Es waren ja nicht nur die persönlichen Erwartungen, aufgrund derer ich letzten Endes mehr als nur enttäuscht bin von dem neuesten "Meisterwerk" Lasse Hallströms, genannt "Chocolat". Mir schwelgte immer noch die Intensivität und die Fülle an Gefühl durch den Kopf, die noch ein "Gottes Werk und Teufels Beitrag" ausgestrahlt haben. Für "Chocolat" ist da meines Erachtens nicht mehr viel übrig geblieben. Ich bin auch sicher der Letzte, der behauptet, "Gottes Werk und Teufels Beitrag" würde vollkommen ohne nur ein kleines Bisschen Kitsch so funktionieren, wie er es tut, aber für solch eine Story ist der Film mit wirklich sehr wenig Kitsch und Klischees ausgekommen, um dennoch zu faszinieren, zu bewegen und vor allem zu ergreifen. Dass Hallströms bis dato bestes Werk auch eine wirklich gute und anspruchsvolle Story hat, bei der auch ein wenig das Köpfchen gefragt und besonders eine gewisse Reife des Zuschauers verlangt wird, steht auch außer Frage.
Wieso sollte also sein darauffolgendes Werk, das ja von Lobeshymnen geradezu zugeschüttet wurde, nicht so funktionieren wie sein Vorgänger? Zumal es sich bei dem Nachfolger ja auch um keinen geringeren als um "Chocolat" handelt? So viele Leute schmelzen ja schon dahin, wenn sie nur ein kleines Bisschen über des Film zu hören bekommen, ohne ihn je gesehen zu haben. "Chocolat" ist ein Film für jede Generation, der ja so wunderschön, naiv und dennoch realistisch ist. Manche bezeichnen ihn auch als Balsam für Leute mit Depressionen. Ich für meine Teil kann all dem überhaupt nicht beipflichten. Die Depressionen verflüchten sich vielleicht wirklich, das kann sein, aber nicht ohne durch ganz andere Gefühlsstimmungen ersetzt zu werden. Bei mir machten sich nämlich immer mehr Aggressionen breit, die im Verlauf des Films aber nicht vermindert, sondern konstant bestätigt wurden, als mal wieder eine weitere Szene auf dem Bildschirm zu sehen war, die so völlig unakzeptabel und unrealistisch ist. Ich vermeide hier ganz bewusst das Wort "Utopie", da es solche Personen wie Vianne im Film sicher gibt, aber wie diese Person in "Chocolat" ausgeschmückt wird, mit welcher Bewunderung und mit welchem Erstaunen, stellt für mich eine Frechheit dar. Wie eben bereits erwähnt, ist die zentrale Figur des Films Vianne Rocher (Juliette Binoche), die mit ihrer minderjährigen Tochter von Dorf zu Dorf zieht. Zu Beginn des Films lernt der Zuschauer ein kleines französisches Dorf im Jahre 1959 kennen. Die Leute sind alle brav gottesfürchtig und weltfremd bis hin zur Unendlichkeit. Allen voran den Bürgermeister, der sehr darauf achtet, dass auch wirklich kein Einwohner seiner Gemeinschaft gegen die streng einzuhaltenden Sitten und Moralvorstellungen verstößt. Dann wird die Person der Vianne eingeführt, wie sie mit ihrer Tochter eines Tages in diesem kleinen Dorf ankommt. Im Gegensatz zu den Einwohnern der kleinen Gemeinde ist Vianne aber richtig exzentrisch, da sie die absolute Frechheit besitzt, doch glatt gegen fast alle vom Bürgermeister verordneten Regeln zu verstoßen. So eröffnet sie während der fünfwöchigen Fastenzeit ein Schokoladengeschäft und verführt zudem noch ganz unbeholfene Mitbürger, ihren Laden zu unterstützen, indem sie die verschiedenen Artikel aus Schokolade konsumieren. Dem noch nicht genug, denn die geschickte Vianne besitzt doch tatsächlich über wahnsinnige Kräfte, die es ihr ermöglichen, die Lieblingssorte eines jeden, der ihren Laden betritt, zu erraten. Und wem es bisher noch nicht bewusst war, Schokolade kann unter anderem sogar die Leidenschaft ein wenig aufheitern. Aufgrund dessen und auch ein paar weiterer Tatsachen ist Vianne natürlich bald nicht mehr die etwas andere Fremde, mit der keiner was zu tun haben möchte. Sie ist ja der Macker mit dem Schoko-Laden, der vielen die Möglichkeit gibt, ein neues Leben anzufangen. Dies wiederum ist dem konservativen Bürgermeister, der Spaß und Vergnügen für eine Sünde hält, zuwider und er startet eine Kamapgne gegen die Unmoral. Nun ist nur noch die Frage unbeantwortet, wer denn gewinnt. Der Konservative, inform des Bürgermeisters, oder die Leute, die offen für neue Dinge sind und langsam kapieren, dass strenger Gesetzesgehorsam wirklich altmodisch ist. Aber das Ergebnis könnt ihr ja selber sehen.
Also bei allem Respekt, viel Positives konnte ich "Chocolat" nicht abgewinnen, auch wenn der Bekanntheitsgrad des Films und dessen Namen was anderes als völlige Akzeptanz dessen Qualität kaum zulässt. "Chocolat" ist auch keiner der Filme, die ich mir angesehen habe und vorher schon wusste, dass ich mir nach dem Film an den Kopf langen muss, weil er so schlecht war. Ich bin fast schon entsetzt, was diesen Film hier angeht. Denn wie gesagt, nicht nur meine eigenen Erwartungen wurden dermaßen enttäuscht, sondern auch die Meinungen mit den anderen können nicht geteilt werden. Klar, Filme sind auf jeden Fall Geschmackssache, aber bei so vieler positiven Kritik konnte ich ja eigentlich nicht irren, zumal mir "Gottes Werk und Teufels Beitrag" auch total gefallen hat.
Nun ja, die Schauspieler sind meines Erachtens auch nicht das, für was sie immer bezeichnet werden. Juliette Binoche sind hauptsächlich meine Aggressionen zu verdanken, da ich mich wegen ihr wirklich maßlos aufgeregt habe, ihre Gestik, ihre Mimik und ihr ganzen Auftreten, ihr ganzes Wesen, dermaßen vorbildlich und göttergleich, dass einem schlecht wird. Und natürlich hat der Film ein Happy-End. Früher war ja auch alles anders, denn aus den anderen Dörfern wurde Vianne samt Tochter immer rausgeekelt bzw. die Einwohner derer machten den beiden ein zukünftiges Leben in den Dörfern unmöglich. Wie Recht diese Einwohner doch hatten.
Die Botschaft von "Chocolat" ist dann schon das einzig Gute, das aber auch nur bedingt. Klar, Vianne verkörpert die Person, die offen für Neues ist und Spaß sicher nicht für eine Sünde hält, das ist gut so und gehört sich so. Aber ob es ihre Mission ist, Leute, die anders bzw. altmodisch denken, umzustimmen und durch ihr Machen zu überzeugen, doch mal etwas Vergnügen zu haben, ist fraglich. Denn so verhält sich Vianne teilweise schon, mit ihrer Fähigkeit, die Lieblingssorte ihrer Kunden zu erraten. Für mich hat es auf jeden Fall nicht so ausgesehen, als dass die Einwohner des Dorfes zufällig auf den Geschmack gekommen sind, gegen die doch recht naiv auferlegten Regeln des Bürgermeisters (zu Recht/zu Unrecht?) zu verstoßen, sondern es wurde ihnen schon eher eingebrummt, indem sie mehr oder weniger dazu gezwungen wurden, Schokoladenartikel zu genießen, wenn auch gratis.
Alles in allem kann ich sagen, dass "Chocolat" mich nicht im Geringsten überzeugt hat, nur die Botschaft halbwegs akzeptabel ist, was aber die Qualität des Films nicht sonderlich erhöht. Der Versuch, dem Zuschauer anhand eines Beispiels klarzumachen, dass Vetrauensgehorsam um Einiges besser ist als Gesetzesgehorsam, mag ja noch ganz nett sein, die Umsetzung aber ist meiner Meinung nach misslungen. 4/10 Punkte