Review
von Alex Kiensch
„Deathouse", „Silent Night, Bloody Night", „Blutnacht - Das Haus des Todes" - wer nach diesem Film sucht, kann unter diversen Verleihtiteln fündig werden. Lohnen würde sich das auf jeden Fall: Der kleine, düstere Killer-Reißer besticht mit einer bedrückenden Atmosphäre, erstaunlich blutigen Bildern und einer garstigen Story, die so starke Inhaltselemente wie Nervenheilanstalten mit schrecklicher Vergangenheit und irren Rachedurst bereithält.
Der Film, der um die grausige Vergangenheit eines Hauses kreist, in dem immer wieder an Weihnachten blutige Exzesse stattfinden, beginnt schon mit einer grandiosen Kontrastierung der Elemente: An sich idyllische Landschaftsaufnahmen, die einen winterlich-braunen Wald zeigen, werden von einer ruhigen Stimme aus dem Off begleitet, die sich scheinbar friedlich an ihre Vergangenheit erinnert. Doch schon nach wenigen Augenblicken stürzt ein lichterloh in Flammen stehender Mensch aus dem verfluchten Haus, während eine andere Stimme nun andeutet, dass diese Person entgegen der allgemeinen Überzeugung nicht allein im Haus war. Dazu sieht man eine undeutliche Gestalt im verlassenen Haus, die auf einem Klavier „Stille Nacht" spielt. Mit wenigen Bildern wird hier innerhalb kürzester Zeit eine Atmosphäre der Bedrohung und des Unheimlichen erzeugt, die von da an durchgehend erhalten bleibt und sich vor allem in nächtlichen Szenen im und rund um das Haus immer wieder in enorm spannende Spitzen steigert.
Das weitläufige Haus selbst bietet ein starkes Setting, und die Kamera überrascht immer wieder mit originellen und effektiven Einstellungen - etwa diversen Subjektiven aus Sicht des Mörders, allerdings nicht nur im beobachtenden Modus, sondern auch direkt während Aktionen: So werden etwa mehrere Menschen niedergeschlagen und ein Auto zur Flucht benutzt, direkt aus der Subjektiven heraus. Auch die Schnitttechnik erweist sich als erstaunlich modern und wagemutig: Eine relativ frühe Doppelmordszene per Axt erstaunt nicht nur durch ihre krasse Blutrünstigkeit, sondern auch durch den rasanten Schnitt, der offensichtlich an der legendären Duschmordszene aus Hitchcocks „Psycho" orientiert ist - in dieser kurzen Sequenz gibt es dutzende Cuts, von der Axt zum Bett zu blutigen Händen, immer hin und her. So wird der Großteil der heftigen Brutalität allein durch Suggestion im Kopf des Zuschauers erzeugt.
Diese intensive und durchgehend aufrecht erhaltene Inszenierung überspielt auch die offensichtlichen Schwächen der eher billigen Produktion weitestgehend: etwa die durchschnittlichen bis schwachen Darsteller, die ihre Dialoge recht hölzern daher sagen und dabei uninspiriert in der Gegend rumstehen. Oder auch die doch etwas unglaubwürdigen Aspekte der Handlung, dass zum Beispiel einige ranghohe Mitbürger des Örtchens nichts anderes als entlaufene gewalttätige Geisteskranke sein sollen. Solche Dinge gehen in überraschend blutigen Bildern, dem düsteren Setting und einem starken, zusätzlich für Unbehagen sorgenden Score unter.
Mit seiner für 1972 gewagt drastischen Inszenierung nimmt „Blutnacht - Das Haus des Todes" so manche Elemente vorweg, die Ende der 70er im US-Slasher-Genre zum Standard werden sollten. Mit seiner finsteren Atmosphäre, teils heftiger Gewalt und der wirklich bösen Story dürfte er ein kleiner Geheimtipp für alle Genre-Liebhaber sein. Und ein kleines bisschen 70er-Trash-Charme gibt es zu Spannung und Grusel gleich obendrauf.