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Als sie einen Handtaschen-Räuber verfolgt, bekommt die hitzköpfige Polizistin Kyung-jin Yeo versehentlich den Highschool-Lehrer Myung-woo Ko in die Finger. Eine ereignisreiche Nacht, in der die beiden einen Undercover-Einsatz ruinieren und sich ungewollt mit der örtlichen Unterwelt anlegen, schweißt das ungleiche Paar zusammen und die Liebe folgt auf dem Fuß. Doch das Schicksal stellt das lebenslustige Pärchen auf eine harte Probe . . .

Selten lagen Tränen und Gelächter näher aneinander als in "Windstruck". Selten gab es einen Film, der so viele Genres in einer zweistündigen Laufzeit unterbringt: Der Film beginnt als heitere Komödie, wird ab der Hälfte zum tränenreichen Melodram, schließt mit einem unglaublich kitschigen Finale und zwischendurch gibt es einen Krimiplot, augenzwinkernde Referenzen zu früheren Filmen des Regisseurs, actionreiche Verfolgungsjagden und Schießereien und am Ende funktioniert der Streifen gar als modernes Märchen.
Die Fähigkeit zu Staunen und sich auf etwas Neues einzulassen ist Vorraussetzung um "Windstruck" zu genießen. Zynische Analytiker bekommen genügend Anhaltspunkte den Film in den Dreck zu ziehen, wer sich verzaubern lassen will, bekommt mit "Windstruck" einen der kurzweiligsten Filme der letzten Jahre, der sämtliche Höhen und Tiefen der menschlichen emotionalen Skala auskostet.
Daß bei einem derartigen Film Probleme vorprogrammiert sind, lässt sich kaum vermeiden. Die Handlung hat zu wenig Substanz um die lange Laufzeit zu rechtfertigen, viele Szenen sind wie eine Collage aneinandergreiht ohne die Story oder die Charaktere weiterzuentwickeln. Was den Film rettet, sind gute darstellerische Leistungen der beiden Hauptakteure. Die Chemie stimmt. Besonders in den melodramatischen Szenen punktet Jeon Ji-Hyun mit mitreißend gespielter Verzweiflung und wird dem einen oder anderen Zuschauer mehr als eine Träne entlocken.
Visuell hat Kwak Jae-Young alles im Griff: Die Optik erinnert an einen auf Hochglanz polierten Video-Clip mit vielen wechselnden Kameraperspektiven und -fahrten. Detailreiche und farbenfrohe Settings lassen einen in der märchenhaften Handlung versinken. Dazu gibt es einen Gänsehaut-Soundtrack aus Oldies, ohrwurmträchtig gecoverten Klassikern ("Knocking on Heaven's Door" von Youme), die bombastische Ballade "Tears", gesungen von Hitomi Shiratori und Yoshiki, ein eingängiger koreanisch-gesungener Rapsong und ein sehnsüchtiges Klavier-Leitthema mit Streicherlastiger Orchesteruntermalung. Im Zusammenspiel mit der perfekten Eye-Candy-Optik ist ein verrenkter Magen nicht ausgeschlossen: eine Handvoll Gummibärchen ist lecker, nach zwei Tüten bekommt man Bauchschmerzen. In meiner Lieblingsszene fährt Jang Hyeok in einem Jeep um seine angebetete Jeon Ji-Hyun während beide sich mit imaginären Waffen beschießen. Das bringt die Story nicht voran, ist aber dank der rasanten Kamera ein Fest für die Augen.
Die Actionszenen sind (obwohl teils zu lang) souverän inszeniert, dymischer Schnitt sorgt für wohldosierte Adrenalin-Kicks, Realismus wird vordergründiger Effekthascherei untergeordnet.
Ob sich also der DVD-Kauf unterm Strich rentiert? Ich habe mir "Windstruck" dreimal an drei aufeinanderfolgenden Abenden angeschaut und freue mich bereits auf das vierte Mal. Das dürfte die Frage zufriedenstellend beantworten.

Reizüberflutende Best-Of-Collage aus romantischen und melodramatischen Szenen mit märchenhaftem Touch. Allerdings setzt das augenzwinkernde Finale voraus, daß man zumindest einmal "My sassy Girl" gesehen hat, ansonsten ist irritiertes Kopfschütteln vorprogrammiert.

8 von 10 Tränen, 4 mit einem lachenden, 4 mit einem weinenden Auge vergossen.

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