Review

Leise rieselt der... hä?!

"Silent Night, Bloody Night" kann man fast als weihnachtlichen Psycho-Thriller beschreiben und eine (spoilerfreie) Inhaltsangabe ist nur schwer möglich. Ich versuche es trotzdem: ein altes Haus steht unter den Fittischen eines Maklers zum Verkauf, in dem einst unheimliche Todesfälle auftraten. Gleichzeitig bricht eine Person aus der Irrenanstalt aus und nimmt direkten Kurs auf das verlassene Anwesen. Klar, dass es dann nicht lange dauert, bis sich wieder Leichen stapeln...

"Blutnacht" ist ein vergessener Tipp aus der zweiten Reihe des Bahnhofskinos, der oft auf Grund mangelndem Blutzoll und umständlich erzählter Geschichte beiseite gelegt oder gar verrissen wird. Mir gefällt er jedoch gut bis sehr gut. Zumindest in Teilen. Denn die Geschichte bzw. ihre Erzählweise ist wirklich ärgerlich undurchsichtig, kreuz und quer, schwer verständlich. Das kann den Zugang zu dem Familiengrusler natürlich erschweren. Doch wenn man sich da durch beißt, aufmerksam und hartnäckig bleibt, sich damit abfindet, dass es sich nicht um einen klassischen Weihnachtsslasher ala "Silent Night, Deadly Night" handelt und obendrein noch einem ansehnlichen Print findet, dann könnte man eine positive, schaurige Überraschung erleben. Viele Hürden, ich weiß. Aber es kann sich lohnen.

Irgendwo zwischen Giallo, Slasher, Psychiatriethriller, Diashow, Stummfilm und Gothic Horror, war ich überrascht, wie angetan und gefesselt ich war, trotz seiner erwähnten, unübersehbaren Schwächen. Die Musik kitzelt Gänsehaut in den Nacken, die Atmo ist zum Schneiden dick, die Twists sind nicht vorhersehbar (wenn man sie denn auf Anhieb versteht) und der Bodycount am Ende dann doch höher als gedacht. Ich lese vor allem bei komplizierteren Filmen nachher oft nochmal bei Wikipedia die Geschichte nach - hier war es unumgänglich, half auch sehr. Vor allem die emotionslosen Voice Over und der sepiafarbene Rückblick, lassen die beste Geisterbahn alt aussehen. Ungewöhnlich und ungemütlich. Irgendwie, wird man das Gefühl nicht los, dass hier ein Klassiker drin gewesen wäre.

Fazit: atmosphärisch, wirr, weihnachtlich - ein eher unbekannter Vorläufer von winterlichen Slashern, der eine sinnvollere, klarere Erzählweise verdient gehabt hätte. Dennoch: eine verschneite Perle unter den frühen Xmas-Schauermärchen. Wenn man denn dann endlich checkt, was eigentlich abgeht...

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