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Wer hätte das gedacht. Boris Karloffs fünfter und letzter Fall als chinesischer Detektiv Mr. Wong zieht noch mal alle Register der Franchise und toppt den Vorgänger “The Fatal Hour” in jeder Hinsicht mühelos.

Karloff selbst wird erst nach rund einer Viertelstunde selbst in die Geschichte gezogen, die diesmal von einem Schiffsmagnaten handelt, der ermordet wird, nachdem eines seiner Schiffe mit chinesischen Wertpapieren an Bord gesunken ist. Das trieb den Ehrgeiz von William Nigh an, einen spektakuläreren Handlungsverlauf zu inszenieren, so dass er einleitend gleich mal Stock Footage eines brennenden Schiffes verwendete, das aus einer Nachrichtensendung stammte, wo der Untergang der SS Morro Castle gezeigt wurde, die im September 1934 zwischen Havanna und New York sank. Ein möglicherweise billiges Mittel, große Bilder zu liefern, aber auch das hilft manchmal gegen Langeweile.

Mr. Wong sieht sich bei seiner Ankunft einem fertiggestrickten Verschwörungsnetz ausgesetzt, das er im folgenden zu entwirren hat. Der Mord ist geschehen, die Polizei war am Tatort und ein dringend Tatverdächtiger wurde bereits festgenommen. Es versteht sich fast von selbst, dass der gefasste Mann nicht der Gesuchte sein kann und nun hat Karloffs spitzfindiger Detektiv allerlei Experimente zu vollziehen, um zu beweisen, dass jemand anders dahintersteckt - eben ganz wie zu Columbos besten Zeiten.

Erfreulicherweise funktioniert das ermittelnde Dreigespann Boris Karloff - Marjorie Reynolds - Grant Withers diesmal viel besser als im gleichjährigen anderen Fall. Das liegt vor allem an der Reynolds, die sich verrückterweise von der selbstbewussten Powerfrau zur keifenden Blondine zurückentwickelt hat. Und das wiederum hat einen wunderbaren Effekt auf die Komödie. Sowohl Karloff als auch Withers zeigen sich regelmäßig genervt von der weibischen Plapperei. Geht Mr. Wong mit gezückter Waffe durch ein gefährliches Licht- und Schattenspiel und Roberta klammert sich jammernd hinter ihn, lässt er entnervt alle fünf Sekunden ein “Would you stop following me?”, “Would you go away from me?”, “Would you please stop bothering me?” los; beim Treffen im Büro darf Capt. Street das Mädel in ihrer Eloquenz immer wieder mit “Please stop talking”, “Would you be quiet”, “Shut up, for God’s sake!” bremsen. Die Chemie stimmt einfach besser und das lassen die drei Hauptdarsteller den Zuschauer auch wissen.

Der Fall selbst ist leider ähnlich gestrickt wie der im Vorgänger und lässt auch kaum Überraschungen frei. Überwiegend geht wieder alles über Dialoge in Büroräumen vonstatten, was diesmal durch den angestiegenen Wortwitz viel besser zu ertragen ist. Allerdings gibt es auch eine wilde Verfolgungsjagd mit anschließendem Autocrash zu bestaunen, welcher jedoch auch Foot Stockage sein könnte, ich bin mir da nicht ganz sicher. Die Verbindung des Plots mit dem asiatischen Raum wirkt allerdings ziemlich bemüht, es hätte genauso gut europäische Fracht auf dem Schiff lagern können. Aber schließlich muss Mr. Wong dem chinesischen Viertel wieder einen Besuch abstatten, um die Existenzberechtigung der Reihe zu sichern. Karloff scheint sich dort inzwischen auch ganz wohl zu fühlen, wenn man ihn so fröhlich-frei Tee trinken sieht.

“Doomed to Die” bleibt unter dem Strich im Vergleich mit der “Fatal Hour” der attraktivere, weil ereignisreichere Fall des Mr. Wong. Ein hübscher Schiffsuntergang, eine flotte Autoverfolgungsjagd, ein funktionierendes Darstellerdreigespann und viel Wortwitz schlagen das nicht lange zuvor gedrehte Projekt eindeutig. Gesellschaftlich gesehen sind wohl beide Filme insgesamt von eher geringem Wert; ihnen liefen immerhin ganze drei Mr. Wong-Abenteuer schon voraus. Ein Ausbau mit Sequels konnte höchstens dabei helfen, mit Permanenz der Bevölkerung ins Gedächtnis zu berufen, dass die Asiaten auch nur Menschen sind und keine feuerspeienden, gelbhäutigen Jadedrachen, die magische Kräfte haben. Insofern tritt Karloff hier wenigstens mit einer äußerst sympathischen Figur ab, die ein gewisses Kultpotenzial innehatte - andere Film- und Fernsehdetektive haben später jedenfalls mit ähnlichen Charakteren Kultstatus erreicht.

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