Review

Roland Emmerich sorgt mal wieder dafür das die Welt untergeht. Nachdem er bereits Ausserirdische auf die Welt, Godzilla auf die Amis und Mel Gibson auf die Engländer losgelassen hat, hetzt er der Menschheit nun die Natur auf den Hals.

In „Übermorgen“ bricht der Nordatlantische Strom ab und sorgt so zuerst für verheerende Unwetter und schliesslich für eine zweite Eiszeit. In dieser schweren Zeit dreht sich die Handlung grösstenteils um den Klimaforscher Hall (Dennis Quaid), der versucht seinen Sohn aus dem eingeschneiten und von der Aussenwelt abgeschlossenen New York zu retten.

„Independence Day 1,5“ ... so kam es mir anfangs vor, denn man erkennt sehr schnell einige Muster in den Figuren wieder, die bereits in Emmerichs Popcorn-Oberhit zu sehen waren. Da haben wir z.B. den schlauen Kopf, der die Regierung warnen will, den sympathischen „Low life“, der sich später als enorm wichtig herausstellt, der engstirnige Regierungsangestellte und noch so einiges mehr.
Auch ist es eben wie bei „ID4“ die Tatsache das alles auf die grosse Verschrottungsorgie gegen Ende des ersten Drittels aufbaut. Und die hat es wieder einmal wirklich in sich. LA wird von Stürmen geplättet und New York wird von einer riesigen Flutwelle überschwemmt.
Auf diese Szenen habe ich mich einerseits natürlich gefreut, doch andererseits hatte ich auch Angst das man hier wieder grottige Special-FX wie in Van Helsing zu sehen bekommt. Dieser Angst stellte sich gottseidank als grösstenteils unbegründet heraus. Es sieht wirklich beeindruckend aus.
Nachdem man erst einmal von den Zerstörungsszenen überwältigt ist fragt man sich was dann wohl kommen mag... tja.... dann kommt das grösste Problem des Filmes. Emmerich versucht Dramen zu inszenieren. Überall gibt es Schicksale die dem Zuschauer ans Herz gehen sollen wie z.B. ein paar eingeschlossene Forscher, Halls Frau die allein mit einem schwerkranken Kind auf Rettung wartet, oder eben Hall, der versucht zu seinem Sohn zu kommen.
Wie wir seit „Der Patriot“ wissen ist eben das nicht Emmerichs Stärke und so gleitet das emotionale schnell ins kitschige ab. Leider wird eines der Subplots nicht weiter beleuchtet. Nämlich eine Truppe, die versucht aus dem verschneiten New York zu entkommen, aber dann leider doch nur den Tod findet. Schade... mit dieser Truppe hätte man sicher einige dramatische und spannende Momente erzeugen können.
Aber na ja... TDAT will ja kein Drama sein, sondern Popcornkino und da kommt es halt vor allem auf Action und Spass an. Hier kann Emmerich einige Big Points einsacken. Nicht nur die grose Vernichtung kann punkten, sondern auch die Auseinandersetzung einer kleinen Truppe (in der auch Halls Sohn ist) mit ein paar Wölfen, sondern auch Halls Kampf gegen Eis und Schnee wissen zu unterhalten. Doch leider dauert es manchmal ein wenig zu lange bis an endlich wieder solche Szenen zu sehen bekommt.
Gen Ende kommt dann noch mal die Moral von der Gehschicht, nämlich verscherz es mit der Umwelt nicht. Eine durchaus löbliche Sachen wenn man ein klein wenig Aussage in solch einen Film packt. Na ja... Emmerich will dem Zuschauer etwas vermitteln und hat „Krachumm“ als sein Sprachrohr ausgewählt.
Man könnte nun sagen das TDAT zwar erwachsener ist als Godzilla oder Independence Day, doch leider nicht so unbeschwert unterhaltsam.

Schauspielerisch kann man bei so einem Spektakel sicher nicht viel erwarten und bekommt auch nicht sonderlich viel. Routiniert spulen die meisten das von ihnen verlangte runter, in dem Wissen das die Effekte die eigentlichen Stars sind. Einzig Ian Holm bringt durch seine kauzig-sympathische Ausstrahlung kleine Lichtblicke.

Der Score ist leider einmal wieder Standard Hollywood. Nicht übel, aber auch nicht berauschend. Er untermalt die Szenen immer mit den dazu passenden Klängen, ohne Eigenständigkeit zu entwickeln.

Fazit:
Emmerich hat einen erwachseneren, aber leider nicht mehr ganz so unterhaltsamen Popcornfilm abgeliefert, der in Sachen Bildgewalt zu punkten weiss, aber bei dem der Zuschauer sich in ruhigen Momenten schnell die nächste Katastrophe herbei wünscht.
Wegen der netten Bilder und durchaus unterhaltsamen Szenen gibt es:
Knappe 7 von 10 Punkten

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