Die ehrgeizige Medizinstudentin Paula (Franka Potente) wird auf eine Elite-Universität in Heidelberg verlegt. Dort findet sie bald Anschluss an eine Gruppe junger Leute, die sich allerdings mehr für Partys als für ihre Ausbildung zu interessieren scheinen. Als eines Tages ein Bekannter Paulas auf dem Seziertisch liegt, wird sie misstrauisch und beginnt selbst mit der Ursachenforschung. Dabei stößt sie auf ein dunkles Geheimnis...
Horror made in Germany, diese Ausgangsposition lässt für gewöhnlich allzu schnell schlechte Vorahnungen vorauseilen. Doch zunächst war ich positiv überrascht von "Anatomie" die Verlegung typischer Teenie-Slasher-Schauplätze funktioniert, natürlich ist alles von US-Vorbildern längst bekannt. Innovatives sucht man vergebens, doch unterhaltsam ist das vorerst allemal. Welch ein Potential in "Anatomie" schlummert sieht man auch an den namhaften Darstellern, die berühmteste sicher Franka Potente.
Soweit, so gut. Halb geklaut ist gut gewonnen, das zählt bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Die Klischees des Genres werden gnadenlos ausgeschlachtet, von der sexgeilen Blondine, die bald das Zeitliche segnen muss, bis hin zum Kreis der üblichen Verdächtigen. Leider bekommt der Film seinen Knackpunkt da, wo der Mörder verraten wird. Das ist erstens viel zu früh, kommt zweitens viel zu vorhersehbar und drittens ist das unglaubwürdige Psychopathen-Gehabe des Schauspielers, dessen Namen ich hier aus Spoilergründen nicht verrate, ganz schön nervend. Dazu kommt dann noch die haarsträubende Idee mit der "Loge", die mir persönlich gar nicht zugesagt hat. Wo ist da bitte der Realismus? Hätte man sich doch weiter einfach an den anderen Genrevertretern orientiert, dann wäre daraus halt kein innovativer, aber solider Slasher geworden.
Der Blutgehalt hält sich übrigens in Grenzen. Bis auf einige "Igitt"-Effekte bei den Obduktionen werden blutgeile Freaks hier kaum auf ihre Kosten kommen. Haufenweise ausgefallene Morde bekommt man auch nicht zu sehen, die meisten Leichen liegen schon auf dem Seziertisch bereit. Sehr gut gelungen ist der Kill bei der Sexszene in der Anatomie, die zunächst richtig edel und durchgestylt wirkt, dank cooler Mucke, und dann jäh unterbrochen wird. Ich verrate jetzt mal nicht mehr.
Insgesamt ist das Ganze stellenweise unterhaltsam, teilweise auch richtig spannend. Zunächst deutlich bemüht an US-Vorbilder gehalten, vermag "Anatomie" zu überzeugen, als man jedoch versucht, innovative Ideen mit einfließen zu lassen, wirkt vieles idiotisch und unausgereift. Dazu kommt ein ganz schwerwiegender Fauxpas, durch den der Mörder viel zu früh verraten wird. Schauspielerisch ist alles im grünen Bereich, auch wenn manche Szenen etwas gestellt wirken. Fans des Genres können ohne Bedenken mal reinschauen, sollten aber auf keinen Fall zu viel erwarten. Hätte mehr draus werden können...