Direkt von Anfang an ist klar, La mala educación ist kein gewöhnlicher Film. Die aufmerksamkeitserhaschende Musik und die vielen bunten Farben, die schon nur in den Opening Credits, die an ein wenig an die aus alten Hitchcock-Filmen erinnern, verwendet werden, sind definitiv ein Hingucker. Und diese Ungewohnheit, was die vielen Farben betrifft, die Musik, doch vor allem auch die Handlung, die Dialoge, die verschrobenen Charaktere wird der spanische Starregisseur Pedro Almodóvar (Todo sobre mi madre, Hable con ella) noch seinen ganzen Film über beibehalten.
Handlungstechnisch gesehen hat La mala educación viel zu bieten, sofern man mit den folgenden Aspekten nicht seine Problemchen hat: sexuelle Belästigung Minderjähriger, etlicher Schwulensexszenen, Transvestiten, Drogenabhängiger. Nach dieser Aufzählung kann man sich denken, dass der Film keine leichte Kost, ein Melodram und ein eher spezieller Film ist, der mit Sicherheit nicht jedem zusagen wird. Dennoch ist die Handlung raffiniert gespickt mit einigen unerwarteten Wendungen, intelligenten Dialogen und wird somit nie langweilig und bleibt immer etwas besonderes. Besonders zum Ende hin spitzt sich die Lage immer mehr zu und man kann kaum drauf abwarten, wie sich erneut alles zum Schlechten oder doch zum Guten hinwenden wird. Doch nicht nur spannungstechnisch kann die Story überzeugen, denn vor allem anderen ist La mala educación ein gefühlsgeladener Film. Wenn man sich erst einmal auf den Film eingelassen hat, fällt es einem kaum noch schwer sich perfekt in die Charaktere, ihre Lage und ihre Gefühle hineinzuversetzen, bzw. zu denken. Sicherlich helfen da die großartigen schauspielerischen Leistungen mit. Besonders Gael García Bernal brilliert in diesem Film, da er in jeder Rolle, in die sein Charakter (der einen Schauspieler darstellt) schlüpf, unglaublich überzeugend und glaubwürdig spielt, sei es als Ignacio, als Juan, als Ángel oder als Transvestit Zahara. Mit dieser Glanzleistung hat er für mich nun entgültig sein Können als hervorragender Schauspieler bewiesen und zählt für mich persönlich nun als bester und vielversprechendster seiner Generation.
Auch Regietechnisch und Inszenatorisch kann La mala educación überzeugen. Besonders das immer leicht ungewöhnliche Setting und die bereits erwähnte Farbwahl haben es mir angetan. Diese Verschaffen dem Film einen sehr südeuropäischen, warmen Touch, was wiederum perfekt mit den Umständen der Handlung harmoniert. Auch die Musik ist wundervoll und passend gewählt. Ich würde nicht sagen, dass Pedro Almodóvar hier überragende Arbeit was die Machart betrifft geleistet hat, aber dennoch ordentliche und solide. Dafür hat er es geschafft seine Darsteller zu absoluten Höchstleistungen zu bringen.
Auch wenn La mala educación mir persönlich sehr gut gefallen hat, bin ich mir sicher, dass ein ungewöhnlicher, intellektueller Film mit reichlich Transvestiten und Schwulen nicht jedermanns Geschmack ist. Eine Thematik, die selbst ich ein wenig schwierig fand, war die sexuelle Nötigung, bzw. Misshandlung Ignacios durch Pater Manolo. Zwar wird klar, dass diese Handlung fatale Folgen in der Zukunft der Charaktere haben wird, doch Almodóvar hat es nicht wirklich geschafft durch diese eigentliche Grausamkeit wirkliche Gefühle in mir hochkommen zu lassen, doch andererseits war dies auch vielleicht gar nicht seine Absicht. Dennoch ist La mala educación mit Sicherheit ein sehr gelungener, ungewöhnlicher Film mit einem brillanten Hauptdarsteller, den sich jeder, der von den oben genannten Aspekten nicht abgeschreckt ist, einmal ansehen sollte.