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Ein sommerlicher Ausflug mit dem Van wird für eine Gruppe von fünf jungen Leuten zum Albtraum. In dem von Tobe Hooper inszenierten Klassiker landet die Clique in einem verlassenen Haus, welches den Großeltern zweier der Reisenden gehörte. Dass sie einem weiteren Haus in der Nähe ihre Aufmerksamkeit schenken, wird ihnen zum Verhängnis. Wobei der Streifen schon davor eine eigenartige Atmosphäre aufbaut. Hooper macht die Hitze und die Abgeschiedenheit spürbar, etabliert dies mitsamt ein paar schräger Typen über eine geraume Zeit hinweg und bleibt auf dieser Ebene, bevor der Horror später zuschlägt. Dabei bedient man sich (heute) bekannter erzählerischer Wege, schrittweise steigert sich das Szenario, bis es im letzten Drittel dann richtig aufdreht.

Nun ist Hoopers Film schon nicht übermäßig lang, dennoch hat er einige Passagen, die man dabei etwas kürzer hätte halten können. Die Verfolgung einer schreienden Dame durch das Gehölz verliert mit seiner Dauer an Wirkung und auch die Hinleitung zu alldem, wenn zur Etablierung eines Gefühls und der Figuren auch nötig, ist überdimensioniert. Gerade die jungen Leute auf Reisen geben das nicht her, sie sind zu eindimensional und für den Verlauf der Geschichte irrelevant als Charaktere. Weil komplett austauschbar.  
Seinen Ruf weg hat „The Texas Chain Saw Massacre“ eher wegen dem, was in der zweiten Hälfte passiert. Dabei geht Hooper nicht so grafisch vor, wie man es ob des Titels vermuten möchte. Der Film bietet kein Splatter- oder Gorefest, da überlässt Hooper einiges der Vorstellung des Publikums. Was in Verbindung mit der Atmosphäre und Ausstattung wirkt. Und auch aufgrund er Kameraarbeit, diese ist oft direkt und nah und sie denkt gar nicht daran, den Blick von den Figuren abzuwenden. Manchmal ist sie vielleicht etwas zu verliebt in das zugegebenermaßen gelungene Setdesign. Dieses ist verwahrlost, ranzig, dabei aber nicht überfüllt, das Auge wird hier passend gelenkt. 

Laut Hooper teilweise inspiriert vom Serienmörder Ed Gein etablierte „TCM“ mit Leatherface eine der bekannten Figuren des Horrorkinos. Im Gegensatz zu anderen (späteren) Genrekollegen zeigt er den Maskenträger aber früh und macht um dessen Aussehen kein langes Mysterium. Die Nahaufnahmen transportieren einen Willen zur Darstellung, der über diese eine Figur hinausgeht. Es ist das Grauen, das hier in Form der Familie inmitten dieser vermeintlichen Zivilisation ungestört existiert. Mit einer Selbstverständlichkeit, unbeeindruckt vom Rest der Welt. Die weißen Flecken auf der Landkarte liegen quasi inmitten der erschlossenen Weiten. 
Das ist die Stärke des Werks. Dieses Szenario, diese dreckige Atmosphäre, das Erzeugen eines unangenehmen Gefühls. Das schlägt ob des vielen Geschreis auch mal in Stress um, das ist gewollt, funktioniert filmisch im letzten Drittel gut mit Sally, vorher weniger gut mit dem nur nervigen Franklin. 

Wenn man möchte, kann man hier noch allerlei hineininterpretieren. Vom Fleischkonsum über die Thematisierung der Tierverarbeitung bis zu ökonomischen Veränderungen durch die fortschreitende Technik und den Konsequenzen für die Arbeiterklasse. Kann man sehen, muss man nicht, der Streifen funktioniert auch ohne diese Untertöne.

„Don't mean you have to like it.“

Kleines Budget, einiges an Wirkung. Tobe Hoopers Film funktioniert über seine Atmosphäre, über das Gefühl des Ausgeliefertseins und ist nicht das Splatterfest, das der Titel suggeriert. Audiovisuell ist das Werk, gerade im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Mittel, bemerkenswert. Bis zum Ziel braucht er allerdings eine Weile und die Charaktere schwanken auch mal zwischen nervig und drüber, sodass das Mitfiebern mit diesen oft nicht gegeben ist. Dennoch bietet „The Texas Chain Saw Massacre“ ein angenehm eigenwilliges Bild einer abseitigen Gesellschaft und avancierte nicht umsonst zu einem Klassiker. 

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