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Die nierenkranke Ching (Angelica Lee) wird im angetrunkenen Zustand eher zufällig Zeuge eines Verbrechens. In einem Hotelzimmer entdeckt sie eine halbtote Frau, der man die Niere entfernt hat. In der Nähe des Tatorts sieht sie eine junge Verdächtige namens Ling (Karena Lam) davoneilen, die sich später als Geliebte ihres Mannes entpuppt. Ching wird von nun an mit Drohanrufen terrorisiert, hinter denen scheinbar Ling steckt. Die Polizei allerdings ignoriert mehr oder weniger den gesamten Vorfall, da man der Meinung ist, dass es sich nur um Eifersucht handelt. Erst als die kranke Ching dem Nierendieb zum Opfer fällt und von Ling gerettet wird, werden die beiden unzertrennliche Freundinnen. Doch nichts ist, wie es scheint...
Das klingt wie eine fast unglaubwürdig zusammenkonstruierte Geschichte vom Reißbrett - und so ist es auch. Bei "Koma" möchte man beinahe schon denken, dass all diese komischen Zufälle eigentlich gar keine Zufälle sein können. Zuerst trifft Ching, die selbst eine kaputte Niere ihr Eigen nennt, auf Verbrecher, die ihren hilflosen Opfern die Niere entnehmen, und dann hat die einzige Verdächtige im Fall eine Affäre mit ihrem Mann und zufällig noch die selbe Blutgruppe, womit sie als Organspenderin für Ching in Frage käme. Und so zieht sich das immer weiter dahin... Der Film verfällt dem typischen "So etwas könnte in Wahrheit nie passieren!" - Syndrom, kommt damit überraschenderweise aber auch noch durch. Denn trotz der teilweise schon extrem konstruierten Geschichte schafft es der Streifen, seinen Inhalt relativ glaubwürdig an den Mann zu bringen. Der Film tischt dem Zuschauer bis zur Auflösung gen Schluss stets gekonnt Halbwahrheiten auf, die nur brökchenweise zur Aufklärung beitragen. Allzu schwer ist der Ausgang des Werkes zwar nicht vorherzusehen, dennoch dürfte man an vielen Stellen über die interessant inszenierten Plottwists überrascht sein. Langsam entwirrt sich ein nicht immer sofort erschließbares Netz aus Intrigen und Beziehungen, bei dem das Mitfiebern an vielen Stellen Spaß macht - selbst wenn man sich über das Ende schon im Klaren sein sollte.
Leider fallen auch etliche Szenen negativ auf, was dem Werk letztendlich eine Wertung im oberen Drittel verwährt. So trifft man im Laufe des Films auf einige Genre-Klischees, die im Einzelfall schon etwas ärgern, sich aber glücklicherweise im Gesamtbild wieder kompensieren. Die Story ist streckenweise leicht unklug konstruiert oder realisiert worden, was manchmal ein Kopfschütteln beim Zuschauer hervorruft. Einige Szenen wirken leider auch recht paradox und hätten getrost weggelassen oder weniger überzogen inszeniert werden können. Etwas daneben ist beispielsweise der Teil, in dem Ching mit ihrem kleinen PKW frontal in einen Lastwagen fährt und das Vehikel sich fünfmal um die eigene Achse dreht. Außer einem kleinen Schaden am Frontscheinwerfer ist allerdings nichts zu sehen, und auch unserer Protagonistin geht es absolut prima. Der LKW-Fahrer scheint sich um die ganze Sache ebenfalls nicht viel zu scheren, denn er hält es nicht mal für nötig anzuhalten. Andere Szenen wiederum sind äußerst unplausibel in ihrer Abfolge, dienen aber dazu, mächtig Spannung aufzubauen, was man als Zuschauer einfach hinnehmen sollte. Das Hinterfragen des manchmal zu überhasteten Plots ist bei "Koma" sowieso weniger empfehlenswert, denn dann droht das etwas wackelige Storykonstrukt einzustürzen und der Spaß am Film geht flöten.
Zwischen all den gekonnten Suspense-Momenten darf sich das Publikum auch an einigen dramatischen Szenen satt sehen. Das bleibt wie immer Geschmackssache, aber dank der recht kompakten Laufzeit des Streifens entstehen eigentlich nicht wirklich irgendwelche gravierenden Längen. Positiv gelungen ist auf jeden Fall das düstere Finale, welches ordentlich an Tempo und Gänsehautatmosphäre dazu gewinnt und den Zuschauer für einige Minuten gekonnt zu fesseln weiß. Die Schwachstellen in der Handlung zuvor geraten deshalb glücklicherweise fast alle in Vergessenheit.
Technisch weiß das Werk durchgehend zu überzeugen und fährt somit ordentlich Pluspunkte für sich ein. Die Kulissen sind düster und atmosphärisch, die Farbkompositionen mehr als ansprechend und die Kameraeinstellungen sorgsam gewählt. Auch Regie, Spezialeffekte und Soundtrack tragen zum positiven Gesamtbild bei. "Koma" lebt letztendlich auch von den perfekten Darstellern – vor allem das Frauenduo Lee und Lam, aber auch der Rest der Akteure, spielt seinen Part äußerst gekonnt. Wer das ansonsten immer recht unschuldige Sweetheart Karena Lam endlich mal als Bösewicht erleben will, kann sich auf den Streifen freuen.
Gesamt gesehen ist "Koma" zwar stellenweise etwas zu sehr vorhersehbar und es fehlt der gewisse letzte Schliff, dennoch hat man es mit einem durchaus spannenden Thriller zu tun, der durch seine etlichen Plottwists immer frisch bleibt, und dessen Auflösung vom Zuschauer bis zuletzt herbeigesehnt wird. Das recht gut inszenierte und spannende Finale weiß dann schließlich über einige schwächere Stellen zuvor hinwegzutrösten und rundet das Werk gekonnt ab. Zwar kein Meilenstein, aber ein sehr routiniertes und solides Suspensewerk mit kleinen Schockeinlagen, das allemal einen Blick wert ist.

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