Wenn die Glocke 13 schlägt (2002)

Mit Sicherheit kein Meisterwerk im Genre, allerdings noch immer leicht über dem Durchschnitt. Insbesondere die schön triste, schmutzige Optik und die düsteren settings lohnen schon das Anschauen. Auch fand ich es erfrischend, eine Auswahl an Schauspielern zu sehen, die wie "echte" Menschen aussehen und rüberkommen (im Vergleich zur Werbungsästhetik der meisten US Mainstream-Filme). Die Auflösung verdient nicht unbedingt einen Preis für Originalität und haut einem ergo auch nicht grad vom Schlitten, aber insgesamt hat der Film eine gewisse stringente Kontinuität, so dass das Anschauen bis zum Schluss nun wirklich nicht mühsam wird.

Da die Erwartungshaltung oft das Fazit beeinflußt (meist ungerechterweise), muss ich zugeben, dass ich - wie einige der übrigen Filmbesprecher hier - eher einen Horrorfilm erwartet hatte. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Mischung aus Drama und Psychothriller (insbesondere, da sich die übersinnlichen Elemente - wenn auch etwas krude und mit der Brechstange - auf psychoanalytische Art und Weise erklären lassen). Dass der Film kein Genre-Highlight darstellt, erklärt sich durch die bisweilen fehlende Spannung. Vergleichbare Filme haben diesbezüglich einfach mehr zu bieten und setzen damit eben Maßstäbe. Dennoch gibt es einige sehr gelungene, düstere Szenen, die bei entsprechendem Ambiente durchaus für eine Gänsehaut sorgen können.

Fazit: nicht zuletzt die schauspielerischen Leistungen (hier gilt: understatement anstatt overacting) des unverbrauchten Ensembles entschädigen für den einen oder anderen Fehltritt in der Inszenierung, oder der hin und wieder konstruierten story. Dazu gleichen die morbiden locations ein wenig das Manko an Thrill aus. Viel langweiliger als so manche hochgelobte Asienhorror-Durchschnittsware ist dieser spanische Grusler sicher auch nicht! Mit sauberen 6 Punkten somit kein wirklicher Hammerfilm, aber ein grundsätzlich sehenswerter Beitrag, der, aufgrund der wenigen Bewertungen auf dieser Seite, hierzulande nur scheinbar wenig Beachtung fand. Man sollte nur etwas gelassen ans Anschauen gehen und nicht unbedingt eine Adrenalinbombe erwarten, die einem nach einem langen Arbeitstag vom Einschlafen abhält.