Review

Schon des öfteren bin ich über diesen Film gestolpert, konnte mich jedoch nie zu einem Kauf überwinden, u. a. auch, weil er meist extrem teuert war.
Irgendwann war es dann nach Belesen über den Film soweit, dass ich ihn kennen wollte und siehe da, ich wurde sehr positiv überrascht.

Oberflächlich betrachtet kann man den Film als auch versuchsweisen Softporno mit Psychoanleihen herunterkategorisieren, aber dieser Film ist so unglaublich viel mehr...
Inhaltlich fühlte ich mich etwas an Neil Jordans "Zeit der Wölfe" erinnert, doch ist dieser viel naiver und einfacher als das vorliegende Werk.

"Valerie" ist von !1970! und weiß allein mit seiner Bilderwelt noch heute zu begeistern. Davon könnten sich einige (westliche) Filmemacher noch einiges abgucken, um mal wieder gehaltvolle und keine CGI-überfrachteten und hirnfreien Filme auf den Markt zu werfen.
Hier wird generell sehr farbenfroh vorgegangen und jede Einstellung im Film sitzt. Man könnte es rein optisch nicht besser verfilmen. Sehr innnovative Kameraperspektiven ergänzen die hervorragend aufgestellten Szenen, die Ausleuchtung heller und auch dunklerer Passagen ist vorbild- und beispielhaft.

Doch Optik ist glücklicherweise nicht alles.
Neben der Optik bietet der Film einen Auszug aus dem Leben von Valerie, die sich im Zuge des Erwachsenwerden ihren Ängsten, Gelüsten und Gefühlen stellen muss. Die Geschichte verpackt und verschachtelt dies in bizarr anmutende Szenerien. Vom Genießen der Sonne über romantische Treffen mit einem nahestehenden Menschen, angedeutete Sexualakte mit dem Pfarrer, Enttäuschungen durch Menschen, die auf einen aufpassen sollten bis hin zu einer Orgie als klärendem Höhepunkt ist alles dabei. So kommt es, dass der "Sonnenschein" Valerie wechselnd mit hellen und eher dunkel angelegten Gestalten sympathisiert und agiert. Ihre Hin- und Hergerissenheit finde ich hier glaubhaft und verdammt gut in Szene gesetzt.
Der Zuschauer grübelt einen Großteil des Films darüber, was der Film einem nun eigentlich sagen will, weil man die Botschaft eher schwer verpackt hat, aber das stört nicht. Ich mag Filme, die den Zuschauer fordern, anstatt diesen nur zu berieseln. Bzw. iost die Botschaft eigentlich nicht schwer verpackt, aber der Weg, Valerie zu folgen, ist verschlungen. dadurch kann der Zuschauer aber zu einem guten Teil nachvollziehen, wie es Valerie in ihrem Gefühlschaos ergeht.

Der Film ist nur in Originalsprache zu erhalten. Untertitel lassen sich auf der abgebildeten DVD nur in englisch einschalten. Die Originalsprache ist kein Hindernis, sondern gibt dem ganzen noch einen ganz besonderen Reiz und Flair und entrückt die Geschichte der normalöen, langweiligen Welt noch ein klein wenig mehr.

Die Auflösung kam mir dann etwas knapp vor, nichtsdestotrotz ist der Film ein viel zu unbekanntes Meisterwerk. DAS ist der bessere Grund, wieso Leute Filme drehen und andere Leute sich diese im Kino ansehen.
Danke für diese wundervolle etwas andere Reise!

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