Review

Ein unter die Haut gehendes Erlebnis, diese beinahe unbekannte Perle britischer Herkunft.
"The Asphyx" besticht nicht nur durch bisweilen schön morbide Atmosphäre, sondern hat auch eine interessante Idee zu bieten, was man nicht von allen typischen britischen Horrorfilmen der 60er/70er (Hammer, Amicus) sagen kann.
Ausgehend von einem schrecklichen Autounfall in unserer Zeit, blendet das Geschehen dann in das auslaufende 19.Jahrhundert um, wo ein parapsychologisch interessierter Adeliger merkwürdige Schatten auf den Fotos Sterbender entdeckt.
Merkwürdigerweise denkt hier niemand an den Sensenmann, sondern eher an die den Körper verlassende Seele, doch dann zeigt sich, daß wir es mit einem dämonischen Geist zu tun haben, der sich am Tode Linderung verschafft.
Womit wir auch schon bei einer extrem starken Sequenz sind, in deren Verlauf zwei Personen auf einem düster-nebligen See ums Leben kommen und dieses Erlebnis auf Film gebannt wird.
Auf diese spontane Art und Weise sind alle Sequenzen aufgebaut, die man nicht musikalisch schon eine Viertelstunde vorher kommen hört. Statt dessen greift das Schicksal und damit das Grauen völlig unvermittelt die Figuren und damit den Zuschauer an.
Das geschieht in Form des Asphyx, den man nur im Lichtkegel eines photographischen Verstärkers sehen kann, eine geisterhafte Erscheinung, die vermutlich nur eine bewegte Handpuppe war, die aber trotzdem überzeugend wirkt, da sie effektiv eingesetzt wird.
Garniert wird ihr Auftauchen auch beständig mit einem unmenschlichen, grauenhaften Kreischen, daß tatsächlich direkt an die Nervenbahnen geht.
Nach der Entdeckung geht es dann in einer perfiden Achterbahnfahrt mit der agierenden Familie Cunningham bergab, denn Sir Hugo, das Oberhaupt, ist ab sofort von dem Gedanken besessen, mittels Einfangens des Geistes Unsterblichkeit zu erlangen. Aber das Schicksal spielt da natürlich nicht mit.
Ich will jetzt keine weiteren Details verraten, die den Reiz dieser kostensparenden und doch überaus originellen Produktion ausmacht, doch muß erwähnt bleibt, daß das Werk seinem Stil strikt treu bleibt und mit einer ruhigen Gnadenlosigkeit durchzieht, ohne daß wir dazu überhaupt einen Tropfen Blut sehen müßten. So wird "The Asphyx" beinahe zu einem Musterbeispiel des viktorianischen Horrors, in einer Zeit als im "Exorzisten" schon flott in die Kamera gekotzt wurde.
Natürlich ist das sparsam inszeniert, ruhig, doch immer mit der nötigen Motivation. Einige Fehler lassen sich nicht vermeiden, z.B. wenn Sir Hugo auf dem Film, der den Tod seiner Familienmitglieder zeigt, den Schnitt von der Totalen zur Nahaufnahme zeigt, den natürlich nur der Gesamtkameramann hat machen können, während Sir Hugo nur eine Standkamera hatte. Auch die Altersmaske am Ende sieht wie ein amateurhaft beklebtes Gesicht aus, möglicherweise, weil der Darsteller nicht zur Verfügung stand. Die Tricks sind nicht üppig, aber überzeugend und die Darsteller stehen ihnen in nichts nach.
Wirklich bedeutsam für den Horrorfilm kann man ihn auch nicht nennen, doch ist er eine erfreuliche Ausnahme von der Regel, die zumindest atmosphärisch ihr Soll mehr als erfüllen kann.
Ein seltenes Vergnügen, aber eines, das man sich gönnen sollte (7/10)

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