Es hätte so schön werden können...
Da hat man nun schon Marlon Brando, Val Kilmer und Ron Perlman in der Besetzung, einen Klassiker von H.G. Wells als Vorlage und talentierte Maskenbildner in der Filmcrew; und doch schafft es John Frankenheimer, all diese Schauwerte zusammen zu knüllen und das Klo runterzuspülen, und man hat das Gefühl, dass er zwischenzeitlich auch noch deftig mit der Klobürste nachhilft.
Er weiß so rein gar nichts mit diesen Pluspunkten anzufangen und macht aus dem unheimlichen Buch einen Karnevall der Tiere, mit Kilmer als bekloppten Clown und Brando als weiß geschminkten Zirkusdirektor.
Heftig kritisiert wurde die mittlerweile dritte Verfilmung der Wells-Geschichte, und bei all diesen Attacken übersieht man manchmal, dass durchaus Qualitäten da waren. Irgendwo versteckt, aber sie waren da. Man musste sie nur richtig nutzen. Aber statt einer feinfühligen Inszenierung nimmt Frankenheimer gleich den dicken Hammer und schlägt auf alles ein, was bei Drei nicht auf dem Baum war.
Dabei geht es sogar relativ werkgetreu los, mit Protagonist Douglas, der nach einem Flugzeugabsturz mit zwei weiteren Kumpanen in einem Gummiboot die Meere durchstreift, bis sich die beiden Gesellen gegenseitig ins Wasser feuern und Douglas allein auf dem großen Tümpel schwimmt.
Irgendwann findet ihn der Drogenjunkie Montgomery, der ihn auf seinem Schiff aufpeppelt, bis die beiden an eine Insel kommen. Durch mehr oder weniger geschickte Überzeugungsarbeit gelingt es Montgomery, den ahnungslosen Douglas auf die Insel zu bekommen. Der ist aufrichtig verwirrt über all die Tiere, die Montgomery mitgebracht hat. Trotzallem willigt er ein, auf der Insel ein paar Tage zu übernachten, bis Montgomery über das Funkgerät (kaputt) Hilfe rufen kann. In einen regnerischen Nacht trifft er dann auf die ansehnliche Aissa, die Tochter des berühmt-berüchtigten Dr. Moreau, der auf der Insel seine Experimente weiterführen soll, nachdem er im gelobten Amerika von militanten Tierschützern verjagt wurde. In der Nacht streift Douglas dann unerlaubterweise durch das Lager und findet in einem Labor eine etwas surreale Szene vor.
Spätenstens jetzt gleicht die weitere Handlung einer schier endlosen Talfahrt. Nachdem Douglas die unappetitlichen Tiermenschen entdeckt hat, kommt auch irgendwann Marlon Brando hinzu, der weiß geschminkt in seinem Papamobil angetuckert kommt und die wilden Tiermenschen mittels Stromattacken (durch eingepflanzte Chips) gefügig macht. Brando selbst trägt den ganzen Film lang bunte Bettlacken über seinen mittlerweile korpulenten Körper, schaut ab und zu selbst etwas irritiert drein und kämpft sich durch seine unsagbar mies angelegte Rolle als Moreau, dem man nie seinen wahnsinnigen Experimentierdrang ansieht, viel mehr gleicht Brando einem harmlosen Opa. Kilmer wurde währendessen völlig verbraten. Nach Moreaus Tod entwickelt er sich vom leicht verrückten Gehilfen zum Drogenbaron, ohne dass es irgendwas für die Handlung tun würde.
Das größte Schlagloch bleibt aber der Hauptdarsteller, der in dieser Tier-Farce selten bis gar nicht überzeugt. Die Rede ist von David Thewlis, einigen vielleicht bekannt als Remus Lupin aus der Potter-Reihe. Der wirkt in diesem Film als Titelfigur Douglas so verloren wie ein Mensch im Löwen-Gehege (haha, passender Witz...). Er kann sich nie entscheiden zwischen unpassendem Wahnsinn oder noch unpassenderem Zorn. Mal quiekt er wie ein Mädchen angesichts der gar schrecklichen Experimente, in der nächste Szene wird er zum schmollenden Klotz, der mit Beleidigungen um sich wirft. Der Sinn eben erwähnter Aissa bleibt dann auch herzlich umnebelt, es entwickelt sich weder eine Liebesgeschichte zwischen ihr und Douglas, noch hat sie irgendwelche roten Fäden in der Handlung abbekommen.
Einzig die Tiershow sieht dann richtig gut aus, nur ist es schade, dass die ansehnlichste Kreatur relativ am Anfang gleich abgeknallt wird (das war aber auch schon im Buch so) und stattdessen eine wenig interessante, weil äußerlich nicht so spektakuläre Figur das Ruder übernimmt. Völlig absurd übrigens das undefinierbare Männchen, das stets mit Brando im Partnerlook aufkreuzt. Trauriger Höhepunkt bleibt die absolut sinnlose Szene, in der die beiden zusammen auf dem Klavier klimpern und die Kamera dabei im Kreis fährt, dass man am liebsten auf den kleinen Kerl kotzen möchte.
Man ist zum Schluss also nicht richtig satt geworden, und geschmeckt hat es auch nicht wirklich. Zwar hat diese Verfilmung durchaus ihre wenigen Höhepunkte, die Masken sehen klasse aus und schlimme Hänger gibt es auch nicht, doch es gleicht einem einzigen großen Schmerz, Thewlis bei seiner Arbeit zu bewundern, während man mit Brando Mitleid hat und Kilmer angesichts seiner ziellosen Rolle und der Entwicklung der Figur am liebsten eine kleben möchte.
Es ist also nichts besonderes los in der lustigen Welt der Tiere. Manche stehen ja auf so einen absurden und surrealen Quatsch, aber "Experiment des Wahnsinns" ist weder Fisch noch Fleisch, kein Schuss ins Knie, aber auch keine Offenbarung. Bloß irgendein Mischwesen, aber keine Kreuzung aus Mensch und Tier, eher aus Unentschlossenheit und dem titelgebenden Wahnsinn.
4/10