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Die kriminelle Vereinigung der Panther-Claw hat Tokio fest im Griff. Golden Claw, Scarlet Claw, Cobalt Claw und Black Claw terrorisieren die Bevölkerung mit ihren Schergen, Todesstrahlen, Karaoke und was sonst noch so das Schurken-Arsenal hergibt. Und wo das Böse in derart konzentrierter Form vorherrscht, muß es auch einen Helden geben. In diesem Film ist der Held eine Heldin, hört auf den Namen Honey Kisaragi und kann sich in Zeiten der Not in "Cutie Honey" verwandeln. Dazu muß sie einen herzförmigen Knopf an ihrem Halsband drücken und "Honey Flash" rufen, dann gibts rosa Blitze, sie verliert all ihre Klamotten (nur die Unterwäsche bleibt an, damit die Kinder im späteren Leben keine Amokläufer werden) und verwandelt sich in eine Kämpferin der Liebe und Gerechtigkeit.

Wer jetzt nicht bereits kopfschüttelnd offline gegangen ist, möchte wohl tatsächlich etwas über dieses quietschbunte Machwerk erfahren, daß dem Zuschauer Gute-Laune-Kitsch mit dem Vorschlaghammer ins Kleinhirn und die Netzhaut prügelt. Und es funktioniert. Wer sich den Trailer anschaut, wird unvermittelt an die Power-Rangers denken, aber was den nervtötenden US-Teenie-Hackfressen abgeht, davon hat "Cutie Honey" genug: Selbstironie. Hier ist nichts ernst. Selbst Honey Kisaragis sporadisch auftauchende Reflektionen über ihr einsames Leben und ihre verlorenen Erinnerungen werden durch den nächsten, garantiert kommenden schrägen Einfall kompensiert: Es gibt Karaoke-Einlagen von Leuten, die es offenbar eine Socke interessiert, ob sie singen können oder nicht, da stellt sich einer der Bösewichte mit einem Andrew-Lloyd-Webber-inspirierten Song vor, da zaubern Schurken im Hintergrund Geigen aus ihren Manschetten und stimmen Mozarts "Kleine Nachtmusik" an, während im Vordergrund Plastikschwerter gekreuzt werden. Da stört es auch nicht mehr, wenn Pinup-Model Eriko Sato a.k.a. Honey Kisaragi nur mit einem Müllbeutel bekleidet durch die Stadt joggt um sich Reisbällchen und Cola zu kaufen, weil sie Energie braucht um ihr Imaginary-Inductive-System aufzuladen. Alles wirkt irgendwie unecht und preiswert, aber eben nicht billig. Lediglich das Finale ist tempo- und pointenarm inszeniert und die Habt-Euch-Alle-Lieb-Message wird einmal zu oft wiederholt, was dem Spaß aber nur einen geringen Abbruch tut. Und da heutzutage sowieso jeder zweite Streifen aus Japan und Korea auf irgendeiner Manga-Vorlage basiert, wird es höchste Zeit für eine "Aika"-Realverfilmung. Hallo, kann mich da drüben jemand hören?

Diabetiker, LSD-Abstinenzler und Kitsch-Hasser Hände weg. Auf coole Art uncoole Abhandlung über die niemals stattgefundene Hippie-Bewegung in Japan. Super-laut, Super-einfältig, Super-süß und auch ein bißchen sexy.

7 von 10 Lollis mit zahnschmelzangreifender Glasur.

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