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Dokumentarfilme sind ja spätestens seit Michael Moores „Bowling for Columbine“ und „Fahrenheit 9/11“ aus dem Schatten der Programmkinos herausgetreten und haben sich zu veritablen Blockbustern gemausert. Besonders wenn man das geringe Budget zu Grunde legt, mit dem die Filme entstehen.
Einer der interessantesten Filme, dieser „New Wave of American Documentary Movies“ ist sicherlich „Supersize me“, der sowohl in den USA als auch in Deutschland einen respektablen Kinoerfolg verbuchen konnte.

Filmemacher Morgan Spurlock prangert hier nicht nur an, nein er gibt sich im gesundheitsschädlichen Selbstversuch selber der Fastfood-Industrie hin. Die Regeln sind klar. Spurlock wird sich einen Monat lang nur von McDonalds Produkten ernähren, er darf nur essen und trinken was bei McD verkauft wird. Wenn immer er gefragt wird, ob er sein Menü „Supersize“ möchte, muss er es nehmen. Doch vorher steht der Gang zu gleich 3 Ärzten und einem Ernährungsberater Team. Alle bescheinigen ihm eine ausgezeichnete Gesundheit mit nahezu traumhaften Blut- und Körperwerten und einer überdurchschnittlichen Fitness.

Was Anfangs noch sowohl von Ärzten als auch von Spurlock selber eher auf die leichte Schulter genommen wird, wird sich im Laufe der folgenden 4 Wochen zu einem Projekt entwickeln, dass sowohl Auswirkungen auf die Psyche als auch den Körper nimmt. Die Leberwerte sind auf dem Niveau eines Alkoholkranken, Morgan leidet an depressiven Phasen und nimmt während der 4 Wochen 12 Kilo zu. Letztlich raten ihm die Ärzte um bleibende Leberschäden zu vermeiden, sollte er das Projekt abbrechen. Natürlich macht er weiter.

Es ist erschreckend, was „Supersize me“ zeigt. Egal, ob es nun die Methoden der Fastfood-Riesen sind um bereits kleinste Kinder an sich zu binden, die Methoden von Lebensmittelketten sich in amerikanische Schulen einzukaufen oder die Unwissenheit mit der die Bevölkerung verführt wird. Das entscheidende hier ist, dass Spurlock wirklich nur Dokumentiert. Er zeigt dem Zuschauer, die erschreckenden Folgen des Fastfood Konsums, zum einen natürlich an sich selber, zum anderen aber auch im Gespräch mit Wissenschaftlern, Ernährungsberatern, Schulbehörden, nur von McDonalds wollte sich niemand vor der Kamera äußern.
Das ganze hat zwar ein wenig Doku-Soap Charakter, wenn man zum Großteil Morgan beim Fastfood Essen sieht, aber es gibt auch immer wieder herausstechende Szenen und Gespräche. Wie gesagt, Spurlock wertet nicht, hat das aber auch nicht nötig, da hier die Fakten letztlich eindeutig für sich sprechen. Auch wenn er auf seiner Reise durch die USA skurrile Gestalten trifft, wie etwa einen Mann, der sich seit Jahren ausschließlich von BigMacs ernährt und gerade seinen 19.000sten gegessen hat. Dabei aber sowohl vom Gewicht als auch von der Gesundheit her absolut normal ist. Die Wahrheit aber ist, dass jedes Jahr mehr und mehr Menschen an Fettleibigkeit erkranken, unter ihnen auch immer mehr Kinder, und damit auch das Gesundheitsbudget der Staaten immer mehr belastet wird. Schon heute stellen die Folgen von Fettleibigkeit die zweithöchste Gruppe bei den vermeidbaren Todesarten.

„Supersize me“ ist in seinen besten Phasen eine gelungene Mischung aus Humor und Informationen. Das es zwischendurch die ein oder andere Länge gibt ist dabei verschmerzbar, da der Film sein Ziel restlos erreicht. Gefilmt wurde ausschließlich mit gewöhnlichen Handkameras und nu zwei kurze Animierte Sequenzen wurden in den Film integriert, der Rest ist nüchterner aber treffender Doku-Stil.
Wer nach diesen 90 Minuten noch der Ansicht ist, sich bei Fastfood Ketten gesund zu ernähren, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Auch wenn sich einiges nicht direkt auf Deutschland übertragen lässt, so etwa die bei uns wesentlich kleineren Portionen oder der gesetzlich vorgeschriebene (und auch eingehaltene) Aushang von Nährwerttabellen, so ist der Film doch durchaus geeignet um einem die Augen zu öffnen, und dazu anzuregen, sich über das Gedanken zu machen was man täglich in sich reinstopft.
Auch wenn man danach ja nicht gleich zum überzeugten Veganer werden muss, wie Spurlocks Freundin (die aber auch schon vor seinem Experiment ausschließlich Vegan gelebt hat). 7 von 10 Punkten.

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