerk).Abblende, Aufblende. Düsteres Gespräch über Lou, Seans toten Freund. Diane: "Tell me something to make me smile" - Sean (deutlich): "I love you." - Diane: "I love you too." Er will sie heiraten. Sie meint, er werde vielleicht seine Meinung wechseln, weil sie so viel älter sei. - Das sei ihm egal! Sie: "Time will tell. But one thing I promise you: We will always be good friends." Er : "I love you. I'll always love you."
Anruf stört: Dianes Ehemann. Sean geht ran: "Mom!?" Schock! Ehemann Ross wird bald wieder da sein. Er hat sie sooo vermisst! "Missing you like crazy!" Schwerer Schock für Sean. Er zieht sich an, geht raus. Muntere Musik. Sean steigt in den Van, wieder im Freiheitsstatuen-T-Shirt. Musik endet plötzlich, Stalkerman taucht mit Soundeffekt (Schock!) und Bajonett hinter'm Sitz auf: "To the warehouse! Move!" Der Van fährt weg.Innen, Telefon. Diane serviert ihren perplexen Mann ab: "I've made up my mind. I'm divorcing you! Goodbye!" Uns ist klar: Ihr Grund ist nicht ihr junger Lover, sondern ihre eigene Befreiung. Sie unterbricht den Hallodri in seiner Replik, legt auf, wirft Ehering achtlos beiseite, sucht Sean, doch draußen, bei den zwitschernden Vögeln, steht nur das Stalker-Auto. Rasch kapiert sie, im (heißen) schwarzes Minikleid tritt sie zur Verfolgungsjagd an und jagt im blauen Sportwagen los.
Vor der Fabrik verpasst der Stalker Sean ein albernes Halsband, "put this on, you pig!". Sean schubst ihn, flieht, doch immer die Treppen hoch rennt er in die Sackgasse (wenn das nicht dumm ist! Und dann diese fröhliche Musik!). Rauf auf die Dach-Lauf-Gänge, zum Sarg, wo ein Gewehr liegt - das er auf Ralph richtet. Er schießt sogar, nach kurzem Hin + Her, umständlichen Überlegen, doch ohne Erfolg! Ralph verhöhnt ihn: "It's a blank, stupid!" ("Es war eine Platzpatrone, Dummkopf!") (Warum hat Ralph ein Gewehr MIT PLATZPATRONEN in seinem Sarg!?!? - Dumme Frage: Weil er ein Irrer ist!!) StalkerMan erwürgt den trotteligen Sean (zu doof, Ralph das Gewehr über die Rübe zu ziehen - statt dessen schmeißt er es in den Sarg - er ist halt immer noch 'ne Jungfrau, auch wenn er geschossen hat - jetzt schon öfters, mit und ohne "Blanks" - haha!).Diane fährt immer noch im tiefen Abendsonnenschein. Ralph sieht sie vor die Fabrik fahren und lächelt glücklich (echt hübsch ist sie in ihrem schwarzen Kleid!), als käme sie wegen ihm. Er ruft mit verstellter Stimme: "Diane!" Sie, zunehmend verzweifelt: "Sean? Where are you?" Ralph kichert, weil sie drauf reinfällt. So geht's ne Weile hin und her, sie wiederholen sich, hallende Stimmen, der Film legt noch Echos drunter, suchende Schritte, Diane irrt durch's unheimliche, verfallende Lagerhaus: monochrom, graubrauner Schrott überall, Wind pfeift, zerbrochene Fenster, komisches metallisches Klappern, die Sonne sinkt, Seitenlicht, einsame Flötenklänge. Wir wissen schon: So wird Dianes Welt ohne Sean aussehen.
Schließlich findet Diane die flaggengeschmückte Wohnstube des StalkerMan: leer. Im Hintergrund ein hingeschmiertes Herz: "Ralph and Diane". Da plötzlich öffnet sich knarrend der Sarg: Ralph klettert raus. Merkwürdiger Humor des Stalkers, bzw. des Skripts. Diane erschrickt, kreisch! Ralph, Bajonett bedrohlich groß in Hand, beteuert ausgiebig: "I'm sorry!" Und dann geht sein großer Monolog los: "Diane, don't be afraid, I won't hurt you... I won't hurt you... you're so lovely." Fällt vor ihr auf die Knie. Sie, ist auf den Sarg gesackt: "Du brauchst das Messer nicht bei mir." Ralph. "I'm sorry. I want you so much. I love you, I love you so much", fleht er sie an, legt sich auf sie, auf dem Sarg: "I'm sorry... you're so pretty", er wiederholt sich, unartikuliert, wälzt sich auf ihr, küsst sie ziellos, konfus, verschwindet aus dem Bild, lallt und stammelt "Why don't you ever love me?", wird unverständlich, packt sie fest am Hals (vor Eifer oder Wut?), will's jetzt endlich wissen, warum hat sie ihn nie geliebt - sie ertastet das Bajonett, weinend rammt sie ihm, ins Off, das riesige Phallussymbol rein, sterbend rutscht er von ihr runter, sie weint. Ralph, leuchtend rotes Blut überall, wird im Bild unscharf.Totale vom Boden aus auf den Turm, wie Diane die Tür nach draußen, auf die Galerie, öffnet. Schnitt auf sie, wieder nah, jetzt vor der Tür. Dort draußen liegt Sean, tot auf dem Rücken, im Wind, im letzten Abendlicht. Sonnenuntergang, rötliches Gegenlicht. Weinend wiegt sie seine Leiche in den Armen. Das Bild erstarrt. Überblende. Keine Musik. Das Lagerhaus in der Totale. Nur noch der Wind pfeift. Keine Musik.
Titel: Angel Tompkins = "Diane" - Jay North = "Sean" - Anthony James = "Ralph"