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Unter den zahlreichen Filmen, zu denen Stephen Chow in seinem aktuellen Geniestreich KUNG FU HUSTLE (siehe betreffendes Review) Querverweise legt, ist neben dem ausgiebig verunglimpften „Matrix 2: Reloaded“ auch der koreanische Fantasy (slash Comedy slash Martial Arts)- Hit ARAHAN. Natürlich könnte man sich ereifern, Chow hätte sich bei dem koreanischen Vorbild schlicht hemmungslos bedient, ergo gehustled, aber so einfach lässt sich das sicher nicht bestimmen. Bereits ARAHAN bezieht sich nicht nur ästhetisch, nicht nur in seinen Actionelementen auf die „Matrix“-Serie, auch seiner Erlösungs- respektive Heilandsthematik kann man recht mühelos sein Inspirationsquell nachsagen. Die Postmoderne macht es einem nicht leicht. Ist irgend etwas noch genuin? Sind alle Gefühle schon bebildert, jede Geschichte erzählt? Fragen, mit denen sich unsere kulturpessimistischen Freunde aus Frankfurt schon vor Jahrzehnten angelegt haben. Bekanntlich kamen sie zu dem Schluss, dass alles, was wir noch erwarten können, der Abfall von Gestern wäre. Bereits 50 Jahre Müll. So weit würde ich nie gehen, ich müsste sofort mit dem Schreiben aufhören. Aber zwangsläufig ist dennoch, dass man einen Film (ein Buch, eine neue CD) fast ausschließlich nach seinem Unterhaltungswert bemessen möchte. Der positive Nebeneffekt ist die Subjektivierung der Rezeption: wenn nichts mehr wichtig oder wegweisend ist, dann muss man sich darob auch nicht mehr bis aufs Messer streiten ... eine Gewissheit, die hoffentlich auch irgendwann auf das Verständnis von Ideologien und politischen Kampagnen greifen wird. Auch Müll, synkretistischer (dt. zusammengeschissener). Wahrheiten werden nicht mehr kollektiv, sondern nur noch individuell festgelegt... Das alles führt uns jetzt, zugegeben, ein ganzes Stück von dem recht harmlos rockenden ARAHAN weg. Ähnlich der zweiten Hälfte von KUNG FU HUSTLE befindet sich auch die urbane, koreanische Martial Arts Welt in Aufruhr, als ein großer, böse verbitterter Meister aus seiner Verbannung zurückkehrt, um sich die Welt zu unterwerfen. Die Kräfte, die einem multipolaren Gleichgewicht verschrieben sind – ein paar an den Rand der Senilität gealterte Dao-Magier – hoffen auf „den Einen“. Ein regelrecht bescheuerter Streifenpolizist gerät unter den Verdacht derjenige welcher zu sein, doch bis der zu seiner Bestimmung findet - das passiert nachdem der Böse in einem fulminanten Handkanten-Duell seinen blockierten Qi-Fluss freisetzt (ergo, die den Körper und überhaupt alles durchströmende Lebensenergie - siehe hier eben auch KUNG FU HUSTLE) – vergehen anderthalb Stunden chaotischen Zerstörungswahns und debiler Situationskomik, glücklicherweise sehr kurzweilig. ARAHAN trumpft zudem mit seiner geleckten Optik, seinem dynamischen Score und seinem großartigen Wire-Fu.

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