Review

CC in billig.

Der 2007 verstorbene Mattei war/ ist berüchtigt als talentfreier Regisseur und dreister Plagiator. Ich versteige mich allerdings zu der Behauptung, dass das Œuvre dieses - in Interviews sehr nett wirkenden - römischen Onkels seine denkwürdigen Momente hatte. "The Riffs 3 - Die Ratten von Manhattan" z.B. hat trotz seines erzschundigen Charakters einen gewissen käsigen Charme und auch ein paar eigene Ideen. Und das sehr anstrengende Untoten-Epos "Hölle der lebenden Toten", fraglos Matteis größter Erfolg, hat ebenso seine anheimelnden Szenen.


Doch hundsmiserabel ist "Mondo Cannibale", ein billiges "Cannibal Holocaust"-Plagiat, für das die Story von Ruggero Deodatos berüchtigtem Klassiker frech nahezu komplett "adaptiert" wurde.
Ein italienischer Kannibalenfilm aus dem Jahr 2003 - eigentlich ein netter Anachronismus, denn der letzte stammt schließlich aus dem Jahr 1981: Lenzis wüster Gore-Exzess "Cannibal Ferox". - Aber war es denn so undenkbar für Mattei und seine Mitbanditen, sich mal eine eigene Story zur Präsentation von Glotter und Nuditäten auszudenken? In zwanzig Szenen dieser filmischen Knallerbse schreit einem das von Mattei gequälte, unschuldige Original Deodatos schmerzverzerrt entgegen. Manches, wie die Szene, wo die Siedlung der Kannibalen abgefackelt wird, ist bis auf die Kameraposition 1:1 (mies) abgekupfert.

Weil neben Anstand und Schamgefühl auch keine Moneten vorhanden waren, wurde budgetschonend mit digitaler Videokamera gedreht, mit dem Resultat, dass der Film eine schlimme Porno-Optik aufweist. Die schwitzenden Hauptdarsteller sind irgendwie auch fast alle porno, von den Fressen her und vom darstellerischen Vermögen. Dazu das haltlose Overacting der asiatischen Kannibalen-Darsteller, die schräg grimassierend und mit weit aufgerissenen Augen sich den aus den bösen Weißen gefledderten Pansen gegenseitig aus den Mündern reißen - goldig anzuschauen. Aber wo schon die Hauptdarsteller auf Soap Opera-Niveau agieren, darf von der Komparsenseite noch weniger erwartet werden. Unfreiwillige Komik wird hier großgeschrieben, die Kannibalen in Lenzis "Mangiati Vivi" waren jedoch teilweise auch nicht besser...

Schlimm, dass für diesen Schäbi-Film auch wieder ein Tier sterben musste, aber man will ja nicht weniger aufzuweisen haben als die Klassiker des Genres. - Mattei, Freund des Echten und der Kontinuität: Echte Holocaust-Opfer in "KZ 09" (1977) und echtes Krokodilabmurksen ein Vierteljahrhundert später. - Voll mondo... Ich merke mal zynisch an (und schäme mich dabei), dass in "Cannibal Holocaust" die Tiere wenigstens (und das schreibe ich als überzeugter Tofufresser)  für einen großen, bleibenden Film gestorben sind - und nicht für diese Rudis Resterampe-Version des Deodato-Klassikers.

Die Kannibalen wirken oft liebenswert drollig und der Rücken von Cindy Jelic Matic weiß zu entzücken, deshalb immerhin satte, wohlverdiente 2/10.

Details
Ähnliche Filme