Review

Fressen für einen guten Zweck

In der köstlichen Doku "Super Size Me" unterzieht sich Macher Morgan Spurlock einer ganz besonderen "Diät": 30 Tage nur McDonalds-Essen - morgens, mittags, abends. Shakes, Burger, Cola - die Karte rauf & runter. Ohne Erbarmen, ohne Rücksicht auf seine körperliche Gesundheit. Eine Doku die weh tut, wach rüttelt & Alarm schlägt - für einen Mann, eine ganze Nation, die Welt & im Endeffekt für jeden einzelnen Zuschauer. Klar, kann man sagen: "Ist doch nichts Neues! Das weiß man doch! Das ist nicht mutig, sondern dumm! Wie einseitig & oberflächlich kann man sein? Ist das schon Propaganda? Und warum gewinnen die USA trotzdem immer die meisten Olympia-Medaillen, wenn es um die Nation, körperlich wie geistig, so miserabel steht?". Da ist in manchen Punkten auch etwa dran & "Super Size Me" ist alles andere als eine runde, perfekte Doku, schwimmt im einseitig-linken Fahrwasser von Michael Moore & Co. Doch trotzdem hat mich dieses krasse Experiment erwischt, schockiert & auf spielerische Weise verändert - Respekt & Danke dafür!

Ich würde "Super Size Me" zu den gesellschaftlich wichtigsten Dokus der letzten 20 Jahr zählen, die sogar etwas verändert haben könnte. In den Köpfen der Menschen sowie der Industrie. Allein den Mut, das Risiko & Durchhaltevermögen des Machers finde ich beachtenswert, doch auch die Art & Aufbereitung dieses lebensgefährlichen Experiments weiß zu unterhalten. Und wenn man bedenkt, dass diese Dolumentation nun auch schon fast 15 Jahre alt ist, würde man gerne die Entwicklung seitdem sehen... Ich glaube ja, dass die Gesellschaft auch im Bereich Ernährung & Gesundheit gespalten ist wie noch nie - genauso wie in etlichen anderen Bereichen geht die Schere zwischen extrem gesundheitsbewusst & extrem fettleibig weit auseinander. Doch das nur mein persönliches Gefühl zur Lage der Welt in Sachen Fettgehalt ;). 

"Super Size Me" hat mich zum Lachen gebracht, oft mit dunkelstem Humor. Mich angeekelt, zum Beispiel mit der Zubereitung der Chicken Nuggets oder der frühen Süchtigmachung von Kindern. Und mich schockiert & umgehauen, sowohl mit Fakten wie den Portionsgrössen in den Staaten oder einfach dem körperlichen Verfall nach einem Monat McDoof. Genauso wie alle Leute in der Doku hätte ich nicht mit so einem unfassbaren Abbau an Gesundheit in so kurzer Zeit gerechnet. Da vergeht einem wirklich der Hunger auf den nächsten Burger. Vielleicht brauchte die Gesellschaft mal so eine Doku. Und ich auch. Mit Humor & fast schon spielerisch wird hier aufgezeigt, dass wir uns an einem Scheideweg befinden & ein wirklich dickes Problem an der Backe haben. Und ob sich seitdem wirklich was getan hat, bleibt fraglich... zumindest haben in Europa noch nicht diese unmenschlich großen Varianten Einzug gehalten - immerhin etwas. 

Fazit: schmerzhafte & schockierende Doku - zwar simpel & einseitig, doch effektiv, informativ & ein Schlag ins Gesicht. Nicht nur für die Fa(s)t Food Industrie, sondern vor allem für uns Konsumenten. Hilfreich. Ekelhaft. Angsteinjagend. Dunkel lustig. Danke!

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