Hügel der Stiefel - Version: 3. Synchro (DDR 1983)
"Dich hab' ich übrigens gar nicht gesucht. Aber jetzt kannst du mir als Köder dienen."
Die Würfel rollen, das Geld wechselte fleißig, dünne 'Lappen', vergleichsweise saubere 'Scheine', der lockende Gewinn, die Aufregung hoch, die Sechsen reichlich. Es wird gespielt, es wird getanzt, es fehlen nur die Frauen, meist tauschen Männer miteinander die flotte Sohle, Kinn an Kinn, Bart an Bart, die Nähe ist wichtig und entscheidend. Eine Atmosphäre wie im Zirkus, dort die Spannung, hier das bunte Treiben, die Show ist wichtig, die Mittel der Unterhaltung, mal flott und mal im Zorn. Stilisiert wird das alles, von den 'fliegenden' Artisten im Tütü bis zu einem Schuss im dunklen Nichts und einem bösen Pferdesturz. Gewalt bei Tag und Gewalt bei Nacht, eine Flucht durch die scheinbar menschenleer ausgestorbene Stadt, zwei Sprünge durch Glas und Fenster, Einschläge von überall, die Flucht glückt nur mit einer Finte und vor sich hin blutend im kühnen Coup; der Fremde will hinfort, der fiebrig Verwundete nicht bleiben:
Aufgrund der an ihn vom alten Bekannten Sharp [ Enzo Fiermonte ] übertragenen Schürfrechte, wird Cat Stevens [ Terence Hill ] vom Revolverhelden Finch [ Glaucus Honorato ] und dessen Trupp gejagt und auch schwer verletzt, einzig das Versteck im Wanderzirkus von Mamy [ Lionel Stander ] und die Hilfe von Thomas [ Woody Strode ] retten ihm das Leben. Stevens, der ebenso wie Thomas die offene Rechnung begleichen will, wendet sich an den ebenfalls und dies mit Absicht in die Goldsucherkonzession eingetragenen Hutch Bessy [ Bud Spencer ], der sich mit seinem Schützling Babydoll [ George Eastman ] dem Feldzug gegen die Überzahl anschließt. Dabei hilft ihnen bald auch der Richter und Bezirksbürgermeister Boone [ Edward Ciannelli ], der die illegalen Machenschaften um Bergbauunternehmer Fisher [ Vicor Buono ] schnell spitz kriegt und auch etwas gegen diesen andauernden Rechtsbruch inklusive Mord hat.
"Wieder zusammen" steht über den Namen, "Zwei sympathische Halunken", Hill und Spencer scheinbar gemeinsam vereint, "Gemeinsam schlagen sie wieder zu", eine Mogelpackung, eine gekürzte Fassung, die grobe DDR-Synchronisation vom DEFA-Studio, Ost-Berlin (1983 als Hügel der Stiefel angefertigt, mit Ernst Meincke als Hill), nicht die Andeutung und Vortäuschung eines anderen Filmes, nur der Vorspann wird verändert, Szenen eingefügt, anders arrangiert, mancherlei weggelassen, keine neue Umgebung stilisiert. 'Zwei hau'n auf den Putz' hier, davon sieht man lange nichts, erst sieht man nur Männer beim Würfeln, dann beim Schießen, bei einer Flucht, “Ich seh nichts als Ärger, verdammt nochmal!“, die Rettung ist nur vorübergehend. Sie ist nur mit Müh und Not und Hilfe, drei Schuss und drei Tote, das Land rau, die Zeiten erbarmungslos, weiß man den Grund für den Mordanschlag noch nicht, Gräber werden im staubigen Sand ausgehoben ("Wie lange braucht Ihr für ein lumpiges Loch?"), die Leute sind entweder dahingeschieden, oder noch lebend und buddelnd und verdreckt und verschwitzt. Der Film ist von Beginn an hektischer und voller als Gott vergibt - Django nie! (1967) lärmiger, er hat fast drei verschiedene Anfänge, wie von drei verschiedenen Regisseuren; selbst eine Reisetruppe gibt es hier, mit Zwergen, mit Akrobaten, mit einem Wahrsager, nur der Magier fehlt. Ein Western mit Kostüm und mit Schminke, mit einer Revue und auch Perücke, mit Trompete und Posaune, mit viel Tschingderassabum, und zunehmend cleverer.
Männer gänzlich unterschiedlichen Schlages treffen sich hier, ein Attentat aus (scheinbar) reinen Jux und Laune bei einer der Performancedarbietungen, ein Todesfall in der Manege, eine Grausamkeit sondergleichen, der Boden beim Aufprall so hart wie Stein und Stahl, so karg die Worte, so ausgezehrt die Gesichter, die Verfolger nah, das Wetter wild und stürmisch, eine "ungewöhnliche gefährliche Nummer." Ein Köder, ein Wild, eine Jagd, Spencer (der von Ulrich Voß gesprochen wird) selber kommt als 'naiver Fleischkloß' erst nach mehr als einer halben Stunde in das Mörderspiel, in die langgestreckte Szenerie hier rein, dann werden auch die Verhältnisse aufgezeigt, die Prämisse herausgerückt, es geht um Politik auch und um Korruption, das Gesetz hier tatsächlich, wenn auch erst mit Anschub tätig; "Kannst du mir folgen?" - "Wie ein Jagdhund." Rechnungen werden eröffnet und beglichen, “Hör mal, das schmeckt mir nicht, so oft Dankeschön sagen zu müssen.“ Die Bilder (der über brühende, schon Blasen schlagende Kaffee, während ein Insekt durch eine Blutlache krabbelt, vorher hat sich ein Skorpion durch die glühende Hitze mit letzter Kraft hinein in die Schatten gequält) sind teilweise imposant und flirrend, die Musik klingt mal nach Peter Böttcher und mal nach Jürgen Enz, die Darsteller zuweilen sparsam wie ausgestopfte Tiere. Einzeln und einsam wird gestartet, dann kommt Zuwachs, ein Team wird gebildet, eine Freundschaft auf Raten, mit dem Teufel verwandt.
Die Geschichte wirkt (nicht nur in dieser Fassung) groß aufgezogen, aber klein ausgebreitet, wie ein gesellschaftliches, auch politisches, systemkritisches Epos, dem das Geld ausgegangen ist, dem während der Produktion der Kredit verweigert, und man mit dem Nötigen und wenigen noch Vorhandenen der Rest fertig gezimmert, mit Farbe bestrichen und zusammen gewerkelt. Das ähnelt dem Startschuss der Trilogie wesentlich mehr als dem schon leicht komödiantisch angehauchten Vier für ein Ave Maria (1968), der sich recht an Leone und dessen Zwei glorreiche Halunken (1966) orientiert. Mehr Location als Darsteller, viele Szenen ohne Aufbau, ein Mittendrin in die Stimmung, viel Abgehakt, viel Abgelegen, wenig Abgeschlossen, dafür reichlich Schweiß und Zwerge, die Sporen so laut wie Trommelwirbel. Spencer und Hill, der "Jüngling mit den stahlblauen Pupillen", helfen ein wenig in der Zuordnung, auch (der hierbei mit 75.000 Dollar gut entlohnte) Strode vor allem, Eastman, Stander, auch die anderen sind durchaus Charaktergesichter, es gibt eine Theateranalogie vor versammelten Publikum, eine Shakespeare-Referenz und eine Waffenzuteilung (“der große Extraakt“) vor geladenen Gästen. Es gibt die (zu kurz kommende, nur angeschnittene und dann mit einem Knall aufgelöste) Belagerung einer Hütte am Berghang, ein zahlreiches, (ausgeblendetes) Sterben hinter der Abendkasse, auch der Showdown (inklusive Feuerwerk, Feuersbrunst und wilder Barschlägerei) ist überall und nirgends. In Italien ist man in dem Jahr auf Platz 9 der Kinorangliste gelandet, in der Bundesrepublik Deutschland zusammengerechnet mit beiden Aufführungen (August '70 & März '78) auf Platz 15; der Abschluss der Trilogie, eine Weiterführung dann auf anderem Wege, in einem anderen Kontinent, mit Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle (1972), einer Abenteuerkomödie.