Review

Ich muss gestehen, bis vor kurzem (bis zur TV-Ausstrahlung) hatte ich auch noch nichts von dem Streifen gehört, gelohnt hat sich jedoch allemal - König der Diebe ist wohl das, was man eine Filmperle nennt!

Der kleine Barbu (Jakov Kultiasov) ist schon in seinen jungen Jahren ein begnadeter Artist und führt zusammen mit seiner Schwester Mimma (Julia Khanverdieva) Kunststücke in seinem ukrainischen Heimatdorf auf. Scheinbar ob seines künstlerischen Talents wird Caruso (Lazar Ristovski), ein Mann der im Dorf als so etwas wie die Verbindung zum Westen angesehen wird, auf den Jungen aufmerksam und kauft ihn seinem Vater ab. Er schmuggelt Barbu und seine ältere Schwester Mimma getrennt über die Grenze bis nach Berlin. Dort, so hofft der kleine Barbu, wird er eines Tages eine große Nummer beim Zirkus sein. Zwar gibt es auf dem schäbigen Hinterhof in Berlin tatsächlich ein Zirkuszelt und Caruso, der früher einmal selber begnadeter Artist war, scheint durchaus Symphatien für den zunächst kein Wort deutsch sprechenden Knirps zu haben. Doch nach und nach kommt das wahre Gesicht des ach so tollen neuen Lebens im Westen zum Vorschein. Caruso und seine Leute (u.a. Birol Ünel als Handlanger von Caruso) betreiben nämlich in Wahrheit einen Kinderschmuggel-Ring. Barbu wird als Kinderdieb regelrecht abgerichtet und seine Schwester Mimma landet in der Zwangsprostitution bei einem schmierigen Zuhälter. Schlagartig befindet sich Barbu in der reinsten Hölle, auch wenn er dies erst so nach und nach richtig versteht und sich dagegen zu wehren beginnt...

Die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank weg grandios! Was Jakov Kultiasov mit der Darstellung der Hauptperson Barbu auf die Leinwand zaubert ist einzigartig und auch sein in Berlin kennen gelernter Leidensgenosse Marcel, gespielt von Oktay Özdemir, wirkt absolut authentisch. Neben dem Drama des Kinderhandels und -missbrauchs gibt es noch das Drama zwischen Caruso und seiner Partnerin (und früheren Zirkuspartnerin) Julie zu beobachten. Julie wird von Katharina Thalbach verkörpert, die wie immer alles aus ihrer Rolle herausholt und eine Intensität an den Tag legt, die ihres gleichen sucht.


König der Diebe ist eine Geschichte über die dunklen Machenschaften des Kinderhandel-Milieus verbunden mit der daraus entstehenden Zwangsprostitution bzw. Abrichtung zum Taschendieb und geplatzten und platzenden (Zirkus-) Träumen. Packend und erschreckend realistisch erzählt und inszeniert - Völlig zu unrecht scheint dieser Film ziemlich unbekannt zu sein! (9/10)

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