Review

Bewertung des Films (10 von 10 Punkten!)

Story:
Der 10jährige Barbu (Jakov Kultiasov) wächst in Armut in der Ukraine auf. Er will ein großer Zirkuskünstler werden. Der ehemalige Zirkusartist Caruso (Lazar Ristovski) verspricht ihm, seinen Traum zu erfüllen. Er schleust Barbu und seine 13-jährige Halbschwester Mimma auf getrennten Wegen nach Berlin.
Hier verwandelt sich das Leben der beiden Kinder in einen Alptraum. Caruso lässt Barbu durch seine brutalen Handlanger zusammen mit anderen Kindern zu Dieben abrichten, die dann in Berlin Raubzüge durchführen müssen. Bringen sie nicht genug "Beute" mit, gibt es Strafen! Mimma verkauft er an einen skruppellosen Zuhälter, der sie zur Kinder-Prostitution zwingt.

Soweit so gut, klingt nach ordentlich dick aufgetragenen Cliches, die doch so eigentlich nicht sein können!
Denkste!
Regisseur Ivan Fila schafft es durch ungeschönte Bilder (er zeigt Berlin so wie es ist, als eine dreckige, völlig leblose und doch so überbevölkerte Stadt, die an jeder Ecke vor Kriminalität zu platzen droht) klar zu machen, dass er hier kein Märchen von weit weg erzählt, sondern eine Geschichte von Kindesmißbrauch und Menschenhandel, die direkt vor unseren Augen passiert, in unserem schönen Deutschland!
Jakov Kultiasov ist erst 10 Jahre, und doch könnte man meinen er wäre schon eine sehr lange Zeit Schauspieler! Sein Mimikspiel ist überwältigend, obwohl er nie weint in diesem Film, fast nie schreit und sich selten freut, bis auf am Anfang, weiß man immer genau was er fühlt, wenn man ihm in die Augen schaut!
Den Caruso spielt Lazar Ristovski mit ungeahnter Hingabe! Er ist das genaue Gegenteil von Barbu, mit jeder noch so kleinen Bewegung oder Geste oder Wort zeigt er uns seine Gefühlssituation.
Wenn diese beiden dann gemeinsam vor der Kamera sind, ergänzen sich ihre Stile zur Perfektion!
Katharina Thalbach und Birol Ünel haben zwar vergleichsweise kleine Rollen, spielen diese allerdings sehr überzeugend!
Mal von den tollen Darstellerleistungen abgesehen hin zum wahren Werk.
Das ist die Regie von Ivan Fila! Die Art und Weise wie er die Stadt Berlin in Szene setzt, untermalen von märchenhafter bis sehr düsterer Musik und die Kompromisslosigkeit mit der seine "Diebe" und ihre "Trainer" ihre "Arbeit" verrichten, völlig ohne auch nur ein einziges Mal so etwas ähnliches wie die Polizei zu spüren, das ist die harte Realität! Völlig ungeschönt präsentiert. Und wer bis jetzt noch nicht wusste, dass es auch in unserem Land Straßenkinder gibt, den dürfte dieser Film sehr schockieren! Was er aber auch so tut. Zum einen macht er einem klar, dass die heile Welt immer nur die Oberfläche sein wird und er gibt einem auch ordentlich das Gefühl, mit daran Schuld zu sein!
Wenn dieser Sog, den Zuschauer, mich auf jeden fall, erstmal erfasst hat, dann lässt er nicht mehr los!
Positiv hervorheben muss ich dann auch noch die musikalische Untermalung. Die ist so märchenhaft schön und abwesend, das man oft dazu verleitet wird zu glauben, das alles hier gäbe es doch gar nicht, und es wäre eben nur ein Märchen!
Das verleiht den Szenen, in denen die Musik plötzlich aussetzt noch viel mehr Intensität und Authenzität als so schon!

Auf die kleinen Nebenfiguren und Nebengeschichten, (Caruso und seine Frau, Barbu und sein Kumpel Marcel, Mimma und der Zuhälter) werde ich hier nicht weiter eingehen!
Nur soviel sei gesagt, sie sind nicht weniger intensiv inszeniert als die Haupthandlung und ohne sie käme die Haupthandlung gar nicht aus!
Soll heißen, kein Charakter, keine Handung in diesem Film ist überflüssig, störend oder unglaubwürdig!

Fazit:
Ein sehr bedrückender, nachwirkender Film über ein Thema das in Deutschland (noch) Tabu ist, so ungeschönt und realistisch, dass es weh tut! Ganz sicher!

10 von 10 Punkten!

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