Prolog:
Ja, sie hatten die Welt im Sturm erobert. The "lean green fighting machine"! Leonardo, Donatello, Michelangelo und Raphael: Die Teenage Mutant Ninja Turtles! - Niemand aus der Neunzigerjahre Teen-Generation konnte sich dem Hype der mutierten Schildkröten entziehen. Und wer wollte das auch. Sie waren Teenager und Ninja, sie langten kräftig hin und ein cooler Spruch jagte den Anderen. Wir vergötterten die Turtles! - Und so kam es dann auch das neben den Comics, einer Kinderzeichentrickserie (Na, hört ihr noch die Stimme von Frank Zander in Eurem Hinterkopf?) und einer unbeschreiblichen Welle von Merchandise schließlich auch die Kinosäle von den überdimensionierten Reptilienjungs geentert wurden. Und das mit Erfolg, denn der erste Film fing das Flair der Materie voll ein und begeisterte mich als Youngster enorm. Und so, oh Wunder, folgte kaum ein Jahr später schon der zweite Teil. Und, ja ich weiß, er war etwas weichgespülter und jugendgerechter, glich das aber durch Witz und Charme angemessen wieder aus.
Doch mittlerweile nagte der unbarmherzige Zahn der Zeit an den Turtles ebenso wie früher oder später an jedem Kids-Hype. Irgendwann entwachsen die Fans der Materie. Versteht mich nicht falsch. Ich bin noch heute bekennender Turtles-Fan und nichts ist besser geeignet um mich in einen Nostalgieflash zu stürtzen als jeglicher Stoff um die vier Grünlinge. Doch damals, als wir langsam in die Pubertät schlidderten und sich die Interessen änderten, man erwachsen sein wollte, erschienen uns die Turtles vorrübergehend allen etwas zu kindisch und out of date. Die lange so heißgeliebten Actionfiguren wanderten für lau in Armeestärke reihenweise über die Flohmarkttische. Und in diese Zeit des vorläufigen Turtle-Waterloos fiel das Release dieses dritten Schildkrötenstreiches, mit dem sich die Rechteinhaber so verbissen wie sinnlos der Aufgabe stellten, den drohenden Untergang noch irgendwie aufzuhalten... - Nur wie sie es taten, dass hatte es leider in sich...
Der Film:
Es ist unverkennbar, dass man sich bei diesem Abschluß der Turtles-Trilogie nicht mehr allzuviel Mühe gegeben hat. Und das leider, leider und zum Lamento jedes Fans in absolut jeder Hinsicht. Zunächst findet sich der verwirrte Zuschauer zu Beginn des Films in einem antiken Samuraischarmützel wieder, was einem seinerzeit als Kinobesucher die Frage aufdrängte, ob man sich nicht villeicht doch in den falschen Saal verirrt habe. Aber nein, da kommen sie doch noch! Die Ninja Turtles! Hooray, our heroes are back. Am auffälligsten ist zunächst die optische Veränderung der Helden anzumerken: Man versuchte offenbar, die Schildkröten mit ein paar Pigmentflecken und Hautfeinheiten noch etwas realistischer zu gestalten. Netter Ansatz, das. Doch was in Sir Isaac Newton's Namen ist nur mit ihrer Mimik passiert? Die Turtles blinzeln ständig und wie auf Kaffee exzessiv-verstört in die Gegend, ihre überdimensionalen Blendax-Beißer blitzen überpräsent durch das Szenario und vor allem: Sie plappern völlig ohne Struktur und Schema abseits ihres Textes. Die Animatronix-Mundbewegungen scheinen nicht mehr wirklich abgestimmt zu sein, sondern einer programmierten Endlosschleife zu folgen, die auf Details keine Rücksicht nehmen kann. Auch der alte Master Splinter hat schon bessere Tage gesehen und muß hier komplett auf einen Unterkörper verzichten, versteckt den Unter-Gürtellinie-Bereich hier Handpuppen-AmDam-Des-Like hinter allem möglichen Interieur des Hideouts, um seine schmachvolle technische Blöße zu verdecken. Ich persönlich konnte ja ob dieses Eindruckes nicht ganz umhin zu erwarten, dass jeden Moment die Gans "Mimi" neben ihm auftauchen müsse. Aber gut, wir wollen ja nicht zu streng sein. Ein bißchen mediokre Techs haben noch keinen guten Film ruiniert, solange der Rest stimmt. Und wir, als Turtlefans, sind ja in diesem Falle guten Willens und bereit, das ein oder andere Auge zuzudrücken. Fokussieren wir also lieber den Film und die Storyline als Solche.
(Storyline:) Nach dem etwas verwirrenden Samurai-Intro begegnen wir glücklich unseren grünen Heroen in ihrem U-Bahn-Unterschlupf, der Kennern schon aus dem zweiten Teil geläufig sein dürfte. Gut und schön, immerhin. Ein Stück weit Continuity. Die Turtles blödeln in altbekannter Manier etwas herum und April schleppt einen Karton voller Flohmarktstuff an. Dieser wird von den vier Brüdern ausgiebigst inspiziert und -Tadah!- kommt unter anderem ein merkwürdiges, asiatisch wirkendes Zepter zum Vorschein. April hantiert neugierig etwas damit herum und -ZOFF!- weg und verschwunden ist die schöne Reporterin und an ihrer statt taucht ein desorientierter Samurai aus dem alten Japan auf. - o.O Soweit so stumpfsinnig... - Die Turtles erfahren schnell, dass dem Zepter magische Kräfte inne wohnen, die Zeitreisen ermöglichen und das April nun offenbar irgendwo in der Edo-Periode ihr Dasein fristet. Ein Zustand, den man natürlich nicht so belassen kann und so macht man sich per Zepterexpress flugs auf, um der Freundin in die ferne Vergangenheit nachzueilen und sie zurückzuholen. Alles ist gut geplant und während die Freunde ihre Reise antreten, kümmern sich Kumpel Casey Jones und Mentor Splinter mit Nachsicht um die im Gegenzug in der Gegenwart materialisierenden Asiaten. Doch was mag nun kommen? April einfach einsacken und wieder Retoure? Nein, nein, Freunde. So einfach macht es Hollywood unseren Krötenbrüdern nicht. Denn die junge Lady ist mittlerweile von einem übellaunigen nipponesischen Landlord und dessen intriganten europäischen Waffenschieber in Haft gesetzt worden. Unsere Grünlinge schließen sich daraufhin einer lokalen Resistance-Gruppe an, die dem Herrscher wegen stark verfehlter Politik ohnehin das Licht ausblasen will. - Der Kampf kann beginnen...
Hört sich wirr an? Verursacht ein ungutes Gefühl in der Magengegend, sagt Ihr? Ja, und ich sage Euch das Gefühl trügt Euch nicht. - Wer ist bloß unter Einfluß welcher unheiligen Droge nur darauf gekommen, einen Turtlesfilm zu drehen der im alten Japan spielt? Das entspricht der Athmosphäre des Stoffes null und reißt die vier aus ihrem gewohnten und geliebten Habitat, der amerikanischen Metropole New York samt den Sewers. Doch wer ein bißchen nachdenkt, kommt schnell darauf, warum diese Wahl wohl so gefallen ist: In dieser mortumen Phase des Turtlehypes hatte man einfach nicht mehr arg viel Geld im Budgetsäckel. Und was mache man als findiger Filmemacher, wenn das Bare klamm wird? Man verlege die Handlung in eine billig auszustaffierende Umgebung. Zum Beispiel in die Natur. Hm... Turtles... Ninja. Das alte Japan, natürlich! - Da hält selbst der nahe Forst problemfrei als Main-Set her, kostet fast nix (noch n' paar Hütten aus Obi-Equipment hingezimmert und gut is') und ein paar altjapanische Hanffetzen tun's für die Statisten als Kleidung. Way to go! Und da die Turtleskostüme ohnehin schon "kostspielig" genug waren (wohl das Einizige was man bei diesem Film wohl schwerlich einsparen konnte...), warum nicht auch gleich an den Bösewichten den Rotstift ansetzen. Denn hier in der Vergangenheit begegnen wir selbstredend keinem Revival des Super-Shredders oder gar einem Auftritt von Krang. Nein, hier müssen die klischeegerechten Nullachtfuffzehn-Villains Nogunaga und Walker als so unspektakuläre wie uninspirierte Konterparts herhalten. Na super. Größter Fehler ever, Freunde! Wenn der Feind nix taugt, stinkt selbst der charismatischste Held zwangsweise selbst ab. Auch die Turtles. Gar nicht gut! - Und auch sonst ist Schmalhans bei diesem Streifen durchweg Küchenmeister. Die Wortspiele der vier Ninjarecken haben stark gelitten, wirken eher gezwungen und die Kämpfe sind so kurz und wenig aufsehenerregend, wie sie selten sind. Zwischendurch zappt der Film dann noch zur Auflockerung (oder zum Laufzeitfüllen) immer wieder in die Gegenwart, wo die japanischen Austauschschwertschinger unter Casey's Anleitung die Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation wie Eishockey und Bars zu schätzen und lieben lernen. Vielleicht gerade noch das witzigste Element der ganzen Chause.
F A Z I T:
Der dritte und letzte Kröten-Streich enttäuscht leider massiv. Die Story spottet in ihrer verfehlten Konzeption und ihrer dürren wie absurden Bauart jeder Beschreibung und die Turtles in's alte Japan zu verlegen erweist sich hier erwartungsgemäß als profunde, Gähnen erweckende Schnapsidee. Von guten Kämpfen oder Witzen ist der Streifen ebenfalls weitestgehend frei und selbst die technische Seite erschreckt aufgrund mangelnden Budgets, um nicht zu sagen durch schlichte Unfähigkeit und Flickschusterei von Sondersgleichen (man nehme nur den Effekt, als Walker von der Klippe stürzt und kurz vor dem Wasser einfach "verschwindet"). Ein unrühmlicher Abschluß einer ansonsten durchaus sehenswehrten Trilogie, der man diesen Murks aus dem letzten Atem eines sterbenden Hypes heraus damals wohl doch besser ersparen hätte sollen. - Erklärte Turtles-Fans können zwar durchaus der Vollständigkeit halber einen Blick riskieren, alle anderen sollten aber definitiv eher einen weiten Bogen um Turtles III machen...