"It was like being Charles Bronson, you know... Death Wish and all that?"
Es wird wieder mal gespuckt! Nicht in die Hände, sondern auf Gräber. Ja, die Mädels haben die Schnauze gestrichen voll. Verständlich, wurde ihnen doch übel mitgespielt. Verprügelt hat man sie, vergewaltigt, gedemütigt... doch damit ist jetzt Schluß. Sie formieren sich, schließen sich zusammen, um mit geballter Kraft und ohne Gnade zurückzuschlagen. Kate (Debi Thibeault), Kathy (Karen Nielsen), Michelle (Lisa Schmidt), Dianne (Simone) und Lisa (Ruth Collins) gehen auf Männerjagd. Mit "noch so ein Spruch, Kieferbruch" geben sie sich nicht ab. Das Motto lautet eher "faßt du mir auch nur an die Hand, klebt dein Gehirn schon an der Wand". Oder "denkst du mit den Hoden, bedeckt dein Blut den Boden". Oder "belästigst du noch ein Mädel, kriegst du 'ne Kugel in den Schädel". Oder "greifst du mir an die Titten, wird deine Kehle durchgeschnitten". You get the picture. Und während die Männer der Kleinstadt zu zittern beginnen, nehmen immer mehr Frauen das Gesetz in die eigenen, zarten Hände. Das gefällt dem korrupten Bürgermeister Goodman (Tony Kruk) gar nicht. Die Scumbusters müssen ausradiert werden, damit die Frauen endlich wieder dahin verschwinden, wo sie seiner Ansicht nach hingehören.
Die Idee ist ja so schlecht nicht. Cemetery High ist eine billig produzierte Parodie auf das zwiespältige Subgenre des Rape/Revenge-Films. Schließlich hat man ja schon alles Mögliche durch den Kakao gezogen, wieso sollte es also gerade hier nicht funktionieren? Also trieb man fröhlich Klischees auf die Spitze, spielte auf selbstreflexive Weise mit den Konventionen des Genres und jagte eindimensionale Hohlbirnen, welche teilweise dümmer sind als es die Polizei erlaubt, durch ein absurd-belämmertes Szenario. Sheriff Bob (David Coughlin) darf sich zum Beispiel berechtigte Hoffnungen darauf machen, in der Kategorie "dämlichste Figur aller Zeiten" den Hauptpreis abzuräumen, wohingegen Gerichtsmediziner Dr. Schiavone (Frank Stewart) für die Auszeichnung "nervigster Hampelmann des Jahres" als Mitfavorit gilt. Leider offenbart sich da schon das große Problem des Filmes. Für eine Parodie ist er schlicht und einfach nicht lustig genug. Ein paar Lacher möchte ich dem Streifen nicht absprechen, aber der überwiegende Teil der Gags stolpert geradewegs ins Leere und lädt eher zum Fremdschämen oder zum Kopfschütteln ein.
Und dann gibt es da noch zwei nette Gimmicks. Brutalitäten und/oder Blutvergießen werden von dem "Gore Gong" angekündigt. Ertönt hingegen der "Hooter Honk", darf man sich auf selbstzweckhafte Nuditäten einstellen. So witzig die Idee auch ist, so unbefriedigend ist die Ausführung. Der "Hooter Honk" erklingt ganze zwei Mal und knallt dem Zuschauer somit ganze vier Stück Titten vor den Latz. Noch wesentlich enttäuschender ist der "Gore Gong", weil er viel verspicht und (fast) nichts hält. Meist wird man mit einigen läppischen Blutspritzern abgespeist, ein paar Mal erdreistet man sich aber, die Szene in etwa wie folgt ablaufen zu lassen. Da holt eine Hübsche mit der Axt aus oder richtet die Waffe auf den Kopf eines Typen, es gongt in Bild und Ton, und dann... kommt nichts mehr. Der Gong beendet die Szene, und die Bluttat darf man sich im Kopf selbst ausmalen. Möglicherweise gehört das aber auch zum Konzept des Filmes, nicht nur das Genre an sich, sondern auch die Genrefans zu verarschen. Schließlich spielt Cemetery High ein wenig mit den Erwartungen und läßt Filmfiguren in die Kamera zum Zuschauer sprechen, gewisse Szenen kommentieren und sogar darüber spekulieren, was denn noch so kommen mag.
Der Großteil der Hauptdarsteller war bereits bei Bechards Galactic Gigolo (Galactic Gigolo - Gemüse aus dem All, 1987) mit von der Partie. Auf diesen Streifen gibt es in Cemetery High keinen Verweis (außer, er ist mir entgangen), wohl aber auf Bechards Frühwerke, den Slasher Disconnected (1983) sowie sein Meisterstück Psychos in Love (1987). Der Regisseur will mit Cemetery High übrigens nichts mehr zu tun haben, weil Mitproduzent Charles Band und dessen Cutter den Film angeblich nach eigenen Vorstellungen "bearbeitet" haben. Aber selbst wenn sich Band nicht eingemischt hätte, wäre Cemetery High kein guter Film geworden, das wage ich mal frech zu behaupten. Dafür läuft einfach viel zu viel falsch. Man sollte also ein großes Faible für vergeigte Komödien und trashig-albernes Grindhousekino haben, um mit dieser lahmen Girls-with-Guns-rächen-sich-an-der-Männerwelt-Parodie etwas anfangen zu können. Denn trotz einiger cooler Ideen (der Erzähler wird mal eben abgeknallt, das Lüften der Bluse wird hinterfragt, etc.) kommt der Spoof einfach nicht in die Gänge, und der Funke verlöscht lange bevor er zum Zuschauer überspringen könnte. Am Ende kommt es zum angekündigten großen Shootout zwischen den Scumbusters und dem Bürgermeister und seinen Männern, aber selbst dieser verläuft eher unspektakulär und so enttäuschend wie der gesamte Film.