Popcorn-Kino in Reinkultur, das ist es, was ich nach den vielen schlechten und teilweise vernichtenden Kritiken erwartet hatte - und diese Erwartung wurde zumindest teilweise erfüllt - beispielsweise das Gefecht mit der Armbrust und die Kutschenjagd wurden durchaus unterhaltsam in Szene gesetzt. Aber alles andere, was einen guten Film ausmacht... Mangelware. Besonders ärgerlich wird es dann, wenn man bemerkt, dass in dem Drehbuch durchaus das Potential vorhanden war, einen einigermassen komplexen Plot auf Zelluloid zu bannen; beispielsweise der kurze Dialog zwischen Van Helsing und Dracula: Der Vampirfürst will dem Helden gerade erklären, wer er ist und woher er kommt - für den Zuschauer eigentlich sehr interessant- doch dieser hält ihm ein Kreuz unter die Nase, dass sofort zu brennen beginnt. "Wir unterhalten uns später weiter", entgegnet Dracula ruhig, doch dazu kommt es (leider) nicht mehr. Dass man damit einen Charakter nicht gerade spannender macht, dürfte klar sein.
Aber scheinbar war den Produzenten die Handlung völlig gleich - ein massenwirksamer Blockbuster sollte her, und dafür benötigt man nur bekannte Figuren und Gesichter, aufwendige Effekte und jede Menge Action. Dazu ist allerdings noch zu sagen, dass auch diese nach einiger Zeit nur noch langweilt, da sie erstens ziemlich einfallslos inszeniert und völlig unblutig ist, und zweitens sehen die Monster so künstlich aus, dass man sich in manchen Szenen an Zeichentrick-Real-Filme wie "Roger Rabbit" zurückerinnert fühlt - besonders Mr Hyde sah aus wie eine Mischung aus "Hulk" und "Shrek".
Nach Sichtung der beiden "Mumien" - Filme war mit Stephen Sommers, dem ich an dieser Stelle keine Vorwürfe mache, der passende Regisseur schnell gefunden. Auch die Schauspieler kann man im Grunde nicht kritisieren, da diese nicht wirklich die Möglichkeit haben, ihr vorhandenes oder fehlendes Talent zu zeigen - nur bei Kate Beckinsale und Hugh Jackman ist sicher, das sie hier eindeutig unterfordert sind.
Ein Pluspunkt ist sicher noch die Ausstattung und Kulisse, die durchaus ansehnlich ist und bedrohlich wirkt, aber den Film insgesamt nicht aufwerten kann.
Doch die grösste Schwäche des Films ist eindeuig die sehr freie Interpretaton der verfilmten Horror-Mythen, wie zum Beispiel bei Tageslicht angreifende Vampire, ein wie ein Gorilla herumturnender Mr.Hyde und Werwölfe, die sich verwandeln, wann immer es ihnen passt ( oder ist in Transylvanien jede Nacht Vollmond??) - nur das Frankenstein-Monster ist glaubwürdig, aber ebenfalls blass. Dieser Umstand dürfte den grössten Teil der Kinobesucher kaum tangieren, doch einen gewissen Respekt vor den literarischen Vorlagen hätte man wenigstens noch erwarten können; so muss man statt "Hommage" leider "Demontage" dazu sagen.
Insgesamt ist "Van Helsing" ein Indiz für die Geldgier bei den Hollywood-Studios: Mehr Effekte = Mehr Kinobesucher = Mehr Einnahmen - eine Gleichung, die aufgeht, denn wie soll man die Leute sonst ins Kino locken? Filme ohne Action und SFX braucht man nicht im Kino zu sehen, da reicht die Heimkinoanlage völlig aus...
In der Vergangenheit hat sich doch gezeigt, wie man Story und Action nebeneinander harmonieren lassen kann ("Spiderman") , und das sehr erfolgreich. Dass dann trotzdem noch 150 Millionen Dollar für so einen filmischen Schrott ausgegeben wird, kann dem Zuschauer nur noch sauer aufstossen. Und es wird nicht der letzte seiner Art sein...