ACHTUNG ! SPOILER !
SHADOW OF CHINATOWN ist die auf 71 Minuten kondensierte Spielfilmversion eines aus 15 Kapiteln bestehenden, gleichnamigen Film-Serials, dass eine Gesamtlaufzeit von 281 Minuten hat. Und genauso sieht der Film auch aus.
Die Handlung dreht sich um einen „Handelskrieg" zwischen chinesischen und amerikanischen Geschäftsleuten in San Franzisco. Die schöne Eurasierin Sonya Rokoff (Luana Walters), „Business Director of European Chainstores", versucht mit Hilfe des mysteriösen Wissenschaftlers und Hypnotiseurs Victor Poten (Bela Lugosi), der alle Asiaten hasst, die Geschäfte der asiatischen Kaufleute in Chinatown mit Gewalt und Terror zu sabotieren und die Händler zur Aufgabe zu zwingen. Als Poten jedoch auch vor Folter und Mord nicht zurückschreckt, weigert sich Sonya, weiter mitzumachen. Sie wendet sich an die naseweise Reporterin Joan Whiting (Joan Barclay) und den Schriftsteller und Journalisten Martin Andrews (Herman Brix), und bittet die beiden um Hilfe: „I have employed a Frankenstein Monster who threatens to destroy me." Nach zahlreichen Verwicklungen kann Poten schließlich unschädlich gemacht werden. Sonya opfert dabei ihr Leben für Andrews. Am Ende heiraten Joan und Martin, so dass Joan nicht mehr als Reporterin arbeiten muss (darf!), sondern sich von nun an ganz auf ihren Gatten konzentrieren und in der Ehe ihre Erfüllung finden kann...
Es ist schon bemerkenswert, wie man aus einem epischen Werk von 281 Minuten einen Spielfilm von gerade mal 71 Minuten Laufzeit editiert, ohne dass der Zuschauer das Gefühl hat, etwas wesentliches zu verpassen. Zwar weist die für ein Serial typische, hin und her wogende Handlung von SHADOW OF CHINATOWN spürbare Lücken auf und die Inszenierung wirkt sehr sprunghaft, doch die Essenz des Geschehens bleibt weitgehend erhalten. Diese Tatsache macht deutlich, wie willkürlich letztendlich in den meisten Serials dramatische Momente und Actionszenen aneinandergereiht wurden. Allein die Geduld der Zuschauer und die Phantasie der Drehbuchautoren setzten hier scheinbar die Grenzen.
SHADOW OF CHINATOWN ist ein eher unterdurchschnittliches Serial, mit typischen Zutaten wie Falltüren, scheinbar aussichtslosen Situationen für den Helden, geheimen Gängen, Hypnose, Giftgas, und Bösewichten die sich mit Hilfe von Make-up in jede beliebige Person verwandeln können. Allein die Präsenz von Bela Lugosi und der schönen Luana Walters hebt den Film ein wenig aus der Masse vergleichbarer Produktionen heraus. Lugosi, hier in seinem dritten Serial zu sehen, spielt seine Rolle routiniert, jedoch mit wenig Enthusiasmus. Joan Barclay in der Rolle der naiven Möchtegern-Reporterin Joan Whiting dient im Grunde nur als Zielscheibe für chauvinistische Sprüche der übelsten Art und muss vor allem von Brix diverse Beleidigungen einstecken. Frauen taugen bestenfalls zur unterwürfigen Ehefrau, so das damalige Frauenbild. Ein gewisser „Maurice Liu" ist in einer Nebenrolle als Diener von Brix zu sehen, der permanent irgendwelche asiatischen Weisheiten von sich gibt, à la „Konfuzius sagt". Herman Brix, der sich später Bruce Bennett nannte, ist zwar prima als hemdsärmliger Actionheld, seine mimische Bandbreite in dramatischen Szenen ist allerdings recht gering. Brix erinnerte sich später an die Dreharbeiten: „Das Serial wurde innerhalb von 15 Tagen und Nächten gedreht. Katzman [der Produzent] war unerbittlich, wenn es darum ging, die Drehzeit und die Kosten so gering wie möglich zu halten. Er ließ zwei Kamera-Crews und Regisseure 24 Stunden am Stück drehen. Zeitweise habe ich das Set für drei oder vier Tage nicht verlassen!" *
Interessant für Trash-Fans: Zumindest in der Serial-Version von SHADOW OF CHINATOWN ist auch der Vater von Al Adamson, Victor Adamson (aka Denver Dixon) in einer kleinen Rolle als „Weasel-Looking Henchman" zu sehen.
* Richard Bojarski: The Films of Bela Lugosi, Citadel Press 1980