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"Weißt Du: Mir ist es lieber, ich kenn' die nicht, die ich umbringe." - "Bis jetzt hat es Dir nichts ausgemacht, oder?"

Nicht bloß die deutsche Verleihschmiede hat versucht, den Film mit bekannten Wörtern und so vermeintlichen Hinweisen im entsprechend 'schnoddrigen' Titel an das Publikum zu bekommen, auch das im englischsprachigen Raum zum Teil benutzte Revenge of Trinity oder Trinity Sees Red (neben The Winds Fierce) geht allzu deutlich in die vermeintliche Richtung. Dass das im Original auch einfach nur “Die Wut des Windes“ lautende Werk mit einem Zitat von Shakespeare beginnt, dem “Ein solch schmutziger Himmel klart nicht ohne einen Sturm auf.“, und die ersten Bilder sicherlich alles, aber kein (Spaghetti)Western sind, und auch keine Komödie, hat sich dann schnell im Auditorium herumgesprochen, die Produktion des Neuen Spanischen Kinos wurde trotz ihrer Qualitäten anschließend 'isoliert' und ist bis heute vielleicht nicht gänzlich übersehen, aber doch den Bogen drumherum gemacht, also weitgehend ignoriert. Nicht boykottiert:

Andalusien am Ende des 19. Jahrhunderts. Die beiden im Norden lebenden Auftragskiller Marco [ Terence Hill ] und Jacobo [ Mario Pardo ] werden angeheuert, sich einzeln in die südliche Provinz zu begeben und sich dort auf ihre Art und Weise um den andauernden Kampf zwischen den Landbesitzern um Don Antonio [ Fernando Rey ] und seine Söhne Ramón [ Máximo Valverde ] & Carlos [ Andres Resino ] sowie den Kleinbauern zu kümmern. Hineingezogen wird vor allem auch die Wirtin Soledad [ Maria Grazia Buccella ], der Lehrer Tonio [ Carlos Otero ] und der Schmied José [ Ángel Lombarte ].

Eine Feierlichkeit auf großen Platze, und einer, der nichts zu feiern hat. Eine Gesprächigkeit und Geschäftstüchtigkeit, und einer, der nicht spricht, sich nicht unter die lächelnde Menschenmenge voller Männer, Frauen, Kinder - alle edel ausstaffiert, aus gutem Hause - mischt, der grimmig schaut und die Gegend und sein Ziel abcheckt. Ein Attentat von zwei Seiten gleich, pünktlich zum Glockengeläut, mehrere Schüsse ohne Vorwarnung und aus nächster Nähe in einen Leib, ein auf Nummer Sicher gehen, “Wer Wind sät, wird Sturm ernten.“, chancenlos niedergestreckt wird der auserkorene Feind. Es gab kein vorher, es gibt bloß ein Hinterher, niemand hat damit gerechnet. Der Schütze ist jung, sein Partner, sein 'Halbbruder' ebenso, noch jünger gar, kaum erwachsen, ihre Mittel brutal, ohne Skrupel, die Bewegungen sparsam, es wird für Geld gearbeitet, This Gun for Hire, es wird nur wenig Energie investiert. “Saubere Arbeit wird immer seltener.“ lautet ein Kompliment nach vollzogenen Auftrag, selbst der Mittelsmann hat deutlich Angst vor dem Pärchen, ein neuer Job steht an, es gibt ein "Viel Glück" und eine genaue geschriebene Anleitung. Mit dem Zug wird gereist, eine lange Fahrt per Dampflok, es geht raus aus Stadt und Zivilisation, es geht in den Süden, in eine Diktatur, eine selbst ausgeführte Anarchie, seitens des Herrschenden, des Diktators. Das Leben ist karg, es ist noch nicht einsam, es scheint frei zu sein, ein Trugschluss zu tun und lassen zu können, was man beliebt, es ist umrandet von Gewalt und Tod schon, es führt zielgerichtet zu einem Verderbnis. Sozialromantik und ein Abenteuer werden kurz angedeutet, aber wieder aufgegeben, “Ein Begräbnis ist nicht der rechte Platz für politische Vorträge.

Die Gegend, in die man geschickt wurde, ist gespenstisch leer, “Warum ist hier alles dicht?“, die Unruhen haben Schuld, “eine Art Aufstand“, es geht seit einigen Wochen schon so, übergeblieben ist nur der letzte traurige Rest, die Einöde, die Realität, oder das, was noch über ist. Es wird allgemein mehr mit (ab und an ikonografischen) Blicken ausgedrückt als gesprochen, die Kamera folgt dem Geschehen, wandert durch den Raum, es wird sich viel mit sich selber beschäftigt, es wird sich auf das Innere, den Kampf in einem selber konzentriert, man wird schon bei Ankunft und dann fast fortdauernd mit jemandem verwechselt. Eine falsche Hoffnung, auch die Inszenierung deutet viel an, sie gibt sich später erst zu erkennen, es werden Fragen gestellt, aber nicht beantwortet, es wird sich einander nicht vorgestellt, die Anwesenheit macht trotzdem die Runde. Der Gegner ist schon da, ein Willkommenskomitee, in Übermacht. Es gibt abendlichen Besuch, Drohungen und Warnungen, einen rauschhaften Tanz, Ablenkung vom Klassenkonflikt, Ausübung der Macht; es wird sich genommen, was man braucht, vorher noch darum gewettet.

Hauptschauplatz ist hier eine Taverne Schrägstrich Hotel, eher eine Pension, ein Gasthaus, ein Außenhof, ein Innenraum, Holz und Stein, ein paar Fässer, ein paar leere Bäume, etwas Stoff schützend vor dem Sonneneinfall und der Hitze. Die weitere Öffentlichkeit kaum vorhanden bis nicht gezeigt, Hill (der als Einziger vor dem Titel genannt wird) selber ist auch ab und an außerhalb des Kaders und des erzählerischen Rahmens, es gibt Figuren mit mehr Vorgeschichte und mehr Belastungen und Belangen hier, es wird von Hass hier gelebt, und von Stolz, es wird sich auch für andere Menschen mit gefühlt und interessiert. Es geht um Land und Landgewinnung, um Landwirtschaft, um Landraub, um die Macht der Peitsche, um das Recht des Stärkeren, die Politik wird hier selber gemacht, das Gesetz einem aufgezwungen, ein Leben stets in Bedrängnis, für die Männer auch, für die Mädchen und Frauen noch eher. Sparsam die Behandlung und das Zimmer, eine kleine Waffe raus aus dem Koffer und im Hosenbund am Mann getragen, eine größere Waffe zurück in die Tasche, für später; "Ich hab hier eine Menge Zeit gehabt, um nachzudenken. Seitdem weiß ich, ich bin krank." Es wird erwartet, es wird gewartet.

Armut herrscht vor, emotionale Leere, die Neuankömmlinge jeweils als Hoffnungsträger hier, trotz ihrer Berufung als Mörder. “In fünf Minuten kommen Sie dran, Señor .“ - “Ich habe Zeit.“ ist das Motto und die Devise der gedungenen Killer hier, man nimmt die Verhältnisse wahr, man geht ruhig an die Sache heran, die Erzählung als Sittenbild, als isolierte bis desolate bis demütigende Beschreibung, das Thema selber kommt auch bei den 'handelsüblichen' Spencer/Hill vor, so weit entfernt wie die Unkenrufe vermuten lassen, ist manchmal gar nicht, teils ist die Wahl der Mittel ähnlich, teils völlig gegensätzlich. Pfiffe auf der Tonspur, mysteriöse Reiter, Allianzen die geschaffen werden und gebrochen, Gewalt, die mehr bewirkt als Ideen und Predigten, es wird sich organisiert und Verstärkung geschaffen, es kommt erneut zum Ausbruch von Brutalität, es kommt zu bitterbösen Überraschungen, zur zweifelnden und zweifelhaften Modalitäten und Moralitäten. Die Regie von Mario Camos, ein Nachfolger vom geschriebenen Cordoba (1963, um einen politischen Rebellen und Bandenführer gegen die Soldaten des Königs) und dem gedrehten Passion der Komödianten (ebenfalls '63, um Gruppenspannungen und Erniedrigungen der Umwelt), ein Vorgänger des Die heiligen Narren (1984, um die Ausnutzung und Demütigung einer armen Bauernfamilie) bricht zuweilen ein Vertrauen, welches vorher nicht beschworen, aber möglich scheint, sie klärt Irrtümer auf direkte Art und Weise auf, sie lässt sich nicht in die Karten schauen, sie ermöglicht Wendungen und provoziert Reaktionen, sie fordert das Publikum heraus, es wird seitens der Produktion revolutioniert, ein Flächenbrand entzündet, eine Stampede ausgelöst, sie ist vor allem auch in politischer, (arbeits)rechtlicher, gesellschaftlicher und in sexueller Hinsicht offensiver.

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