Also “Der Schnüffler” passt am wenigsten bisher in die typischen Filme die ich sonst so mit Dieter Hallervorden gesehen habe; wenige Kalauer, aber eine actionreiche Geschichte mit viel Handlung, viel Wortwitz und einem richtig “coolen” Hallervorden der hier - wenn man es so sagen kann - über seine Grenzen heraus wächst. Aber nur nach Einnahme eines neuen Präparates das er “schnüffeln” muss bevor er 2 Meter größer wird als er eigentlich ist. Denn vorher ist er ein einfacher Taxifahrer von zwischen Ost und West pendelnd und bei einer “Überfahrt” einen toten Agenten ins Taxi geladen bekommt. Ab dann gerät er zwischen die Fronten von KGB und CIA und lernt nach einer wilden Verfolgungsjagd - bei der er erst bei der Polizei landet und trotz überzeugender Schilderung seiner Misere in die “Geschlossene” verwiesen wird - eine Ärztin kennen die ihm als einzige glaubt und später nach Leibeskräften unterstützt um so den wahren Mörder zu finden für den ihn alle halten.
Dies geschieht wirklich sehr temporeich und verzwickt. Also wie gesagt es passiert schon eine Menge, Hallervorden muss sich gegen mehrere Parteien erwehren und gerät immer wieder in die sprichwörtliche Schusslinie. So ist die erste Hälfte ziemlich voll gepackt mit dutzenden Verfolgungsjagden per Pedes und per Auto, richtig fetzig inszeniert. Dafür wurde extra ein mehrköpfiges Spezialistenteam engagiert das sich wirklich ins Zeug legte: Autos explodieren, fahren Polizisten die Verkehrsinseln unter den Füßen weg, Wagen fahren seitlich dutzende Kilometer, fliegen durch die Luft und überschlagen sich. Bei letztgenanntem Stunt saß Hallervorden ohne Double selber im Auto und trug durch das sich eindrückende Dach eine schwere Kopfverletzung zu die die Dreharbeiten erst einmal aufhielten. Doch danach ging es Gott sei Dank weiter - Hallervorden kam mit einem “blauen Auge“ davon. Gut das das Drehbuch daher im Mittelteil die Actionszenen etwas zurückschraubte; weniger passiert nicht wirklich, doch nicht mehr so spektakulär wie am Anfang.
Nachdem Herbert Böckmann (Hallervorden) also anfänglich gejagt wird und der Film zwischen Verwechselungskomödie und Actionfilm schwankt, beginnt Herbert in der zweiten Hälfte selber zu jagen, wird durch diesen sonderbaren “Stoff” zu Herbie Melbourne, einem draufgängerischem Agenten-Verschnitt und der Film verstärkt seine politische Note (Ost-West-Konflikt). Die Wandlung Böckmann / Melbourne ist natürlich nicht von etwaiger Dauer so das dies immer zu pikanten Situationen führt die letztendlich den Klamauk (erst Hasenfuß dann Hasenscharte) ausmachen; doch auch als leicht trotteliger Taxifahrer hat Hallervorden die Lacher auf seiner Seite - beispielsweise bei den Verhören durch die Geheimdienste. Klassische Zeichnung: die Russen sind Wodka saufende Glatzköpfe mit einem Lenin an der Wand, während die Amis Kaugummi kauende und Cola trinkende Lässigkeiten in Person sind. Auch witzig anzuhören wenn immer Brocken der jeweiligen Sprache sich mit dem der deutschen mischen.
Doch wirklicher Blödel-Humor kommt eher selten vor, von einem ernsten Film kann man aber auch nicht sprechen, wenn auch sicher neben “Der Experte” der Hallervorden Film mit dem meisten Schuss Politik. Natürlich gibt Hallervorden seiner Rolle die gewisse komödiantische Note, manch Grimassenschneiderei muss einfach sein; auch hier wieder von ihm eingebracht: seine hervorragende Affen-Nachahmung die er scheinbar sehr gerne verwendet. Warum auch auf nicht gut bewährtes verzichten? Neu hingegen der romantische Part, die Beziehung zu der Ärztin der psychiatrischen Anstalt. Nicht aufdringlich eingeflochten sondern geschickt platziert und auch sympathisch - eine nette Abwechselung zu dem sonstigen Filmen. Hallervorden steht zwar im Mittelpunkt, doch ist diese leichte Parodie auf Ost-West-Spionage-Filme etwas mannigfaltiger und beschränkt sich nicht nur auf die gern gesehene Blödelei.
Natürlich ist der Stoff längst überholt, spätestens nachdem die Mauer gefallen ist. Dennoch werden hier Hallervorden-Fans auf ihre Kosten kommen; ein paar herzhafte Lacher hat der Film wirklich - doch wie gesagt gibt es hier viel Action und Wirrwarr, vielleicht etwas ungewohnt wenn man einen typischen “Didi“ der damaligen Zeit erwartet, trotzdem sehr unterhaltsam.