„Freitag, der 13te“ ist einer der berühmt-berüchtigten Urväter des Slasher-Genre, der heute teilweise sehr verklärt wird: Von den einen zum verrohenden Machwerk, von den anderen zum Super-Schocker. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Es beginnt als klarer Klau bei „Halloween“: Zwei junge Campbetreuer des Camp Crystal Lake verlassen ihre Truppe, um miteinander Sex zu haben; währenddessen beobachtet sie eine subjektive Kamera. Bald schlägt dann auch der Mörder zu und bestraft die beiden für Sex. „Freitag, der 13te“ macht sofort klar, dass es sich hier um einen Exploitation-Film auf der „Halloween“-Welle handelt. Konzept kopieren und Kohle einfahren, so lautet das Rezept. Achja, besagte Szene spielt 1958.
Der eigentliche Film spielt dann ca. 20 Jahre später („Halloween“ lässt schon wieder grüßen). Das Camp wird wieder aufgebaut und die neue Köchin des Camps, Annie (Robbi Morgan), fragt nach dem Weg dorthin. Zwar bekommt sie zu hören, dass es dort bereits mehrere Feuer gab, vermutlich Brandstiftung, ein kleiner Junge ertrank und zwei Betreuer erdolcht wurden, aber trotzdem wird sie von einem Lastwagenfahrer ein Stück in die Richtung mitgenommen. Das typische „Bangemachen“ des Schlitzerfilms der späten 70er/frühen 80er beherrscht „Freitag, der 13te“ ganz gut, auch wenn das ganze aus heutiger, abgeklärter Sicht etwas aufgesetzt wirkt.
Während die anderen Betreuer (darunter ein ganz junger Kevin Bacon) eintreffen, um das Camp wieder aufzubauen, wird Annie ein weiteres Stück in einem Jeep mitgenommen. Da man den Fahrer nicht zu sehen bekommt, kann sich jeder denken, was als nächstes passiert. Das Auto fährt am Camp Crystal Lake vorbei, Annie bekommt Panik und versucht zu fliehen. Nutzt natürlich nix und nach kurzer Jagd durch den Wald gibt’s das Messer zu spüren. Auch wenn man als Zuschauer dies bereits vorrausgesehen hat, so muss man bedenken, dass „Freitag, der 13te“ einer der Filme war, der die Regeln fürs Schlitzergenre aufstellte.
Wenn dann der Chef des Camps über nacht wegfährt (der zweite Teil läuft übrigens fast genau nach dem gleichen Muster ab), werden die jungen Campbetreuer rattiger als eine Horde Karnickel zu Paarungszeit. Doch Sex heißt Tod und bald häufen sich die Todesfälle...
Der Plot von „Freitag, der 13te“ war schon damals bei Erscheinen nicht originell und daran hat sich heute nichts geändert. Doch Sean S. Cunninghams Camp-Slasher hat einige äußerst spannende Momente (z.B. die Szene, in der ein Mädchen nachts bloß mit einer Taschenlampe durch den strömenden Regen geht). Zwar ist der Film insgesamt nicht so spannend wie „Halloween“ oder „Nightmare – Mörderische Träume“, aber diese Einzelmomente machen Laune.
Das Motiv für die Morde und die Identität des Killers sind ganz gut gewählt, wenn man bedenkt, wie originell das Genre an sich ist (raffinierte Hintergrundgeschichten wie in Wes Cravens „Nightmare – Mörderische Träume“ gibt es nur selten). Aber der Antrieb fürs Töten ist plausibel und mehr braucht ein Slasherfilm eigentlich nicht. Allerdings wird man in der heutigen Popkultur die Identität des Mörders schon im Voraus kennen, da bereits viel über „Freitag, der 13te“ diskutiert wurde.
Die Morde sind recht spannend inszeniert, wenn auch teilweise etwas holprig. Denn wenn „Halloween“ an den subtil wie ein Skalpell an den Nerven sägte, so packt „Freitag, der 13te“ die Kreissäge aus. Denn von einigen Ausnahmen abgesehen erschreckt man sich nicht bei den Morden nicht. Das schlimmste an „Freitag, der 13te“ ist nebenbei bemerkt sein Ruf. Die Effekte sind aus heutiger Sicht recht billig (meist sieht man den Mord nicht, sondern das mit Kunstblut präparierte Opfer) und könnte bis auf ein, zwei Ausnahmen von jedem Normalbürger mit etwas Geld zu Hause erstellt werden.
Die Schauspieler kann man allesamt vergessen. Typische Teeniedarstellungen nach Schema F, die in einem Schrei und einem Filmtod enden. Aber ehrlich gesagt: Wen interessiert das Schauspiel bei einem Teenslasher, noch dazu einem aus den „Halloween“-Welle?
„Freitag, der 13te“ ist ein recht ordentlicher Slasher mit einigen sehr spannenden Momenten, auch wenn er mit anderen großen Film des Genre nicht mithalten kann.