Review

Mit Liebesantrieb durch die Zeit

Zwischen Hotelzimmern und Jahreszahlen / sucht man direkt den absoluten Durchblick, erleidet man eventuell Qualen.

Doch lässt man „2046“ erstmal über sich schwappen / möchte man vor lauter kinotechnischer Erregung quasi den Fernseher begatten.

Das ist beleuchtet erstklassig und aufgenommen sinnlich ohne Ende / die Faszination siegt, selbst wenn's erzählerisch manchmal ist steiniges Gelände.

Trotzdem ist das traumgleich und slick / zwischen Gedicht, Roman, Vision und feurigem Fick.

Wongs einziges Sequel und doch viel mehr als das / gibt er hier Rätsel auf, man versteht teils wenig und hat dennoch zeitlos Spaß.

Ein Mysterium, ein Hotelzimmer, eine Liebe und der Kummer / das ist ohne Frage schon ziemlich exquisiter cinephiler Hummer.

Seltsam entrückt, bin ich verzückt / hat mich dieses verschwommen-visionäre Panoptikum gefühlvoll beglückt.

Mal Datenautobahn, mal Aquarellgemälde, mal Fiebertraum / versinkt man hier romantisch und atemlos irgendwo quer durch Zeit und Raum.

Zwischen Melancholie, Melodrama und Masterpiece / nur nach den besten Filmen du die Welt danach nicht mehr wie vorher siehst.

Klar muss man dafür sein bereit und reif / doch dann enthebt dich das wie ein hungriger Greif.

Moody, mutig, bittersüß und komplex / über vergangene Gefühl, Reflexion zu allen Seiten und auch Sex.

Eher etwas WKW für Fortgeschrittene und wagemutigere Fans / nichts für Einsteiger und Gelegenheitsstans.

Dünne Schnurrbärte, dünnere Wände / ist dies teils ganz sensibles und künstlerisch wertvolles Gelände.

Geishas, Geliebte und Gefühle / stört mich bitte nicht, wenn ich mich durch dieses Dickicht wühle.

Einer der schwerwiegenderen Weihnachtsfilme am Markt / haben dessen glitzerndes Geflecht schon manche verzagt. 

Für mich jedoch mit Momentum und Momenten für die Ewigkeit / für die man ist selbst nach mehrmaligen Begegnungen nie richtig bereit. 

Ein Mandala der Andacht, Menschlichkeit und Exotik / für mich zu keinem Zeitpunkt kalt, prätentiös oder zotig.

Avantgarde trifft Arthouse trifft All-Time-Favorit / definitiv ein Experte und Könner auf seinem Gebiet. 

Hier ist Meister Wong wirklich in die Vollen gegangen / schöner seine ganz speziellen Glöckchen nie sangen.

Fazit: unfassbar elegant, stylisch, rätselhaft, verschachtelt und melancholisch… Mit „2046“ lässt Wong Kar-Wei (nicht) tief blicken! 

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