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Dies ist die Verfilmung eines seinerzeit populären Buches von Samuel Shellabarger und stellte 1947 eine Prestige-Produktion für 20th Century Fox dar.
Aber trotz großem Aufwand, prächtigem Technicolor und einem charismatischen Tyrone Power in der Titelrolle besitzt Der Hauptmann von Kastilien heute nicht den Klassiker-Status, den viele andere Großproduktionen jener Zeit für sich beanspruchen können. Das ist schade, denn objektiv wurde hier alles richtig gemacht. Erzählt wird die Geschichte des Edelmannes Pedro de Vargas (Power), der in Spanien mit dem brutalen Inquisitor Diego de Silva aneinandergerät, als er einem indianischen Sklaven zur Flucht verhilft. De Silva klagt daraufhin Vargas Familie der Ketzerei an und läßt dessen 12jährige Schwester foltern, was diese nicht überlebt. Vargas kann seine Familie befreien, doch der Versuch De Silva zu töten, mißlingt.  Auf seiner Flucht schließt sich Vargas den Truppen des Eroberers Cortez an, der mit seinem Gefolge in die neue Welt aufbricht. Doch seine Vergangenheit wird ihn auch dort einholen.
Wer hier einen flotten Swashbuckler mit reichlich Fechtszenen erwartet, dürfte enttäuscht werden. Die Grundstimmung des Filmes ist erstaunlich ernst, Actionszenen sind kurz und werden sparsam eingesetzt. Auch der betriebene Aufwand wird nicht selbstzweckhaft in den Vordergrund grückt, sondern ordnet sich klug den Bedürfnissen der Geschichte unter.
Cortez wird von Cesar Romero gespielt (dem späteren Joker aus der Batman-Serie) und hat ein paar großartige Szenen. So demonstriert er einem anrückenden Aztekenstamm seine Überlegenheit, indem er deren Götter-Statue kurzerhand von einer Kanonenkugel vom Sockel pusten läßt.
So interessant das Geschehen während der Cortez-Expedition auch ist, die stärksten Momente verdankt der Film dem dramatischen Konflikt zwischen Vargas und de Silva. Denn beide werden sich gegen Ende des Filmes wieder gegenüberstehen. Und auch hier böte sich eine Gelegenheit für ein aktionsreiches Gefecht, aber es werden andere Wege beschritten und man darf auf ein ebenso ungewöhnliches wie starkes Finale gespannt sein.
Alfred Newmans Filmmusik verdient ebenfalls besondere Erwähnung. Seine thematisch reichhaltige, von spanischer Musik beeinflußte Komposition endet in dem grandiosen Conquest, ein Stück, daß längst zu den Alltime-Klassikern unter den Filmmusiken zählt.
Der Hauptmann von Kastilien ist ein aufwendiges Abenteuer-Drama, das es wiederzuentdecken gilt. Laut Filmlexikon erlebte er 1950 seine deutsche Erstaufführung. Die Synchronisation der mir vorliegenden Fassung stammt jedoch eindeutig aus den 70er oder 80er Jahren.

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