Review

Gerade in der Sparte des Erotikfilms stolpert man ja immer wieder über sehr skurille, außergewöhnliche oder stupide, auch wenig bekannte Werke, die gerade in den 1970er Jahren hierzulande zuhauf auf den Markt geworfen wurden, vom klassischen Porno abzugrenzen ....


Ein eben solcher ist auch "Fantasm", nicht zu verwechseln mit "Phantasm" aka "Das Böse" oder "Fantomas" mit Louis de Funès.


Unter dem Vorwand eines Aufklärungsfilms, angehaucht noch vom Flower Power-Feeling der späten 1960er Jahre und in zweifelsfrei ansprechender Optik, versucht uns ein vermeintlicher Dozent die bzw. das sexuelle Innenleben der Spezies Mensch und Art verwandter Rassen zu vermitteln, angesiedelt irgendwo zwischen Hofbauer'schem Reportfilm und "Sylvia im Reich der Wollust" bzw. Romy Schneider/Christina Lindberg-Erotik, pseudodokumentarisch, nicht immer politisch korrekt, begrenzt anstößig, dafür sehr amüsant und nicht weniger aufschlussreich.


Beginnend mit einem kleinen psychologischen Diskurs, in dem auch Dr. Sigmund Freud höchstpersönlich Erwähnung findet, versucht uns der augenscheinlich etwas debile Erzähler teils naiv, teils komisch Nachhilfe in Sexualkunde für Erwachsene zu geben, verpackt als erotisches Episodenfilmchen mit zumindest stellenweise nicht jugendfreien Passagen, oder halt eben Hausfrauen-Erotik, nicht pubertär, aber verspielt, nicht bahnbrechend, schon gar keine Maßstäbe setzend, aber durchaus ästhetisch, subtil trashig, nicht avantgardelastig, zweifelsfrei besser als die meisten D'Amatos, und im Gewand des ihm entsprungenen Jahrzehnts bzw. einer Zeit in der die Intimbehaarung noch schwer angesagt war und, wie sollte es anders sein, Sexualität ein absolutes Tabuthema darstellte bzw. Pornografie im Allgemeinen noch juristisch gefahndet wurde (s. Warhol's "Blue Movie", "Deep Throat").


Es geht um sexuelle Fantasien und weibliche Gelüste, menschliche Triebe und fleischliches Verlangen, unter pseudo-intelektuellen Gesichtspunkten, zweifelsohne originell in Szene gesetzt, ausgeschmückt und zusammen gefügt zu einem etwa anderthalbstündigen Augenschmaus, der mal anstößig, größtenteils aber noch verhältnismäßig zahm, weil nicht zuletzt unfreiwillig komisch und, naja, ulkig daherkommt, im Gewand eines pseudodokumentarischen bzw. -intelektuellen Aufklärungsfilm der 1970er Jahre (s. auch "Jungfrauen-Report").


Anders als in so manch anderem Sex- oder Erotikfilm aus diesem Jahrzehnt wirkt "Fantasm", ähnlich der Ergüsse aus dem Hause "Baron Porno", etwas weniger verspielt und auch weniger jazzlastig. Für echte Pornographie fehlt hier jedoch das gewisse Etwas. Wir werden mit einigen BDSM-Techniken vertraut gemacht, das allerdings auf eine eher schwachsinnig-komische Art und Weise, denn dominant oder im Gewand eines "Fifty Shades Of Grey", alles noch im Rahmen des guten Geschmacks, wenn auch nicht immer ganz jugendfrei, geschweige denn das sich irgendetwas in der Hose regt. Die pseudo-intelektuellen Exkurse des Drei Mal Schlauen-Komentators geben dem Ganzen den Rest ...


Die erotischen Fantasien mag manch einer als skurill empfinden, manch einer als "extravagant" und wieder andere vielleicht als obszön oder stumpfsinnig, stilistisch in jedem Fall schwer einzuordnen. Wer auf der Suche nach sinnlicher Erotik oder leidenschaftlichem Kino ist dürfte hier in jedem Fall nicht fündig werden. Manch einer mag vielleicht bemängeln das "Fantasm" öde oder langweilig sei. Auch wenn der mehr oder weniger gebildete Professor Schlagmichtot uns versucht das sexuelle Profil gewisser Protagonisten anhand narzisstischer oder unter freud'schen Gesichtspunkten zu erklären. Wer seinen Blick auf die sagenumwobene Penisneid-Theorie richtet, dürfte sich der Rest wohl von selbst erklären. Auf jeden Fall ist er nicht prüde. Und ehrlich ...


Was bleibt ist ein zweifelsohne stellenweise recht drolliges Sexfilmchen, mit dem du zwar keinen Krieg gewinnen kannst, das aber immerhin zum Schmunzeln, wenn auch nicht zum Nachdenken anregt ...

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